Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nach der 30. Rede ist nun Schluss
Starkbieranstich Zum Abschied schenken Anton Kraus und Hanns Rieblinger der örtlichen Prominenz noch einmal tüchtig ein
Meitingen Herbertshofen Das Starkbierfest 2018 endete mit einer bitteren Pille für die zahlreichen Zuhörer und mit stehendem Applaus für die Festredner. Anton Kraus und Hanns Rieblinger traten am Samstagabend zum 30. und letzten Mal gemeinsam ans Rednerpult im Schützenheim der Lechtalschützen. Nachdem das Lied „Time to Say Goodbye“verklungen war, schritt Kraus noch einmal zum Rednerpult und bedankte sich für die Treue – auch „wenn wir mal danebengelangt haben“. Große Prügel habe es nie gegeben, und so hofft er auch darauf, dass sich ein Nachfolger findet.
Ob Rieblinger und Kraus für ihre Rede am Samstagabend Prügel einstecken müssen, das wird sich erst zeigen. Sie servierten Insider-Wissen rund um die „Prominenz“Meitingens. Pfarrer Krammers Intention, in sein Büro einen Ventilator einzubauen, kam zur Sprache. Wichtig bei der Installation sei der Abzug nach Westen, sodass man von der Straße aus nicht die Qualmwolken sehen kann, die dadurch abziehen. Um den rauchenden Pfarrer vor einem Entzug zu bewahren, so mutmaßten die Redner, machen auch die Ministranten während der Messe viel Rauch.
Baumschnittkurs und ein Motorsägenkurs, den Meitingens Dritte Bürgermeisterin Claudia Riemensperger belegt haben soll, veranlassten Kraus und Rieblinger dazu, zu vermuten, die Politikerin wolle an Horst Seehofers Stuhl sägen.
Kraus und Rieblinger blickten zurück auf die Markterhebung, die recht feuchtfröhlich gewesen sein muss, auf die „No-Name-Politiker“, die durch ihre Erwähnung beim Starkbierfest erst ein Forum bekamen, und auf das Jahr 2008, in dem das Starkbierfest nur einen Tag vor der Stichwahl von Meitingens Bürgermeister Higl und seinem damaligen Konkurrenten, Matti Müller, stattfand.
Viele Themen sind mittlerweile passé: Krähen gibt es keine mehr im Schlosspark. Und auch der Neubau des Wertstoffhofes, der in diesem Jahr fertiggestellt und „pompös eingeweiht“werden soll, könnte vielleicht bald kein Thema mehr sein. Dafür gibt es mit den vielen 30erSchildern im Ort, die – laut Rieblinger – nicht etwa heißen, dass gerade viele Meitinger ihren 30. Geburtstag gefeiert haben, ein neues Thema in der Gemeinde. Dies diente auch dazu, das Zuspätkommen mancher geladener Gäste zu erklären.
Für den Fall, dass ein Blitzer Pfarrer Krammer erwischen würde, soll es im Übrigen bereits eine Lösung geben. Ein Abkommen mit Bürgermeister Higl solle es geben, nach dem Krammer auf Higls Gepäckträger bis nach Meitingen mitfahren könnte. Falls es beide erwischen sollte, empfahlen die Festredner eine Prozession – von Herbertshofen
Der drastische Wandel des Ortsteils mit den Jahren
nach Meitingen. Und noch etwas wurde Thema: der Wandel des Ortsteils mit den Jahren.
Vom Einzelhandel ist in Herbertshofen nichts mehr geblieben, stattdessen gebe es noch ein Nagelstudio und einen Discounter. Rieblinger folgerte: „Wenn man sich beim Einkaufen beim Discounter den Fingernagel beschädigt, kann man sich im Nagelstudio den wieder reparieren lassen.“Und Kraus ergänzte, dass Pfarrer und Bürgermeister, die in der direkten Nachbarschaft leben, es wohl besonders nötig haben.
Doch auch weit über die Ortsgrenzen hinaus reichte der Blick der Redner. Die GroKo, Horst Seehofer, Markus Söder, Simone Strohmayr, die Frauenbeauftragte Kerstin Rosa-Möhring und andere Größen aus der Politik taugten zu einem gekonnten Witz. In der näheren Umgebung wurde die Brücke zwischen Thierhaupten und Meitingen, die in der Vergangenheit mehrfach für Schlagzeilen gesorgt hatte, oder die Dorfmitte von Langenreichen, deren Planungen auf die „Heldentaten von Matthias Fay und Franz Wegenmayer“zurückzuführen seien, Thema der Jubiläumsrede.
Viel Zustimmung (vor allem von den männlichen Zuhörern im Publikum) ernteten die Redner auch beim Thema Gleichberechtigung. Tosendenden Applaus gab es für die Erklärung der „Muttersprache“. Diese heiße nämlich nur so, weil der Vater ohnehin nie zu Wort komme, schlossen die Redner.