Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hymne für Frauen als Denkanstoß

Frauentag Witzige, ernsthafte und kritische Beiträge zu 100 Jahre Frauenwahl­recht

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Witzig, ernsthaft und kritisch waren die Beiträge gestern auf dem Frauenempf­ang der schwäbisch­en Landtagsab­geordneten der SPD in Aichach. Eine „Nationalhy­mne für Frauen“wurde ebenso vorgestell­t wie eine „gendergere­chte“Bayernhymn­e. Alles nicht ganz ernst gemeint, aber mit ernstem Hintergrun­d. Die Abgeordnet­en feierten mit dem Empfang 100 Jahre Frauenwahl­recht. Vieles sei passiert, aber immer noch seien nicht alle Ziele erreicht, war der Tenor.

An die vielen zeitkritis­chen Tex- die sie als junge Frau während der 1980er-Jahre las, konnte sich Veronika Günther aus Friedberg, eine der Besucherin­nen auf dem Empfang, noch gut erinnern. „Es hat sich viel getan seitdem.“

In ihrem Beruf im sozialen Bereich erlebe sie aber noch immer, dass Frauen von ihren Männern unter Druck gesetzt werden. „Man muss auch daheim das Bild zurechtrüc­ken“, war die Erfahrung von Karin Burlefinge­r aus dem Friedberge­r Ortsteil Stätzling. Sie hat einen Sohn und eine Tochter und erlebt hautnah mit, wie beide mit der Rolle der Frau umgehen. Frauenverb­ände wie die Hebammen des Bezirks Augsburg, das Frauenhaus der Arbeiterwo­hlfahrt oder die Arbeitsgem­einschaft sozialdemo­kratischer Frauen (AsF) Aichach stellten ihre Arbeit vor.

Auch die Freiwillig­e Feuerwehr Aichach war vertreten. Marion Anderl ist eine von etwa sieben aktiven Frauen in der Aichacher Wehr. Mit ihrer Kollegin Mirjam Echsler präsentier­te sie sich an einem Stand. Beide wollen darauf aufmerksam machen, dass die Feuerwehr keine Männerdomä­ne mehr ist. Bei den Einsätzen gebe es viele verschiede­ne Aufgaben, die auch Frauen gut bete, wältigen können, sagte Anderl. Frauen standen gestern im Mittelpunk­t. Zum Beispiel bei der literarisc­hen Collage, die die beiden Schauspiel­erinnen Kerstin Becke und Daniela Nehring präsentier­ten. Die beiden unternahme­n einen Streifzug durch die Frauenbewe­gung und entwarfen dabei verschiede­ne Bilder von Rollen der Frau von heute. Künstleris­ch hatte sich Monika Mendat damit auseinande­rgesetzt. In ihrer Ausstellun­g zeigte sie verschiede­ne Ansichten von Frauen.

Neben einer „Nationalhy­mne für Frauen“, basierend auf dem Deutschlan­dlied, gab es auch eine spezielle Variante des Bayernlied­es zu hören. Diese „Bayernhymn­e im Sinne der Frauen“solle ein Denkanstoß sein, dass man nach 100 Jahren Frauenwahl­recht noch ein bisschen was ändern könne, sagte Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr.

Sie erinnerte in ihrer Rede daran, dass Frauen noch bis 1977 ihren Mann fragen mussten, bevor sie einen Arbeitsver­trag unterschre­iben durften. Nach wie vor hapere es unter anderem bei der Rente oder dem Lohn an der Gleichbeha­ndlung von Frauen und Männern, kritisiert­e sie. „Viele Frauen leben im Alter in Armut“, befürchtet­e Strohmayr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany