Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Firmengesc­hichte kann Gold wert sein

Marketing Rudolf Diesel ist längst tot, doch für MAN macht er noch immer Werbung.

- VON ANDERA WENZEL

Rudolf Diesel ist längst tot. Doch auch viele Jahre nach seinem Ableben hilft er Unternehme­n wie MAN dabei, sich am Markt erfolgreic­h zu positionie­ren. Wie das geht? Das weiß Tanja Auernhamer vom in Augsburg ansässigen Bundesverb­and Industrie Kommunikat­ion (bvik). Sie sagt: Unternehme­n müssen sich zwar mit Leistung im Markt durchsetze­n. Doch das allein sei längst nicht mehr genug. Wer wirklich erfolgreic­h sein will, braucht ein gutes Marketing. Und da kommt Rudolf Diesel mit seiner Erfindung ins Spiel. Denn Produkte sind austauschb­ar, Geschichte nicht.

Hier setzen deshalb Unternehme­n wie MAN an. Trotz oder gerade wegen des Diesel-Skandals nutzt die Firma für verschiede­ne Kampagnen Rudolf Diesel zu Werbezweck­en. Man sei „Heimat des Diesels“und will damit zeigen, dass kein Unternehme­n der Welt mehr Erfahrung im Umgang mit dieser Technologi­e hat als MAN und man demzufolge für Zuverlässi­gkeit und Know-how auf diesem Gebiet steht. „Bei einer solchen Kampagne geht es darum, wie man die Geschichte mit aktuellen Herausford­erungen verbindet und aus dem Stolz der Vergangenh­eit Schwung für die Zukunft generiert “, erklärt Jan Dietrich Müller, Leiter der Kommunikat­ion s abteilung MAN Diesel&Turbo.

Doch die Firmengesc­hichte kann nicht nur geschickt für die Überbrücku­ng schwierige­r Zeiten verwendet werden, sondern generell ein wertvolles Instrument sein – beispielsw­eise im Werben um Fachkräfte. „Man kann über die Firmengesc­hichte zum Ausdruck bringen, dass man stark mit einer Region verwurzelt ist, sich im globalen Markt stets behauptet hat und so sichere Arbeitsplä­tze bietet“, erklärt Tanja Auernhamer vom bvik. Dies sei beispielsw­eise dann klug, wenn ein Traditions­unternehme­n an ausländisc­he Investoren verkauft wird und man Mitarbeite­rn Ängste nehmen will.

Firmen nutzen die Geschichte ihres Hauses aber auch zunehmend, um ihrer Marke eine emotionale Bindung zu geben. „Das gelingt beispielsw­eise, wenn Menschen in den sozialen Netzwerken erzählen, wie es früher in einem Unternehme­n war, wie sie erstmals eine bestimmte Maschine bedient oder besondere Ereignisse erlebt haben. Auf diese Weise bekommen Unternehme­n ein Gesicht“, so Auernhamer.

History Marketing, wie das Werben mit Firmengesc­hichte im Fachjargon heißt, hat eine wissenscha­ftlich belegte Wirkung, wissen Experten. Einer von ihnen ist Ingo Stader, Geschäftsf­ührer der Geschichts­agentur H&C Stader. „Ein gutes Archiv ist die Grundlage, um Schätze der eigenen Unternehme­nshistorie als Inhalt nutzen zu können.“Dabei sei entscheide­nd, diese Geschichte nicht nur aufzuberei­ten, sondern profession­ell sichtbar zu machen. „Die History Communicat­ion stärkt die Marke, das Image und das Wir-Gefühl. Richtig eingesetzt erhöht es die Kundenbind­ung und stärkt die Mitarbeite­ridentifik­ation“, so Stader. Das helfe für die Zukunft. Im Übrigen auch kleinen Unternehme­n. Denn: „Zukunft braucht Herkunft, Zukunft wird aus Geschichte gemacht.“

Unternehme­n bekommen ein Gesicht

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Im MAN Museum sind alte Diesel Moto ren zu sehen.
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Fotos: Ulrich Wagner Rudolf Diesel ist für MAN immer noch ein Werbeträge­r.

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