Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Auf und Ab des Philipp Max
FCA Dem linken Außenverteidiger gelingt beim 1:3 gegen Werder Bremen seine 13. Torvorlage. Doch das Spiel zeigt auch, warum er derzeit noch kein Kandidat für die Nationalmannschaft ist
Was hätte das für ein Wochenende für Philipp Max werden können. Der 24-jährige linke Außenverteidiger des FC Augsburg spielt so gut wie noch nie in seiner noch jungen Karriere. Unter Trainer Manuel Baum ist er zum Stammspieler gereift, hat in dieser Saison noch keine Bundesliga-Minute versäumt und vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen hatte er einen bemerkenswerten Rekord aufgestellt: Zwölf Tore hatte er vorbereitet, so viele wie noch nie ein Bundesligaspieler zuvor. Selbst Philipp Lahm war nicht erfolgreicher. Kein Wunder, dass er vor den beiden letzten Testländerspielen der deutschen Nationalmannschaft als möglicher Neueinsteiger gehandelt wurde.
Doch als Max am Samstag kurz nach 17.15 Uhr in der Mixed-Zone der WWK-Arena den Journalisten gegenübertrat, war seine Laune den Außentemperaturen angepasst. Sie war nach der schmerzhaften 1:3 (0:2)-Niederlage nahe dem Gefrierpunkt. Und das lag nicht nur daran, dass Nationaltrainer Joachim Löw ihn nicht ins Aufgebot für die Spiele am Freitag in Düsseldorf gegen Spanien und am Dienstag in Berlin gegen Brasilien nominiert hatte. „Dazu will ich gar nicht viel sagen. Natürlich wäre es etwas Besonderes gewesen. Aber ich habe mich auch nicht zu sehr damit beschäftigt. Ich bin vielmehr enttäuscht, dass wir heute verloren haben“, sagte Max in die Aufnahmegeräte.
Bei der Analyse der dritten Heimspielniederlage in Folge klang der Sohn des ehemaligen BundesligaStürmers Martin Max (1860, Schalke 04) genauso ratlos wie seine Kollegen. „Wir haben eine richtig schlechte erste Halbzeit gespielt. Wir wussten ja, was auf uns zukommt, dass es eine andere Bremer Mannschaft ist als noch in der Hinrunde.“
Damals gewann der FCA gegen ein desolates Bremen im Weserstadion mit 3:0. Danach wurde Trainer Alexander Nouri durch Florian Kohfeldt ersetzt. Mit fünf Pünktchen übernahm der 35-Jährige. Nach dem Sieg beim FCA hat Werder nun 33 Zähler auf dem Konto. Unter Kohfeldt hat Werder eines der besten Offensivsysteme der Liga um Tausendsassa Max Kruse erlernt. Und Belfodil, Eggestein und Kainz spielten den FCA gerade in der ersten Halbzeit schwindelig.
Dabei hatte Trainer Baum sein Team durchaus auf das WerderSpektakel vorbereitet. Eine Fünferkette sollte das flexible Offensivspiel unterbinden. „Der Plan war nicht schlecht. Aber manchmal geht es nicht immer, so zu verteidigen, wie es besprochen wird“, gab Max zu und fügte an: „Werder hatte fünf Spieler in der Offensive, die kreuz und quer gelaufen sind, ohne richtigen Neuner und mit einem Kruse, der sich richtig gut bewegt hat.“Die Leistung von Max, die man in eine katastrophale erste und eine bemühte zweite Halbzeit unterteilen kann, steht stellvertretend für die ganze Mannschaft. Die Treffer durch seinen direkten Gegenspieler Ishak Belfodil (5./40.) waren noch schmeichelhaft. Da zeigte sich, warum Löw Max (noch) nicht nationalmannschaftsreif einstuft. Max’ Defensivverhalten war in einigen Szenen einfach schlecht. Da war er aber nicht alleine.
Nach dem Wechsel zeigten Max und seine Kollegen dann, warum der FCA, vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, mit 35 Punkten sieben Spieltage vor Saisonende dicht vor dem Klassenerhalt steht. Und warum Max immer wieder mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wird. Der Linksverteidiger trieb unermüdlich an der Außenlinie an, und in der 63. Minute fand seine Flanke Rani Khedira, der zum 1:2 einköpfte. Es war die 13. Vorlage von Max, ein Wahnsinnswert.
Und hätte Werder-Torhüter Jiri Pavlenka nicht bei einem Gregoritsch-Freistoß (69.) und einem Max-Schuss (72.) glänzend pariert, das Spiel hätte noch kippen können. So zerstörte Max Kruse (82.) mit dem 3:1 alle Comeback-Träume des FCA. „Wenn wir in dieser Phase das Spielglück auf unserer Seite haben, kann das Spiel kippen. Aber im Großen und Ganzen muss man schon sagen, aufgrund der ersten Halbzeit haben wir das Glück auch nicht verdient“, sah Max dann nach dem Abpfiff das Spiel durchaus realistisch.
Das Auf und Ab ist derzeit die einzige Konstante beim FCA. Auch bei Max. Offensiv oft hui, defensiv zu oft pfui – für eine mögliche WMTeilnahme reicht das nicht. Joachim Löw setzt auf die konstanteren Jonas Hector (Köln) und Marvin Plattenhardt (Berlin). Für FCA-Manager Stefan Reuter keine Überraschung: „Ich glaube nicht, dass, wenn nicht noch was passiert, Jogi Löw Spieler mitnimmt, die noch nie im Kader waren. Philipp spielt insgesamt eine starke Saison, wir sind super happy. Irgendwann wird er dabei sein. Er muss nur konsequent seinen Weg weitergehen und nie sein Ziel aus den Augen verlieren.“Das gilt auch für seine Mannschaft.