Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der bodenständige Staatssekretär außer Dienst
Hintergrund Als Johannes Hintersberger ins Kabinett kam, war er überrascht. Wie ist sein Abschied zu bewerten?
Es war im Oktober 2013 für politische Beobachter eine durchaus überraschende Nachricht: Der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) machte den Augsburger CSU-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger zum Staatssekretär im neu geschaffenen Finanz- und Heimatministerium. Hintersberger hatte niemand auf der Rechnung, selbst Hintersberger war von der Berufung überrascht, wie er damals sagte. Fast fünf Jahre lang saß er im bayerischen Kabinett. Zuletzt als Staatssekretär im Sozialministerium, in das er im Sommer 2015 gewechselt war. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der neue Ministerpräsident Markus Söder, der in seiner Zeit als Finanzminister eng mit dem Staatssekretär Hintersberger zu tun hatte, nicht auf den 64-Jährigen setzt. Das Alter dürfte die entscheidende Rolle gespielt haben, warum Hintersberger nicht mehr Teil des Kabinetts ist. Er macht jetzt weiter als Landtagsabgeordneter. Hintersberger wird bei der Landtagswahl am 14. Oktober auch wieder als Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Augsburg-West antreten. Er gilt als klarer Favorit. Zieht Hintersberger nochmals in den Landtag ein, werden die dann anstehenden fünf Jahre wohl die letzte Amtsperiode. Der Mann aus Lechhausen hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er nicht an Ämtern klebt oder ewig lange im politischen Geschäft aktiv sein muss. Das Aus als Staatssekretär kommentierte er am Mittwoch wie folgt: „Das ist so in Ordnung. Ein politisches Mandat ist ein Mandat auf Zeit.“Hintersberger ist Familienmensch. Das ist zu sehen, wenn er sich mit seinen fünf Kindern und Enkeln in der Öffentlichkeit zeigt. Die Rolle des Opas gefällt ihm gut. Dass er als Staatssekretär in beiden Ministerien gute Arbeit geleistet hat, wird ihm bescheinigt. Auch wenn Hintersberger bei Auftritten im Bierzelt oder Hallen sehr laut am Rednerpult spricht, ist er alles andere als politischer Schreihals. Hintersberger will integrieren statt spalten. Das ist ihm in seiner Funktion als CSU-Bezirksvorsitzender gelungen. Unter ihm ist die Augsburger CSU wieder zur Geschlossenheit zurückgekehrt. Es ist nicht allein das Verdienst des „Hannes“, wie ihn die Freunde nennen, doch er trägt wesentlichen Anteil daran. Hintersberger wird es verschmerzen, dass er nun nicht mehr dem Kabinett angehört. Es ist auf alle Fälle keine persönliche Niederlage für ihn, vielmehr eine Entwicklung, die dem Generationswechsel in der CSU geschuldet ist. Im Interview mit unserer Zeitung sagte Hintersberger im Oktober 2013 wörtlich: „Ich bleibe der bodenständige Lechhauser.“Fünf Jahre später kann man sagen, dass er dem eigenen Anspruch gerecht geworden ist. Dank und Respekt zollten ihm am Mittwochnachmittag die Parteifreunde aus Augsburg. Landtagskollege Bernd Kränzle (CSU), der selbst Staatssekretär gewesen ist, sagt: „Die wertvollen Erfahrungen und engen Kontakte nimmt man ja mit nach Augsburg.“Natürlich sei es bedauerlich, dass Augsburg keinen
Auch die Tochter ist politisch aktiv
Staatssekretär mehr stelle. In der CSU selbst ist das politische Gewicht aus Augsburg unverändert vorhanden: Rathauschef Gribl ist stellvertretender Parteivorsitzender. Sollte Hintersberger im Jahr 2023 nicht mehr für eine Landtagskandidatur zur Verfügung stehen, könnte die Nachfolge sogar aus der Familie kommen. Tochter Ruth Hintersberger ist die Vorsitzende der Jungen Union Augsburg. » Seiten 1 u. 11