Augsburger Allgemeine (Land Nord)

30 Jahre Geiseldram­a

Tipp des Tages In Zeiten sozialer Netzwerke ist „Gladbeck“so aktuell wie nie zuvor

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ARD, 20.15 Uhr Zum 30. Mal jährt sich das Geiseldram­a von Gladbeck in diesem Sommer. Einer der spektakulä­rsten Kriminalfä­lle im Nachkriegs­deutschlan­d, der zwei Geiseln und einen Polizisten das Leben kostete, der als Versagen der Staatsmach­t und als journalist­ischer Sündenfall in die Geschichte einging. Das Erste zeigt den TV-Zweiteiler „Erschütter­ung und Ohnmacht“heute und morgen um 20.15 Uhr.

Einer der beiden Täter, Dieter Degowski, ist gerade aus der Haft entlassen worden. Der andere, Hans-Jürgen Rösner, sitzt weiter im Gefängnis. Was war geschehen? Damals waren streckenwe­ise Millionen Zuschauer vor den Bildschirm­en dabei, als die Täter nach einem missglückt­en Banküberfa­ll in Gladbeck mit Geiseln durchs Land flohen – verfolgt von einer hilflos wirkenden Polizei und einer Pressescha­r wie im Rausch. Vor laufenden Kameras gaben die Verbrecher Interviews, während sie in Bremen Geiseln in einem Bus in ihrer Gewalt hatten. In Köln kam es zur bizarren Pressekonf­erenz aus dem dicht umlagerten Fluchtwage­n heraus – die 18-jährige Geisel Silke Bischoff beantworte­te Fragen, während Degowski ihr die Waffe an den Kopf hielt. Die Polizei konnte das von Reportern und Schaulusti­gen umringte Fahrzeug nicht stürmen. Ein Journalist stieg ein und lotste die Gangster aus der Stadt.

Regisseur Kilian Riedhof sieht in „Erschütter­ung und Ohnmacht“keinen Dokumentar­film, sondern „einen dramatisch verdichten­den Spielfilm“. Der Zuschauer soll sich immer fragen: „Was würde ich machen?“In Zeiten des Live-Dabeiseins via Smartphone und sozialer Netzwerke, wichtiger denn je.

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Foto: dpa/Martin Valentin Menke Das Geiseldram­a von Gladbeck ging als journalist­ischer Sündenfall in die Geschichte ein. Fotografen und TV Teams umringten die Entführer in der Kölner Innenstadt – hier eine nachgestel­lte Szene aus dem Film.

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