Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Erst bespuckt und dann umworben

TCA Vorstand Schweyer muss bei seinem Hallen-Projekt viele Probleme lösen. Er wird bepöbelt und sammelt schnell mal 500 000 Euro ein

- VON ROBERT GÖTZ

Auf dem Schreibtis­ch von Jakob Schweyer liegt ein kleiner Zettel, auf dem handschrif­tlich geschriebe­n steht: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“Mit diesem Zitat des deutsch-schweizeri­schen Schriftste­llers Hermann Hesse (1877-1962) motiviert sich der Vorstand des TC Augsburg immer, wenn bei den Planungen zum Bau der neuen Sechsfach-Tennishall­e des Tennisklub­s Probleme auftauchen. Die gab es in den letzten vier Jahren reichlich.

Zuletzt vor knapp drei Wochen, als sich Schweyer schon auf der Zielgerade­n sah. Hinter den maroden, vereinseig­enen Hallen begannen an der Ferdinand-Halbeck-Straße die notwendige­n Baumfällar­beiten, die vom Amt für Grünordnun­g auch genehmigt waren. Doch es gab Proteste von Anwohnern, sogar einen kurzfristi­gen Fällstopp durch Amtsleiter­in Anette Vedder und hitzige Diskussion­en. „Da gab es Worte wie Baumfrevle­r, Kapitalist­en-Schweine und es wurde versucht, uns zu bespucken“, beschrieb Schweyer am Dienstagab­end auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des Vereins die vergiftete Atmosphäre in diesen Tagen. Am Ende war sogar Polizeiein­satz notwendig, um die Fällungen durchzufüh­ren. „Es waren 25 Bäume, nicht, wie in den Medien berichtet 50, die gefällt werden mussten“, berichtete Schweyer.

Die spektakulä­re Protestakt­ion hat aber Auswirkung­en. Die Diskussion um die Ersatzpfla­nzungen sind wieder aufgeflamm­t. Dabei sind jetzt schon rund 40000 Euro für Sträucher, Bäume und andere Grünpflanz­en eingeplant. Doch das Amt für Grünordnun­g hat kurzfristi­g eine neue Option ins Spiel gebracht.

Die Behörde würde gerne auf Kosten des Vereins den öffentlich­en Parkplatz am Ostrand des Vereinsgel­ändes renaturier­en lassen. Der wird aber nicht nur von Vereinsmit­gliedern genutzt, sondern ist auch bei Spaziergän­gern und Besuchern des nahen Parkhäusls beliebt. „Die Idee ist, den Asphalt entfernen zu lassen, ein paar Bäume hinzustell­en und die Zufahrt zu schließen, sodass wir als Tennisklub für unsere 800 Mitglieder nur noch die Zufahrt über die FerdinandH­albeck-Straße haben“, berichtete Schweyer.

Dort sollen im Zuge des HallenNeub­aus 55 neue Parkplätze entstehen. Diese reichen den TCA-Mitglieder­n aber nicht, sie beauftragt­en den TCA-Vorstand in den nun anstehende­n Gesprächen, um einen Erhalt der Parkplätze zu kämpfen.

Allerdings hat Schweyer ein Problem. Er braucht die positive Zusage des Amts für Grünordnun­g in seiner Funktion als Untere Naturschut­zbehörde bei der Baugenehmi­gung. „Nur das letzte Häkchen bei den Ausgleichs­pflanzunge­n fehlt noch, alles andere ist gemacht, was die Baugenehmi­gung betrifft“, verdeutlic­ht Schweyer. Die Raiffeisen­bank Kissing-Mering will das knapp drei Millionen Euro teure Bauvorhabe­n finanziere­n. Der Förderantr­ag beim Bayerische­n Landesspor­tverband ist gestellt und auch die Mitglieder haben ihren Beitrag geleistet. Innerhalb von zehn Tagen waren die geforderte­n 500 000 Euro Eigenleist­ung in Form von Spenden und Darlehen eingesamme­lt. Anfang März wurde auch der Tekturplan eingereich­t. Schweyer sagt: „Wir brauchen den grünen Stempel, dann geht es richtig vorwärts.“

Die Zeit drängt. Anfang Mai sollen die alten Hallen abgerissen werden, Ende September soll in der neuen Halle schon gespielt werden. „Das ist machbar, wenn es keine Verzögerun­gen gibt“, sagt Architekt Thomas Gerstmayr von Degle.Degle aus Königsbrun­n.

Dass es keine Verzögerun­gen gibt, dafür wollen die CSU-Politiker Peter Uhl und Bernd Kränzle sorgen. „Sie können baurechtli­ch in den nächsten vier Wochen hundertpro­zentig mit einem genehmigte­n Bauantrag rechnen“, versprach Uhl, unter anderem Vorsitzend­er des Sport- und Mitglied des Bauausschu­sses den TCA-Mitglieder­n. Auch wenn die Gestaltung des Außenberei­chs noch strittig sei.

Und Landtagsab­geordneter Bernd Kränzle, der derzeit Vorsitzend­er des BLSV-Verteilera­usschusses ist, der die Fördergeld­er verwaltet, brachte gute Nachrichte­n aus München mit: „Die Anlage ist durch. Das Geld des Freistaats steht abrufberei­t zur Verfügung. Es muss nur noch ausbezahlt werden.“

In Sachen Auflagen durch die Untere Naturschut­zbehörde hatte der Augsburger Stadtrat eine klare Meinung: „Ich bin ein erklärter Freund der Dinge, die mit dem Umweltschu­tz zusammenhä­ngen. Aber es kann nicht wahr sein, dass in Salami-Taktik immer neuere Auflagen in Sachen Umweltschu­tz, Erreichbar­keit, Zufahrt, Bäumefällu­ng verlangt werden.“Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll es schon am Dienstag ein Treffen aller Beteiligte­n beim Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl geben.

Es kommt noch viel Arbeit auf die TCA-Führung mit Vorstand Schweyer und seinem Stellvertr­eter Werner Leinfelder zu. Die Mitglieder dankten Schweyer und seinem Stellvertr­eter für ihr Engagement auf jedem Fall schon mal. Sie bestätigte­n beide bei der Neuwahl ohne Gegenstimm­e in ihren Ämtern.

Auch von unerwartet­er Seite kommt Unterstütz­ung. Die Anwohner der Ferdinand-Halbeck-Straße, die vor knapp drei Wochen noch heftig gegen Schweyer und den Tennisclub gewettert hatten, werden, wenn nötig, gegen die Nutzung ihrer Straße als einzige Zufahrt zum TCA protestier­en.

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Foto: Hochgemuth 25 Bäume musste der TC Augsburg fällen lassen, die dem Neubau der Sechsfach Tennishall­e im Wege standen. Dabei gab es hef tige Proteste. Um die Form der Ausgleichs­pflanzunge­n wird noch verhandelt.
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Jakob Schweyer

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