Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jugend präsentiert: FOS schickt Schüler ins Finale
Wettbewerb Neusässer fahren im Sommer nach Berlin. Zuvor haben sie die Jury mit ihrem Vortrag über Lawinen überzeugt
Neusäß Angefangen hat es mit einem langweiligen Vortrag. Den erlebte der Physiker Klaus Tschira zu einem eigentlich interessanten Informatikthema. Weil der Mitgründer des Softwareunternehmens SAP ohnehin eine Stiftung mit seinem Namen zur Förderung der Naturwissenschaften bereits gegründet hatte, war der Weg zur Idee für den Wettbewerb „Jugend präsentiert“nicht weit. Diese Anekdote erzählt Lehrer Tobias David, der an der Fachoberschule (FOS) Neusäß Chemie und Biologie unterrichtet. Seit 2012 können nun Schüler in einem deutschlandweiten Wettbewerb zeigen, dass sie Themen aus den Bereichen Biologie, Chemie oder Physik interessant darstellen können. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei die FOS Neusäß ein.
Bereits im vergangenen Jahr wäre der Wettbewerb nämlich fast am eigenen Erfolg gescheitert. 2017 haben so viele Schüler teilgenommen, dass die Jury in Berlin kaum hinterherkam, alle Beiträge zu sichten und die besten auszuzeichnen. Deshalb können nun ausgewählte Schulen ihre Schulsieger direkt bestimmen und nach Berlin schicken. „Die FOS Neusäß war die erste Schule in Bayern, die das umgesetzt hat“, berichtet Lehrer Tobias David. Von dem Gymnasium in Kempten, an dem er zuvor unterrichtet hat, hatte er die Idee zur Teilnahme mitgebracht – und gleich alle Schüler der elften Klassen dazu verpflichtet, mit einer Präsentation dabei zu sein. Für die gibt es übrigens auch eine Note. „Platz dafür ist im neuen Lehrplan der Fachoberschulen, der verstärkt auf das Erlangen von Kompetenzen setzt“, erläutert der Pädagoge. Was ihm an dem Wettbewerb so gefällt: Teilnehmen kann jeder Schüler, nicht nur die Überflieger eines Fachgebiets. Denn Präsentationen erstellen, das lernen die Jugendlichen heute auf jeder Schule.
Richtig reingehängt in ihre Präsentation haben sich die beiden Elftklässler Moritz Rameseder, 16, aus Horgau und Simon Holzhauser, 17, aus Stadtbergen. Beide lieben in ihrer Freizeit den Sport, dazu gehört auch das Skifahren abseits der Pisten im Tiefschnee. Weil das aber gefährlich werden kann, wenn man sich nicht mit Lawinen und deren Entstehen auskennt, war das gemeinsame Thema schnell gefunden. Viele Tage haben sie an dem Thema gearbeitet, mit einem Skiführer gesprochen, Szenen in den Bergen selbst gedreht oder passendes Material im Internet gesichtet. Entstanden ist so ein fünfminütiger Film über verschiedene Lawinenarten und ihre Entstehung.
Doch einfach das Video beim Schulentscheid vorzuführen, das war zu wenig, um den Wettbewerb zu gewinnen. Für die Bühne mussten die Schüler eine neue Präsentationsform finden. Und so standen sie schließlich mit Skijacken und Skibrillen auf der Bühne, zeigten Teile aus dem Filmclip und spielten andere Szenen nach. Noch schwerer fiel es Theresa Gail, ihre Präsentation auf die Bühne zu bringen: Die Schülerin des FOS-Zweigs Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie hatte sich das Thema „Woher kommt die Milch?“ausgesucht. Weil es dabei hauptsächlich um die Kuh geht, wollte sie eigentlich eine mit auf die Bühne bringen – zumindest ein noch zahmes Kalb. Am Ende hat es aber auch ohne tierischen Beistand für den zweiten Platz des Schulwettbewerbs gereicht. Die Jury hat die besten Beiträge nach einem festen Katalog bewertet, dabei geht es unter anderem um die Sachkenntnis des Themas, die Art der Darstellung und auch darum, ob die Präsentation auch für jene geeignet ist, für die sie gedacht ist.
Die Sieger dürfen nun im Sommer an einer Vorbereitungsakademie von „Jugend präsentiert“teilnehmen. Moritz Rameseder und Simon Holzhauser freuen sich vor allem auf die Erfahrungen, die sie dabei sammeln werden. Ob es dann beim Finale im Spätsommer in Berlin zu einem vorderen Platz reichen wird, das ist noch völlig offen. Und eigentlich sei das auch gar nicht so wichtig, sagt Lehrer Tobias David. Anschaulich präsentieren zu können, das werde nicht nur in der Schule, sondern auch im Berufsleben immer wichtiger.