Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Kampf gegen Raser nimmt Fahrt auf
Stadtrat Diskutiert wurde die Frage, ob die Stadt den Kampf gegen Verkehrssünder einem Kommunalunternehmen übertragen will. Ein Stadtrat kündigt „massiven Widerstand“an
Wertingen Die Zusamstadt steht kurz davor, bei der Verkehrsüberwachung einen neuen Weg einzuschlagen. Bei der Stadtratssitzung am Mittwochabend lauschten die Stadträte den Ausführungen von gleich vier Personen zum Thema Raser und den Möglichkeiten, diesen entgegenzutreten.
Ordnungsamtsleiter Karl Benz berichtete von den Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Diese waren in den Bürgerversammlungen Ende vergangenen Jahres schon vielfältig eingegangen, doch auch Benz bestätigte noch einmal: Das Problem mit Rasern ist im Stadtgebiet Wertingen groß. Die Bevölkerung sei in vielen Bereichen unzufrieden mit der Situation. Verdeckte und „anonyme“Messungen hätten ergeben, dass sich auf Strecken wie der Alten Straße in Gottmannshofen oder in Bliensbach nur etwa 30 Prozent der Fahrer an die Begrenzungen halten, knapp zehn Prozent fahren deutlich überhöht und überschreiten die Vorgaben um 30 km/h und mehr.
Hauptkommissarin Martina Guß verdeutlichte einmal mehr die arg begrenzten Möglichkeiten, die der Polizei im Kampf gegen die Raser zur Verfügung stehen. Mobile Messungen scheiterten unter anderem daran, dass eine sogenannte „Laserpistole“nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht, sondern sich um- ständlich mit den Dillinger Kollegen geteilt werden muss (wir berichteten). Die Polizistin empfahl, dem Kommunalunternehmen „Verkehrsüberwachung Schwaben–Mitte“beizutreten.
Deren kaufmännische Vorsitzende Petra Haubitzhofer war ebenfalls zu Gast, und schlug zu Anfang ihres Vortrags schon fast beschwörende Töne an. Die „gerichtsfest“durchgeführten Messungen der Angestellten verringerten die durchschnittliche Geschwindigkeit nachweislich, mit welcher die Autofahrer unterwegs seien. Anhand von allerlei Statistiken legte sie den Stadträten nahe, sich dem Kommunalunternehmen mit derzeit 22 Angestellten und 31 Trägergemeinden anzuschließen.
Eine dieser Trägergemeinden ist Gundelfingen. Als letzter Redner war der Leiter des dortigen Ordnungsamtes Nikolaus Mayr eingeladen. Er bestätigte: Die Verkehrsüberwachung macht in der Gärtnerstadt so gut wie keine Arbeit mehr. Mit dem Kommunalunternehmen gebe es eine gute und reibungslose Zusammenarbeit.
Eine Entscheidung zum Beitritt fiel an diesem Abend noch nicht, diese soll zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr fallen. Doch bei den meisten Stadträten war deutliche Zustimmung zu dem Vorhaben zu spüren. Dr. Johann Popp (CSU) äußerte Zustimmung. Der Bürgerwunsch sei eindeutig, die Suche nach einer schnellen Lösung sei lobenswert. Auch aus den anderen Fraktionen kam Zustimmung. Ludwig Klingler (Grüne) sagte: „Ohne Überwachung braucht man es nicht machen.“Otto Horntrich (SPD) fragte nach, inwieweit der mögliche Wiederaustritt aus dem Kommunalunternehmen ein Problem sei – eine ähnliche Frage hatte den ersten Anlauf des Beitritts 2012 mit acht zu acht Stimmen im Stadtrat scheitern lassen. Petra Haubitzhofer versicherte: Ein Austritt sei kein Problem.
Stadtrat Peter Seefried polterte vehement gegen den Plan an. Er halte verstärkte Messungen für „Gängelung“der Bürger. „Ich bin dafür, dass jeder Fahrer eigenverantwortlich sein muss für das, was er tut“, sagte Seefried, der beruflich Fahrlehrer ist. Er übte außerdem massive Kritik an den 30er-Zonen in der Zusamstadt, die viel zu ausufernd ausgewiesen seien. „Da geht den Fahrern bald die Akzeptanz verloren.“
Vorsichtige Zustimmung zu diesem Thema kam von Stadtrat Herbert Nuber (Freie Wähler). „Es gibt neuralgische Punkte in der Verkehrsführung, die wir uns diesbezüglich noch einmal anschauen sollten“, sagte Nuber. Sein Parteikollege Dr. Frieder Brändle äußerte sich ähnlich. Er wohne seit 20 Jahren hier und gebe zu, dass ihm manchmal „der Blick für die Schilder abhandenkommt.“Seefried kündigte für den Fall, dass die Stadt dem Kommunalunternehmen beitritt und die Verkehrsüberwachung intensiviert wird, „massiven Widerstand“an.