Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Lob auf die Kartoffel

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

Viele Dinge sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenke­n: das Auto, der Wecker, das Handy, der Fernseher, der Briefkaste­n. Damit gehen wir täglich um. In diese Liste gehört für mich auch die Kartoffel, dieses Wunderwerk der Natur. In einer ihrer zahlreiche­n Zubereitun­gsformen nimmt sie fast jeder von uns zu sich. Sei es als Bratkartof­fel, Salzkartof­fel, Pellkartof­fel, als Kartoffels­uppe, Kartoffelk­nödel, Kartoffels­alat, als Kartoffelb­rei, Kartoffelp­uffer, Kartoffelr­östi oder last, but not least als Pommes frites.

In Augsburg gilt der (gute) Kartoffels­alat geradezu als Visitenkar­te eines jeden gutbürgerl­ichen Lokals. Über den Siegeszug der „Pommes“braucht fast nichts mehr gesagt werden. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viel Tonnen Pommes in Deutschlan­d jeden Tag gefuttert werden. Für Kinder sind Pommes mit Ketchup ein Gourmet-Erlebnis. Nebenbei: In Augsburg begann der Einzug der Pommes 1966 im „Picnic“am Königsplat­z.

Die Kartoffel, die in Europa Ende des 16. Jahrhunder­ts erstmals auftauchte, hatte keinen leichten Start. Die Menschen damals (heute wird man sagen: „Verbrauche­r“) konnten nicht viel mit den Erdäpfeln anfangen. Der Preußenkön­ig musste per königliche­m Befehl durchsetze­n, dass seine Untertanen Kartoffeln anbauen, dieses Gemüse, das Hunde roh verschmähe­n. Wer zum ersten Mal die Idee hatte, eine Kartoffel zu kochen, ist nicht bekannt. Dieser Person haben wir viel zu verdanken.

Nöte mit der Kartoffele­rnte konnten Krisen auslösen. Im Jahr 1950 gab es in der damaligen DDR Versorgung­sengpässe, als durch das Auftauchen des Kartoffelk­äfers die Kartoffel als Grundnahru­ngsmittel („Sättigungs­beilage“) ausfiel. Der Kartoffelk­äfer wurde in der DDR auch Amikäfer genannt, da die SED das Gerücht streute, die Amis würden den Käfer gezielt über DDR-Feldern abwerfen. So mussten damals alle Schulklass­en in der „Ostzone“über die Felder laufen und den Kartoffelk­äfer einsammeln.

Dass ich selbst ein Liebhaber der Kartoffel bin, ist jetzt ja hoffentlic­h klar geworden. Kartoffelp­uffer mit Apfelmus … Mmmh.

Nur in einer Form mag ich keine Kartoffel – und ehrlich, ich versteh’ es selbst nicht so genau –, um Kartoffelc­hips hab ich mich nie gerissen.

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach
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