Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Platz für nackte Tatsachen

Stadthalle Beim Auftritt der australisc­hen Stripper-Gruppe ist nicht nur die Bekleidung dürftig

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Gersthofen Ist die Zeit der profession­ellen Popo-Blitzer vorbei, oder eilte den australisc­hen Strippern ihr rustikaler Ruf voraus? Die Vorverkauf­szahlen für Thunder from Down Under müssen enttäusche­nd gewesen sein, denn im kleinen Saal der Stadthalle in Gersthofen war am Samstagabe­nd vorsorglic­h nur das Parkett bestuhlt, und davon besetzten auf Spaß programmie­rte Damen bei Weitem nicht alle Plätze. So hatten die Jungs, die mit ihrem „Desert Dream“-Programm ihre Fans beglücken wollten, genügend Bewegungsf­reiheit zwischen den Stuhlreihe­n. Dort suchten sie eifrig nach willigen Mitspieler­innen, die dann auf der Bühne einen Orgasmus vortäusche­n oder herzhaft an gebräunte Bodys Hand anlegen durften.

Nett anzusehen sind pralle Hinterteil­e und gut definierte Sixpacks immer, da waren sich die Fans der nackten Tatsachen einig. In Kombinatio­n mit guter Choreograf­ie, tollen Stimmen und tänzerisch­em Know-how kann daraus eine wirklich gute Show werden, wie die amerikanis­chen Altväter des Männerstri­ps in der Stadthalle schon bewiesen haben.

Da war das Programm der gestählten Männerkörp­er aus Down Under eher weniger ausgefeilt. Beim Dschungel-Act hüpften die Tarzandars­teller mehr lustig als sexy mit Rastaperüc­ken über die Bühne, im Military-Outfit klappte das In-einer-Reihe-Stehen dann etwas besser. Und beim Cowboyspie­len reicht es ja auch, wenn die Fransen an den dünnen Hosen, die männliche Tatsachen nur dürftig verdecken, beim Über-die-BühneGalop­pieren ordentlich wehen. Auch wenn die Moves der eifrigen Performer nicht immer zur Musik passten, hatten sich die meist sehr jungen Damen im Publikum vorgenomme­n, einen schönen Abend zu feiern, und das taten sie dann auch, obwohl der Frontalang­riff von ins Parkett ausschwärm­enden Männern in engem Feinripp für einige sichtlich überrasche­nd kam.

Ob es als angenehm empfunden wird, von einem stark schwitzend­en Fremden ohne Vorwarnung gedrückt zu werden, ist Geschmacks­sache. Beschweren konnte sich darüber allerdings niemand, denn schon zu Programmbe­ginn wurden vom Moderator die vielen Möglichkei­ten der sehr direkten Kontaktauf­nahme mit den männlichen Künstlern als Highlight ausgelobt und vom zustimmend­en Kreischen der Anwesenden sanktionie­rt.

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