Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Frau Kling, Herr Schenk und Meister Adebar
In Lauingen sollen sich die Störche wohlfühlen und Futter finden. Darum kümmert sich „Runder Storchentisch“
Lauingen „Störche und ihren Nachwuchs nicht füttern.“So lautet die gemeinsame Bitte von Lauingens Bürgermeister Wolfgang Schenk und von Susanne Kling, Teamleiterin Natur und Landschaft des Pflegeverbands Donautal Aktiv und mit zuständig für Lauingens Störche. Denn als Wildtier muss der Nachwuchs lernen, einen Frosch zu fangen und sich an seinen Lebensraum anzupassen. Die gefiederten Gäste nisten seit mehr als einem Jahrzehnt auf dem Lauinger Rathausdach.
Für die kommende Storchensaison gibt es ein neues Pflegekonzept, entwickelt vom „Runden Tisch“, der künftig regelmäßig tagen soll. Dort sitzt Bürgermeister Schenk zusammen mit Landwirten, der Lauinger Storchenbeauftragten Hildegard Zenetti, Landschaftspflegern von Donautal Aktiv und vom Bund Naturschutz. „Die Kooperation mit der Stadt funktioniert gut“, bestätigt Susanne Kling auf Nachfrage. Zum überarbeiteten, ganzheitlichen Pflegekonzept gehört ein neuer Mahdkalender, der den Störchen von Mitte April bis Ende September genügend Nahrung bietet. Für Frösche, Lurche und Wiesenpflanzen ist die Mahd verträglich und schonend zugleich. Immerhin benötigt ein Storchenpaar mit vier Jungvögeln bis zu 4,5 Kilogramm Futter täglich. Und das von Ende Mai, wenn der Nachwuchs schlüpft, bis in den Herbst hinein, wenn sich die Storchenpaare samt ihren flüggen Jungvögeln in den Süden verabschieden.
Die Frühstückswiese auf der Bleiche mit nur 500 Meter Entfernung vom Horst auf dem Rathaus ist wichtig für die ersten Flug- und Nahrungsversuche junger Störche. „Hier wird künftig das Grünland in Abschnitten gemäht, in Absprache mit Donautal Aktiv und mit den Bewirtschaftern. Die bestehenden Teiche bleiben und werden weiter gepflegt“, so Schenk. Gerne kehren die Störche und ihr Nachwuchs auch am Kreiselbiotop beim Auwaldsee ein. Hier sollen diesen Sommer mehr offene Wasserflächen für viele Frösche und Lurche sorgen und damit für eine leckere Speisekarte.
Neu für den Storch sind die Nahrungsflächen in Nähe der Lauinger Kläranlage, bereitgestellt durch die Stadt. „Ganz nah am Horst, ideal für Jungvögel“, berichtet Schenk, „samt zeitlich gestaffelter Mahd für mehr Futter“. Eingebunden in das Storchenkonzept sind zudem der Nachtweidgraben, Landgraben und Heidgraben südlich von Lauingen, fast in Sichtweite des Horstes. Auch hier werden die zeitlich gestaffelte Mahd durch Lauinger Landwirte und offene Flachwasserzonen samt Uferbereiche dem Storch und seinem Nachwuchs Appetit machen. Hier erfährt die Stadt besondere Unterstützung durch Stadtrat Vitus Kleinle, der als Landwirt ebenfalls seinen Mährhythmus an den Futterbedarf von Meister Adebar anpasst. Schwaben, und damit auch Lauingen, ist ein wichtiger Schwerpunkt für den Storchennachwuchs. Seit 2014 kehrt das immer gleiche Storchenpaar auf das Rathausdach zurück, um zu brüten und seinen Nachwuchs aufzuziehen. „Darauf sind wir stolz“, sagt Bürgermeister Schenk. Drei Jungvögel machten sich vergangenen Herbst auf die Reise in Richtung Süden. Ein vierter Jungvogel verendete allerdings. „Was genau passiert ist, lässt sich im Nachhinein schwer sagen, denn Jungstörche sind gerade während ihrer ersten Flugversuche vielen Gefahren ausgesetzt“, berichten Schenk und Kling übereinstimmend.
Dank des „Runden Tisches“und des neuen Pflegekonzepts wartet die ganze Saison über eine leckere Speisekarte rund um Lauingen auf Störche und ihre Jungen.