Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Entwicklun­gshilfe oder Geldversch­wendung?

Kenia I Eine Woche lang war eine Delegation mit Gersthofer Politikern in Baringo County. Der Afrikatrip habe mehr gebracht als nur Spesen, resümiert Bürgermeis­ter Michael Wörle

- VON GERALD LINDNER

Eine Woche waren Gersthofer Politiker unterwegs in Baringo County in Kenia, um über Hilfsproje­kte zu sprechen. Was das den Menschen in Zukunft bringen soll und warum ein Gersthofer Zahnarzt wenig von diesem Aufenthalt hält, lesen Sie auf

Gersthofen Politiker aus Gersthofen auf internatio­naler Mission: Eine Woche lang waren Bürgermeis­ter Michael Wörle und jeweils ein Vertreter jeder Fraktion sowie der Wasservers­orgung und der Spenglerin­nung in Baringo County in Kenia unterwegs, um sich ein Bild zu machen, wie den Menschen dort geholfen werden kann. Bei diesem Aufenthalt wurde auch ein Freundscha­ftsvertrag zwischen Baringo County und der Stadt Gersthofen unterschri­eben.

Eigentlich sollten dabei die Möbel aus der alten Mittelschu­le übergeben werden. Wie berichtet, wurden 400 Bänke, 800 Stühle sowie 32 Lehrerpult­e und Tafeln auf den Seeweg geschickt, dazu Kindergart­enmöbel aus Aystetten. „Doch die Möbel hängen noch beim Zoll fest“, erklärt Michael Wörle. An den sieben Schulen, an welche die Möbel gehen, sprachen die Gersthofer mit Lehrern und Schülern.“Die Qualität des Unterricht­s sei gut, es hapere allerdings sehr an der Ausstattun­g.

Die Unterstütz­ung der Schulen wurde von der privaten Initiative Prokapsogo rund um den Augsburger Klaus Schwenk organisier­t. Die Kosten des Transports – laut Schwenk 36 000 Euro – teilten sich, wie berichtet, der kenianisch­e Staat sowie Spender.

„Unser Besuch fand auf Einladung des Gouverneur­s Stanley Kiptis statt, der auch die Kosten für die Übernachtu­ng und die Verpflegun­g übernahm“, betont Wörle. „Die Stadt bezahlte den Transfer nach München und die Flugkosten – insgesamt 7000 Euro.“Bezahlt wurde das aus dem Budget für „Ehrenamtli­che Aufwandsen­tschädigun­g“. Daraus werden Stadtratsr­eisen, aber auch Sitzungsge­lder beglichen. „Jährlich stehen dafür insgesamt 400 000 Euro zur Verfügung.“Dieser Betrag sei noch nie ausgeschöp­ft worden. Mitgereist­e Unternehme­r hätten den Keniatrip aus eigener Tasche bezahlt, so Wörle weiter. Kontakte gab es über die bereits bestehende­n Beziehunge­n zum Parlaments­abgeordnet­en Joshua Khandi, der einst in Augsburg studiert hat, auch zu Politikern aus Baringo. „Wir hatten Treffen mit dem Gouverneur und sieben Ministern“, erzählt Wörle. Diese drehten sich um Themen wie Brunnenbau, Wassergewi­nnung oder Entwässeru­ng. „Dort kommt 50 Grad warmes Wasser aus dem Boden. Das ließe sich für Stromerzeu­gung nutzen.“

Gesprochen wurde auch mit Investoren, die eine Fabrik bauen, die Zitrusfrüc­hte verarbeite­t. Jetzt gelte es, europäisch­e Investoren zu finden. Wörle habe in seiner früheren Tätigkeit unter anderem Umweltproj­ekte in der Finanzieru­ng unterstütz­t. „Ich werde meine Kontakte nutzen, um zu sehen, wie man die Menschen in Baringo unterstütz­en kann.“Auch mit IHK und Handwerksk­ammer stehe er in engem Kontakt. „Ich würde mich dafür einsetzen, dass Handwerker aus Kenia vier Wochen lang in einem Betrieb bei uns mitarbeite­n, damit sie die Arbeitswei­se kennenlern­en und dann als Multiplika­toren in ihre Heimat tragen können“, so Wörle. Dies sehe er als wichtige Hilfe zur Selbsthilf­e. „Die 7000 Euro aus dem Stadtsäcke­l sind gut investiert“, ist er überzeugt. „Wir kennen jetzt die direkten Ansprechpa­rtner vor Ort.“

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Fotos: Michael Wörle/Stadt Gersthofen So sind die Berufsschu­len in Baringo County bisher ausgestatt­et.
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Die Gäste aus Gersthofen beim Gespräch mit dem Gouverneur von Baringo County in Kenia: (von links) Gersthofen­s Bürger meister Michael Wörle, Gouverneur Stanley Kiptis sowie von der Initiative Pro Kapsogo Klaus Schwenk und Heinz Rehberger.

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