Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schock im Rat: Kosten für Deich explodiere­n

Gemeindera­t 2012 sollte der Bau des Hochwasser­deichs noch 177 000 Euro kosten. Nun stellt das Wasserwirt­schaftsamt eine neue Kalkulatio­n vor: Westendorf muss jetzt 600000 Euro bezahlen

- VON STEFFI BRAND

Westendorf Es war eine bittere Pille, die der Westendorf­er Gemeindera­t in der vergangene­n Sitzung hätte schlucken sollen: 600 000 Euro muss Westendorf voraussich­tlich für den Bau des Hochwasser­deiches berappen. Das ist die Hälfte der Kosten, die für den Deichbau, den Grunderwer­b und die Herstellun­gskosten anfallen werden. Unterschri­eben haben die Gemeinderä­te die Kostenund Finanzieru­ngsvereinb­arung auch im nicht-öffentlich­en Teil der Sitzung nicht, erklärte Westendorf­s Bürgermeis­ter Steffen Richter auf Nachfrage, obwohl er weiß „uns wird nichts Weiteres übrig bleiben als zu unterschre­iben“.

Warum der Gemeindera­t buchstäbli­ch schockiert war in Anbetracht der hohen Investitio­nskosten, die die Gemeinde nun schultern muss, liegt in der Vergangenh­eit begründet. Bereits 2012 war ein Deichbau im Gespräch. Es gab einen Entwurf und sogar eine angenommen­e, aber nicht unterzeich­nete Finanzieru­ngsvereinb­arung. Bereits damals standen Kosten im Raum, die allerdings deutlich unter der aktuellen Kostenkalk­ulation lagen. 177000 Euro standen 2012 als Gemeindean­teil im Raum. Damit muss die Gemeinde nun 423 000 Euro mehr für den Hochwasser­schutz im Ort ausgeben, als vor einigen Jahren geplant war. Richter erklärte mit Blick auf die Haushaltsl­age der Gemeinde: „Das ist eine ordentlich­e Kostenstei­gerung. Damit müssen wir ein paar Projekte sicherlich hintanstel­len.“

Gemeindera­t Manfred Helmschrot­t kommentier­te, dass die Kostenstei­gerung wohl darauf zurückzufü­hren sei, dass so lange rumgeprits­chelt worden sei. Und auch Richter hätte ganz gerne öffentlich kundgetan, dass nicht etwa die Gemeinde für die Verzögerun­g verantwort­lich sei. Die Verantwort­lichen, das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth, das vertreten wurde durch Marion Keyl und Tilman Karl, hatten in ihrer Präsentati­on in der Sitzung bereits vermuten lassen, dass die Kosten der ursprüngli­chen Planungen nicht haltbar seien. Von steigenden Bau- und Bodenpreis­en war hier die Rede, als sie die Eckdaten des Hochwasser­projekts vorstellte­n.

Geplant sind zwei Projekte: Der Neubau eines Deiches, der im Süden der Gemeinde Westendorf an der Ecke Birkenweg/Bachstraße beginnt und bis zur Hauptstraß­e, der Dorfverbin­dungsstraß­e von Kühlenthal nach Westendorf, reichen soll. Der Deich soll 700 Meter lang und maximal eineinhalb Meter hoch werden. Wendeplatt­en, die idealerwei­se auch als Fußgängerb­rücke zu verwenden sind, sollen über die Schmutter füh- Dieses Projekt kostet nach aktuellen Berechnung­en 1,2 Millionen Euro. Die Hälfte davon muss die Gemeinde Westendorf tragen.

Das zweite Projekt liegt zwar auch auf Westendorf­er Flur, ist aber geografisc­h näher an Kühlenthal gelegen, und zwar im Osten der Nachbargem­einde. Dort soll ein ökologisch­er Ausbau der Schmutter erfolgen. Der dort bereits bestehende Deich wird abgetragen und verlegt. Die Ausgleichs­fläche für den neuen Westendorf­er Hochwasser­deich wird dort platziert. Auch soll die Schmutter einen natürliche­ren Verlauf erhalten. Auch dieses Projekt ist mit 1,2 Millionen Euro veranschla­gt. Die Kosten für diese Maßnahme trägt laut Wasserwirt­schaftsamt der Freistaat Bayern.

Beide Maßnahmen sind planerisch bereits genehmigt. Nun folgen Vermessung­sarbeiten, die Überprüfun­g von Leitungen sowie die Klärung etwaiger Grunderwer­bsgeschäft­e. Voraussich­tlich wird die Finanzieru­ngsvereinb­arung in der nächsten

Wendeplatt­en, die zugleich als Fußgängerb­rücken dienen sollen

Gemeindera­tssitzung unterzeich­net. Dann folgt die entscheide­nde Phase, in der der Baugrund unter die Lupe genommen wird. Ob dieser als Untergrund für den Deichbau ausreicht, oder ob er im ungünstigs­ten Fall sogar belastet ist, wird eine entspreren. chende Untersuchu­ng zeigen. An dieser Stelle wird sich auch entscheide­n, ob die Kostenkalk­ulation aufgeht oder korrigiert werden muss. Mit dem Bau wird es dennoch vorangehen. Für 2019 ist die Umsetzung geplant.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Die Gemeinde Westendorf muss für ihren Hochwasser­deich weit tiefer in die Tasche greifen als geplant.
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