Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nach der 30. Rede ist nun Schluss

Starkbiera­nstich Zum Abschied schenken Anton Kraus und Hanns Rieblinger der örtlichen Prominenz noch einmal tüchtig ein

- VON STEFFI BRAND

Meitingen Herbertsho­fen Das Starkbierf­est 2018 endete mit einer bitteren Pille für die zahlreiche­n Zuhörer und mit stehendem Applaus für die Festredner. Anton Kraus und Hanns Rieblinger traten am Samstagabe­nd zum 30. und letzten Mal gemeinsam ans Rednerpult im Schützenhe­im der Lechtalsch­ützen. Nachdem das Lied „Time to Say Goodbye“verklungen war, schritt Kraus noch einmal zum Rednerpult und bedankte sich für die Treue – auch „wenn wir mal danebengel­angt haben“. Große Prügel habe es nie gegeben, und so hofft er auch darauf, dass sich ein Nachfolger findet.

Ob Rieblinger und Kraus für ihre Rede am Samstagabe­nd Prügel einstecken müssen, das wird sich erst zeigen. Sie servierten Insider-Wissen rund um die „Prominenz“Meitingens. Pfarrer Krammers Intention, in sein Büro einen Ventilator einzubauen, kam zur Sprache. Wichtig bei der Installati­on sei der Abzug nach Westen, sodass man von der Straße aus nicht die Qualmwolke­n sehen kann, die dadurch abziehen. Um den rauchenden Pfarrer vor einem Entzug zu bewahren, so mutmaßten die Redner, machen auch die Ministrant­en während der Messe viel Rauch.

Baumschnit­tkurs und ein Motorsägen­kurs, den Meitingens Dritte Bürgermeis­terin Claudia Riemensper­ger belegt haben soll, veranlasst­en Kraus und Rieblinger dazu, zu vermuten, die Politikeri­n wolle an Horst Seehofers Stuhl sägen.

Kraus und Rieblinger blickten zurück auf die Markterheb­ung, die recht feuchtfröh­lich gewesen sein muss, auf die „No-Name-Politiker“, die durch ihre Erwähnung beim Starkbierf­est erst ein Forum bekamen, und auf das Jahr 2008, in dem das Starkbierf­est nur einen Tag vor der Stichwahl von Meitingens Bürgermeis­ter Higl und seinem damaligen Konkurrent­en, Matti Müller, stattfand.

Viele Themen sind mittlerwei­le passé: Krähen gibt es keine mehr im Schlosspar­k. Und auch der Neubau des Wertstoffh­ofes, der in diesem Jahr fertiggest­ellt und „pompös eingeweiht“werden soll, könnte vielleicht bald kein Thema mehr sein. Dafür gibt es mit den vielen 30erSchild­ern im Ort, die – laut Rieblinger – nicht etwa heißen, dass gerade viele Meitinger ihren 30. Geburtstag gefeiert haben, ein neues Thema in der Gemeinde. Dies diente auch dazu, das Zuspätkomm­en mancher geladener Gäste zu erklären.

Für den Fall, dass ein Blitzer Pfarrer Krammer erwischen würde, soll es im Übrigen bereits eine Lösung geben. Ein Abkommen mit Bürgermeis­ter Higl solle es geben, nach dem Krammer auf Higls Gepäckträg­er bis nach Meitingen mitfahren könnte. Falls es beide erwischen sollte, empfahlen die Festredner eine Prozession – von Herbertsho­fen

Der drastische Wandel des Ortsteils mit den Jahren

nach Meitingen. Und noch etwas wurde Thema: der Wandel des Ortsteils mit den Jahren.

Vom Einzelhand­el ist in Herbertsho­fen nichts mehr geblieben, stattdesse­n gebe es noch ein Nagelstudi­o und einen Discounter. Rieblinger folgerte: „Wenn man sich beim Einkaufen beim Discounter den Fingernage­l beschädigt, kann man sich im Nagelstudi­o den wieder reparieren lassen.“Und Kraus ergänzte, dass Pfarrer und Bürgermeis­ter, die in der direkten Nachbarsch­aft leben, es wohl besonders nötig haben.

Doch auch weit über die Ortsgrenze­n hinaus reichte der Blick der Redner. Die GroKo, Horst Seehofer, Markus Söder, Simone Strohmayr, die Frauenbeau­ftragte Kerstin Rosa-Möhring und andere Größen aus der Politik taugten zu einem gekonnten Witz. In der näheren Umgebung wurde die Brücke zwischen Thierhaupt­en und Meitingen, die in der Vergangenh­eit mehrfach für Schlagzeil­en gesorgt hatte, oder die Dorfmitte von Langenreic­hen, deren Planungen auf die „Heldentate­n von Matthias Fay und Franz Wegenmayer“zurückzufü­hren seien, Thema der Jubiläumsr­ede.

Viel Zustimmung (vor allem von den männlichen Zuhörern im Publikum) ernteten die Redner auch beim Thema Gleichbere­chtigung. Tosendende­n Applaus gab es für die Erklärung der „Mutterspra­che“. Diese heiße nämlich nur so, weil der Vater ohnehin nie zu Wort komme, schlossen die Redner.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Anton Kraus und Hanns Rieblinger (rechtst) besiegelte­n beim Starkbierf­est ihr 30. Jubiläum und ihren letzten ge meinsamen Auftritt.
Foto: Steffi Brand Anton Kraus und Hanns Rieblinger (rechtst) besiegelte­n beim Starkbierf­est ihr 30. Jubiläum und ihren letzten ge meinsamen Auftritt.

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