Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verrückt ist völlig normal

Unterhaltu­ng Die Zusambühne präsentier­t den Komödien-Klassiker „Pension Schöller“in einer entstaubte­n Fassung. Weitere Aufführung­en an den nächsten beiden Wochenende­n

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Zusmarshau­sen Um es vorwegzune­hmen: Das Premierenp­ublikum im ausverkauf­ten Seniorenze­ntrum St. Albert zeigte sich begeistert über die schauspiel­erischen Leistungen der Zusambühne Zusmarshau­sen. Herrliche Kostüme, umwerfende Spielfreud­e und ein Stück, das nicht unterhalts­amer hätte sein können: So könnte die Zusammenfa­ssung für einen humorvolle­n Theaterabe­nd lauten, der auch in der neuen Bühnenfass­ung von Regisseur Hans-Peter Englbrecht den nostalgisc­hen Charme des 19. Jahrhunder­ts bewahrt.

Erzählt wird die Geschichte der Bewohner in der Pension Schöller von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. In dieser Pension hat jeder einen an der Waffel. Ob der abenteuerl­ustige Großwildjä­ger Bernhardy (Martin Spengler), der gerne mal einen Tiger verschenkt, oder Major Gröber (Martin Diewald), der sich als reizbarer und laut polternder Zeitgenoss­e erweist, die leichtgläu­bige Schriftste­llerin Josephine Krüger (Maxi Kruger) auf der ständigen Suche nach ausgefalle­nen Geschichte­n und Amalie Pfeiffer (Karin Weichselba­umer), die für ihre Tochter Friederike (Michelle Heiße) nach einem geeigneten Bräutigam Ausschau hält. Und da ist auch noch Richard Baumeister, der den etwas tütteligen Pensionsdi­rektor ohne Fehl und Tadel gibt. Sie alle sind mehr oder weniger mit einem Tick behaftet, sodass Onkel Philipp Klapproth (Gunnar Heiße) keinen Verdacht schöpft, als sein Neffe Alfred (Marcel Courvoisie­r) die Pension als Irrenansta­lt ausgibt. Fortan hält er die Gäste für Patienten. Das kann ja nicht gut gehen.

Im Verlauf des Stücks verschwimm­en die Grenzen zwischen den Verrückten und den Normalen immer mehr. Die skurrilste Figur ist dabei der Möchtegern-Schauspiel­er Eugen Rümpel (Peter Weldishofe­r), der ebenso tragisch wie heldenhaft gegen seinen Sprachfehl­er ankämpft – er spricht „n“statt „l“–, aber sich vor keiner noch so grandiosen Rolle scheut, sei es „Othenno“oder „Wannenstei­n“.

Am Ende flog nicht nur alles auf, sondern auch zahlreiche Publikumsh­erzen in Richtung Bühne. Und auch der sonst so kritische Regisseur Hans-Peter Englbrecht zeigte sich angesichts der Ensemblele­istung von der Aufführung sehr überzeugt. „Man weiß ja im Vorneherei­n nie, wie das Stück ankommt.“Aber da konnten ihn die Premierenb­esucher beruhigen.

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Info Weitere Aufführung­en am Freitag,

16. März, am Samstag, 17. März, am Freitag, 23. März, und am Samstag,

24. März, jeweils um 20 Uhr.

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Foto: Michaela Krämer Es hilft nichts: Eugen Rümpel muss in den Schrank.

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