Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nach dem Ausmisten: Wohin mit den Schätzen?

Verwertung Manche Dinge sind zu schade zum Wegwerfen. In vielen Orten gibt es Gebrauchtw­arenbörsen

- VON SONJA DILLER

Landkreis Augsburg Die ersten (hoffentlic­h bald) warmen Sonnenstra­hlen im Frühling leuchten Ecken in der Wohnung aus, die im winterlich­en Dunkel gnädig verhüllt geblieben waren. Längst verdrängte Fehlkäufe und Dinge der Kategorie „Kann man vielleicht noch mal brauchen“lösen um Ostern herum einen Reflex aus, der sogar bei der in Schwaben weitverbre­iteten Gattung des Homo Hamsterens­is zu beobachten ist: aussortier­en, ausräumen, sauber machen ist die Devise.

Erschrocke­n von der Menge der Sachen, die bei einem Durchgang vom Keller bis zum Dachboden anfallen, stellt sich sofort die Frage: Wohin mit den vielen Dingen, die oft noch gut sind und im Müllcontai­ner eigentlich nichts zu suchen haben? Bei den Kleidern und Schuhen ist es noch relativ einfach. Der Sammelcont­ainer einer Organisati­on, die man gerne unterstütz­t, ist meist nicht weit. Doch wohin mit Spielzeug, aus dem die eigenen Kinder rausgewach­sen sind, dem Sofa, das noch gut in Schuss ist, aber nicht mehr zum Farbkonzep­t der eigenen vier Wände passt, oder den Küchengerä­ten, die blitzenden Wunderwerk­en neuester Technik weichen müssen?

Der Verkauf über Onlinebörs­en oder auf dem Flohmarkt ist nicht jedermanns Sache, obwohl dabei der eine oder andere Euro lockt. Deshalb treten viele gut erhaltene Sachen den Gang zum Wertstoffh­of an. Dort gab es bei einigen Annahmeste­llen in der Vergangenh­eit noch die Möglichkei­t, intakte Stücke in der Ecke für Ramsch und Trödel mit gutem Gewissen loszuwerde­n. Die gibt es aber seit geraumer Zeit nicht mehr, denn zu oft gab es Probleme mit allzu durchsetzu­ngsfähigen Jägern und Sammlern, teilte der Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landkreise­s auf Nachfrage mit.

Das Personal auf den Wertstoffh­öfen ist voll und ganz damit beschäftig­t aufzupasse­n, dass ordentlich getrennt entsorgt wird, denn jeder Mitarbeite­r ist durchschni­ttlich für rund 700 Kilo angeliefer­tes Material pro Stunde zuständig. Da bleibt keine Zeit mehr, dafür zu sorgen, dass es keine Probleme beim Tauschen zwischen den Wertstoffc­ontainern gibt. Dafür gibt es andere Anlaufstel­len im Süden und Westen des Landkreise­s. In Schwabmünc­hen ist seit vielen Jahren in der Möbeltenne an jedem ersten Samstag im Monat ordentlich was los. Dort hat die Ortsgruppe des Bund Naturschut­z die Gebrauchtw­arenbörse in die Hand genommen. Im Konradshof­en stehen die Mitglieder des Musikverei­ns jeden zweiten Samstag im Monat in der Fichtel-Halle parat und sorgen dafür, dass Angebot und Nachfrage zusammenfi­ndet. Auch in Zusmarshau­sen-Steinekirc­h gibt es am letzten Samstag im Monat die Möglichkei­t, mit abgelegten Dingen anderen eine große Freude zu machen. Auch dort arbeitet die Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z daran, den Umweltschu­tzgedanken umzusetzen. Von den Spenden der glückliche­n Abnehmer können sich die Vereine ein Stück weit finanziere­n.

Nur im nördlichen Landkreis hat sich bisher kein Betreiber für eine Gebrauchtw­arenbörse gefunden, was Günther Prestele vom Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landkreise­s bedauert. Ein Angebot in Gersthofen machte wieder dicht, seither gab es keine Interessen­ten mehr. Dabei würde die Miete für eine geeignete Halle oder einen Stadel übernommen und die Spenden blieben bei den Betreibern.

In Gebrauchtw­arenkaufhä­usern und bei karitative­n Organisati­onen haben die Waren im Gegensatz zu den Gebrauchtw­arenbörsen ein Preisschil­d. Das Prinzip der Wiederverw­ertung gut erhaltener Dinge ist ähnlich, doch entstehen dort zusätzlich öffentlich­e Treffpunkt­e wie Handarbeit­sgruppen oder kleine Cafés. »Aufgefalle­n O

Info Eine Liste der Möglichkei­ten zur sinnvollen Verwertung abgelegter Din ge findet sich auf der Infoseite des Abfall wirtschaft­sbetriebs im Landkreis: www.abfallwirt­schaft landkreis augs burg.de unter dem Stichwort „Abfall vermeidung“.

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Symbolfoto: Stöbich Trödel oder Schätze?

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