Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Markus Söder holt Carolina Trautner ins Kabinett
Politik Die Abgeordnete ist nun Staatssekretärin im Bildungsministerium. Damit hatten viele nicht gerechnet und auch sie selbst fragte sich bis fast zuletzt, ob sie nicht träumt
Stadtbergen/Schwabmünchen In der Filiale der Bäckerei Wachter in Schwabmünchen kauft Carolina Trautner regelmäßig ein, in der Backstube in Wehringen hat sie schon als Praktikantin gebacken, in Schwabmünchen sich als Verkäuferin versucht. Gabriele Schmid kennt sie nur als Kundin. „Unkompliziert, freundlich und bodenständig“beschreibt sie die CSU-Politikerin, die seit gestern Staatssekretärin im Bildungsministerium ist. „Ein ganz normaler Mensch. „Mich freut es, dass es für sie weiter aufwärtsgeht“, ergänzt Schmid noch.
Nebenan, im Stimmkreisbüro von Carolina Trautner, ist die Tür verschlossen. Nach einem kurzen Rütteln erscheint Büroleiter Stephan Dölle. Er hat abgesperrt, denn seitdem es durchsickerte, dass seine „Chefin“befördert wurde, war viel los. „Daher hab ich mal zugemacht, um besser arbeiten zu können.“Mehr kann er nicht sagen, schon klingelt wieder das Telefon…
Szenenwechsel: Es ist Mittwochnachmittag und Carolina Trautner ist auf dem Weg zu ihrem neuen Büro im Ministerium. Sie hat es noch nie gesehen. Ihren neuen Job hat sie am Vormittag bekommen und in den Tagen zuvor nichts davon gewusst, wie sie am Telefon versichert. „Wirklich nicht.“
Trautner, die am 25. Mai 57 Jahre alt wird, kennt die landespolitische Bühne erst seit relativ kurzer Zeit. 2013 zog sie als Nachfolgerin von Max Strehle erstmals in den Landtag ein. Verheiratet ist die gebürtige Augsburgerin mit dem Arzt Hans Trautner. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder: Sven und Annika.
Am Wochenende tauchten in der Öffentlichkeit erste Spekulationen auf, dass Trautner dem neuen bayerischen Kabinett angehören wird. Auf Anfragen versicherte sie, von nichts zu wissen. Erst am Dienstagabend um acht Uhr, so erzählte sie gestern, wurde sie für den nächsten Vormittag in die Staatskanzlei bestellt. Dann war klar, worum es geht. „In der Nacht bin ich einmal aufgewacht, habe auf mein Telefon geschaut und mich gefragt, ob ich das Ganze geträumt habe.“Hatte sie nicht. Trautner ist nun unter dem neuen Bildungsminister Bernd Sibler Staatssekretärin. Was damit ge- nau auf sie zukomme, wisse sie nicht. „Ich freue mich einfach.“Noch am Abend sollten Mann und Tochter nach München fahren, um mit der Mama zu feiern.
Zur Politik kam Carolina Trautner, die Apothekerin ist, als Seiteneinsteigerin. Sie engagierte sich zuerst im Elternbeirat des Kindergartens, arbeitete sich in der CSU nach oben. Heute noch ist die Stadträtin in Stadtbergen und sitzt auch im Kreistag. Beiden Gremien gehört sie seit 2002 an.
Seit 2015 ist die Sozial- und Bildungspolitikerin CSU-Kreisvorsitzende im Augsburger Land und führt damit den mit rund 2500 Köpfen mitgliederstärksten CSU-Kreisverband in Schwaben. Dieser positionierte sich im CSU-internen Machtkampf zwischen Markus Söder und Horst Seehofer früh gegen Seehofer.
Damit aber habe Trautners Berufung nichts zu tun, versicherte Landrat Martin Sailer gestern gegenüber unserer Zeitung. Das sehe man am ehemaligen Kultusminister Ludwig Spaenle, den Ministerpräsident Söder gestern entließ. Söder habe ein jüngeres und weiblicheres Kabinett im Sinn und dort passe Trautner gut hinein. Sailer: „Sie ist bodenständig, zielstrebig und durchsetzungsfähig.“Sie könne zuhören.
Im Maximilianeum saß die Parlamentarierin, die ihr Mandat im Stimmkreis Augsburg-Land Süd im Herbst verteidigen will, in insgesamt drei Ausschüssen (Bildung und Kultus, Gesundheit und Pflege sowie Eingaben und Beschwerden) und war darüber hinaus Mitglied der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“. Die in Augsburg geborene Stadtbergerin, die in ihrer Freizeit gerne Saxofon spielt und die Berge liebt, ist in den vergangenen Jahren nicht durch große politische Initiativen aufgefallen. Sie gilt vielmehr als fleißige politische Netzwerkerin, die im Hintergrund die Fäden zieht.
Für den Landkreis erhofft sich Landrat Sailer von der neuen Bildungsstaatssekretärin Unterstützung für die nächsten großen Bauprojekte: „Wir haben in Neusäß und Gersthofen einiges vor.“Und in Schwabmünchen will die Staatssekretärin bald wieder bei der Bäckerei Wachter für einen Einkauf hereinschauen.