Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Grippe: Schulschluss für Schwangere
Unterricht Das Kultusministerium schickt Lehrerinnen heim. Was das vor Ort bedeutet
Landkreis Augsburg Nein, an eine Situation von solchem Ausmaß kann sich selbst der Pressesprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger, aus den vergangenen Jahren nicht erinnern. Wegen der anhaltenden Grippewelle hat das Kultusministerium Ende der vergangenen Woche angeordnet, dass schwangere Lehrerinnen bis zu den Osterferien keinen Unterricht mehr halten dürfen. Zu groß sei das Risiko einer Ansteckung mit den Influenza-Erregern. Und so müssen an den Schulen im Landkreis die Stunden von insgesamt etwa 30 Lehrerinnen vertreten werden. Am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß sind es allein „eine Handvoll“, wie Schulleiter Stephan Düll beschreibt.
„Das macht es uns nicht leichter“, spricht Düll an, dass in diesen Wochen ohnehin viele Lehrkräfte krank sind. Wer noch an der Schule ist, müsse nun zusätzliche Vertretungsstunden halten. „Wir haben keine Reserven mehr“, beschreibt der Leiter der Neusässer Schule die Situation vor Ort.
Dennoch: „Die Fürsorgepflicht geht vor“, sagt Heidrun vorm Walde, die Leiterin der Realschule in Zusmarshausen. Auch dort fallen nun in dieser Woche zwei weitere Lehrerinnen aus. Ihr Kollege Michael Kühn von der Realschule Meitingen berichtet, dass er schon vor der Anordnung einer schwangeren Kollegin angeboten habe, zu Hause zu bleiben, wenn sie das wolle.
Das Kultusministerium hat genaue Anweisungen getroffen, wie die ausfallenden Stunden aufgefangen werden sollen. Der stellvertretende fachliche Leiter des Schulamts im Landkreis Augsburg, Thomas Adleff, berichtet, dass bis Ostern keine Unterrichtsbesuche mehr stattfinden. Stattdessen sollen alle Lehrer an ihren Stammschulen im Unterricht eingesetzt werden. Dort wiederum werden nur noch ganze Klassen unterrichtet, auf geteilte Intensivierungsgruppen soll verzichtet werden. Bis dahin ist übrigens auch bezahlte Mehrarbeit für alle verbliebenen Lehrkräfte möglich. Zudem wurden Grundschullehrer an den weiterführenden Schulen an ihre Stammschulen zurückgerufen. Auf diese Weise ist etwa das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf von der Anordnung des Kultusministeriums betroffen – obwohl dort gerade gar keine Lehrerin schwanger ist.
Eine schwierige Situation sieht Adleff für all jene Lehrerinnen, die vielleicht noch gar nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt haben – etwa, weil diese gerade erst begonnen hat. Das Kultusministerium begründet seine Entscheidung unter anderem mit dem Verlauf der diesjährigen Influenza und deren Einfluss auf das ungeborene Leben. Folgen für das Kind im Bauch der Mutter ergeben sich dabei durch die Grippe eher indirekt, beschreibt der Vorstandsbeauftragte für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Jakob Berger aus Herbertshofen. „Die Krankheit schwächt die Mutter.“Generell könnten bei einer Influenza ohnehin nur die Symptome behandelt werden. Und das sei bei Schwangeren auch nicht immer so einfach möglich. Generell empfiehlt er eine Grippeimpfung auch für Schwangere, denn der Wirkstoff könne sogar das kleine Kind nach der Geburt noch eine Weile schützen.
Übrigens gilt die Anordnung des Kultusministeriums nicht nur für Lehrerinnen.
Das Berufliche Schulzentrum in Neusäß hat auch eine schwangere Schülerin nach Hause geschickt, berichtet Schulleiter Jürgen Wunderlich.
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