Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie geht es weiter mit Plärrerzelt Bewerbung?
Volksfest Bei einigen Stadträten gibt es Vorbehalte gegen den einzig verbliebenen Bewerber Helmut Wiedemann. Die Verwaltung prüft die Bewerbung jetzt nochmals. Es ist nicht die erste umstrittene Zelt-Vergabe
Nach dem Absprung von Tobias Emminger als Bewerber für den Betrieb des dritten Plärrerzelts läuft das Vergabeverfahren weiter im ursprünglichen Zeitplan. Demnach soll der Stadtrat am 22. März eine Entscheidung treffen, auch wenn es inzwischen nur noch einen Bewerber gibt. Dabei handelt es sich um Helmut Wiedemann, der in der Vorweihnachtszeit das „Winterland“vor der City-Galerie betreibt.
Wie berichtet gibt es in der CSU Vorbehalte gegen eine Abstimmung, bei der am Ende nur ein Kandidat zur Auswahl steht. Sie will eine Neuausschreibung. Hinter verschlossenen Türen diskutierte am Mittwoch der Allgemeine Ausschuss des Stadtrats über das Thema. Hinterfragt wurde dem Vernehmen nach von einigen Stadträten, inwieweit Wiedemann „einschlägige Erfahrung in einer entsprechend vergleichbaren Gastronomie oder in einer traditionellen Gaststätte hat“. Dies ist eine der Voraussetzungen, die in der Ausschreibung stehen. Aufgeworfen wurde auch die Frage, ob man überhaupt ein drittes Zelt brauche, nachdem inzwischen das Gastronomie-Angebot auf dem Plärrer ausgebaut wurde und die beiden großen Zelte abgesehen von den Donnerstagen und dem Wochenende abends häufig noch Plätze freihaben.
Die Stadt wird nach den Vorbehalten mehrerer Stadträte (nicht nur aus der CSU) offenbar die Bewerbung Wiedemanns noch mal genau prüfen. Gewünscht ist unter anderem eine Einrichtung im Alm-Stil und Musik in einer moderaten Lautstärke. Wiedemann plant gemäß der Ausschreibung eine zweistöckige Holzhütte mit Galerie und 550 Sitzplätzen. Das Ergebnis der Prüfung ist ungewiss.
So oder so wäre es rechtlich aber wohl problematisch, das Bewerbungsverfahren zum jetzigen Zeitpunkt aufzuheben, weil es nur noch einen Bewerber gibt. Wiedemann könnte klagen. Abgesehen davon wäre sehr fraglich, ob es bei einer Neuausschreibung unter gleichen Maßgaben – gemütliches Ambiente statt Partyzelt – andere Bewerber gäbe.
Die Ausschreibungen für das dritte Plärrerzelt waren seit jeher problematisch. Die Überlegungen für das Zelt entstanden vor zehn Jahren, 2009 warf Interessent Feinkost Kahn nach Querelen entnervt das Handtuch, noch bevor überhaupt ein Zeltbetrieb zustande kam. Die Stadt hatte damals die Idee mit dem neuen Zelt entwickelt und sich gleich Kahn als Betreiber ausgeschaut. Schausteller witterten daraufhin Mauschelei, weil Kahn damals in der städtischen Kongresshalle Geld in die Küche investierte. Kahn und die Stadt bestritten jeden Zusammenhang.
Die Stadt startete daraufhin ein öffentliches Vergabeverfahren. Reibungslos lief aber auch das nicht. 2011 entschied sich die Mehrheit des Stadtrats entgegen der Empfehlung der Verwaltung für den Schausteller Edmund Diebold und die Bäckerei Balletshofer. Zwei andere Bewerber, die aus Sicht der Stadtverwaltung den damaligen Kriterienkatalog für eine gehobene Gastronomie besser erfüllt hätten, gingen leer aus. Zu Klagen der unterlegenen Bewerber kam es damals aber nicht. Vergangenes Jahr warf Diebold nach sechs Jahren aus wirtschaftlichen Gründen das Handtuch. Unter anderem, dass er kein Essen im Straßenverkauf anbieten durfte, habe ihm zu schaffen gemacht, so Diebold.