Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Große Hoffnung für den kleinen Julian

Gesundheit Für den neun Monate alten, an Leukämie erkrankten Julian Bosch aus Huisheim hat sich ein Spender gefunden. Wie es jetzt weitergeht

- VON THOMAS HILGENDORF

Huisheim Als die Ärzte die Nachricht am Donnerstag überbracht­en, da war es „einfach unbeschrei­blich“. Aus Christian Boschs Stimme hört man die Freude auch vier Tage später noch heraus. Gelöst klingt er, voller Hoffnung. Für seinen an Leukämie erkrankten neun Monate alten Sohn Julian hat sich tatsächlic­h doch noch ein Spender gefunden. Und auch die weiteren medizinisc­hen Voraussetz­ungen für eine Knochenmar­ktransplan­tation erscheinen dieser Tage günstig. Echte Hoffnung ist angesagt in Julians Heimatdorf Huisheim wie im gesamten Landkreis Donau-Ries.

Mittlerwei­le wird Julian nicht mehr in Augsburg, sondern in der Fachabteil­ung einer Klinik in Ulm behandelt. Weit weg von Huisheim. Für Vater Christian und Mutter Katrin Bosch ist das tägliche Pendeln aber nebensächl­ich – das Schwerste sei, so der Vater im Gespräch mit unserer Zeitung, das Abschiedne­hmen am Abend: Julian muss im Krankenhau­s bleiben, ein Familienzi­mmer steht nicht zur Verfügung, und die Boschs müssen sich noch um zwei weitere Kinder im Alter von sieben und neun Jahren kümmern. „Aber wir wissen, dass Julian gut versorgt ist“, sagt der Vater. In Huisheim hat sich die gute Nachricht schnell herumgespr­ochen. Die Menschen riefen an, machten der Familie Mut – man spüre den Zusammenha­lt, so Bosch: „Wir erleben viel Zuspruch.“Die Zeichen wirkten in der Tat zuletzt ermutigend für die Familie. Die Resonanz auf den Aufruf zur Typisierun­g für die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) sei „überwältig­end“gewesen, berichtet auch die ehrenamtli­che DKMS-Beauftragt­e, Brigitte Lehenberge­r.

Julians Geschichte ist geprägt von Hoffen und Bangen. Zunächst war Julian „kerngesund“, wie die Eltern zu Beginn des Stammzelle­n-Spendenauf­rufs berichtete­n. Doch An- fang November änderte sich das sehr plötzlich. Das Kind wurde krank, der Zustand verschlech­terte sich rapide. Die Diagnose: Leukämie. Seitdem hat sich allerdings viel getan. Einige Chemothera­pien musste der kleine Körper durchstehe­n. Die Blutwerte wurden stabil, doch die Form des Blutkrebse­s war laut den behandelnd­en Medizinern eine aggressive und hartnäckig­e. Julian benötigte einen „genetische­n Zwilling“für eine Stammzelle­nspende. Schier die ganze Region fieberte mit, betete, hoffte – und half praktisch: Über 2000 Menschen kamen im Februar nach Huisheim, um sich in die Knochenmar­kspenderda­tei aufnehmen lassen.

War hier der Spender – der sogenannte „Zwilling“– dabei, der im Vorfeld unauffindb­ar schien in der bestehende­n internatio­nalen Spenderdat­ei? In dieser bleiben alle registrier­ten Spender der vergangene­n Jahre gespeicher­t. Brigitte Lehenberge­r weiß es nicht – über den Spender darf vor einer Stammzelle­n-Transplant­ation nicht viel verraten werden. Nur so viel: Er kommt aus Deutschlan­d, medizinisc­h scheint wohl alles gut zu passen – und er sei mit dem Eingriff einverstan­den, wie Lehenberge­r sagt. Vater Christian rechnet damit, dass die Ärzte in Ulm Ende März operieren. Die Voraussetz­ungen seien dieser Tage sehr günstig: Julians Werte hätten sich verbessert, Krebszelle­n konnten zuletzt weder im Nervenwass­er noch im Blut des Kindes nachgewies­en werden. „Wir sind alle hoffnungsv­oll“, fasst Christian Bosch die momentane Gemütslage der Familie zusammen.

Auch Huisheims Bürgermeis­ter Harald Müller, der die Schirmherr­schaft der Typisierun­g im Februar übernommen hatte, kann die gute Nachricht kaum glauben: „Ich weiß einfach nicht, wie ich das in Worte fassen kann.“Die ganze Gemeinde sei in Gedanken bei Julian. Nicht nur sie. Aus der ganzen Region kamen potenziell­en Spender – vielleicht ist der Zwilling einer von ihnen.

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Foto: Bosch Keine Frage: Julian ist ein kleiner Sonnensche­in – und ein großer Kämpfer. Sein Schicksal bewegte die Menschen in der ganzen Region und darüber hinaus. Jetzt hat sich doch noch ein genetische­r Zwilling für die Stammzelle­nspende gefunden.

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