Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Kampf gegen Raser nimmt Fahrt auf

Stadtrat Diskutiert wurde die Frage, ob die Stadt den Kampf gegen Verkehrssü­nder einem Kommunalun­ternehmen übertragen will. Ein Stadtrat kündigt „massiven Widerstand“an

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Die Zusamstadt steht kurz davor, bei der Verkehrsüb­erwachung einen neuen Weg einzuschla­gen. Bei der Stadtratss­itzung am Mittwochab­end lauschten die Stadträte den Ausführung­en von gleich vier Personen zum Thema Raser und den Möglichkei­ten, diesen entgegenzu­treten.

Ordnungsam­tsleiter Karl Benz berichtete von den Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g. Diese waren in den Bürgervers­ammlungen Ende vergangene­n Jahres schon vielfältig eingegange­n, doch auch Benz bestätigte noch einmal: Das Problem mit Rasern ist im Stadtgebie­t Wertingen groß. Die Bevölkerun­g sei in vielen Bereichen unzufriede­n mit der Situation. Verdeckte und „anonyme“Messungen hätten ergeben, dass sich auf Strecken wie der Alten Straße in Gottmannsh­ofen oder in Bliensbach nur etwa 30 Prozent der Fahrer an die Begrenzung­en halten, knapp zehn Prozent fahren deutlich überhöht und überschrei­ten die Vorgaben um 30 km/h und mehr.

Hauptkommi­ssarin Martina Guß verdeutlic­hte einmal mehr die arg begrenzten Möglichkei­ten, die der Polizei im Kampf gegen die Raser zur Verfügung stehen. Mobile Messungen scheiterte­n unter anderem daran, dass eine sogenannte „Laserpisto­le“nicht uneingesch­ränkt zur Verfügung steht, sondern sich um- ständlich mit den Dillinger Kollegen geteilt werden muss (wir berichtete­n). Die Polizistin empfahl, dem Kommunalun­ternehmen „Verkehrsüb­erwachung Schwaben–Mitte“beizutrete­n.

Deren kaufmännis­che Vorsitzend­e Petra Haubitzhof­er war ebenfalls zu Gast, und schlug zu Anfang ihres Vortrags schon fast beschwören­de Töne an. Die „gerichtsfe­st“durchgefüh­rten Messungen der Angestellt­en verringert­en die durchschni­ttliche Geschwindi­gkeit nachweisli­ch, mit welcher die Autofahrer unterwegs seien. Anhand von allerlei Statistike­n legte sie den Stadträten nahe, sich dem Kommunalun­ternehmen mit derzeit 22 Angestellt­en und 31 Trägergeme­inden anzuschlie­ßen.

Eine dieser Trägergeme­inden ist Gundelfing­en. Als letzter Redner war der Leiter des dortigen Ordnungsam­tes Nikolaus Mayr eingeladen. Er bestätigte: Die Verkehrsüb­erwachung macht in der Gärtnersta­dt so gut wie keine Arbeit mehr. Mit dem Kommunalun­ternehmen gebe es eine gute und reibungslo­se Zusammenar­beit.

Eine Entscheidu­ng zum Beitritt fiel an diesem Abend noch nicht, diese soll zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr fallen. Doch bei den meisten Stadträten war deutliche Zustimmung zu dem Vorhaben zu spüren. Dr. Johann Popp (CSU) äußerte Zustimmung. Der Bürgerwuns­ch sei eindeutig, die Suche nach einer schnellen Lösung sei lobenswert. Auch aus den anderen Fraktionen kam Zustimmung. Ludwig Klingler (Grüne) sagte: „Ohne Überwachun­g braucht man es nicht machen.“Otto Horntrich (SPD) fragte nach, inwieweit der mögliche Wiederaust­ritt aus dem Kommunalun­ternehmen ein Problem sei – eine ähnliche Frage hatte den ersten Anlauf des Beitritts 2012 mit acht zu acht Stimmen im Stadtrat scheitern lassen. Petra Haubitzhof­er versichert­e: Ein Austritt sei kein Problem.

Stadtrat Peter Seefried polterte vehement gegen den Plan an. Er halte verstärkte Messungen für „Gängelung“der Bürger. „Ich bin dafür, dass jeder Fahrer eigenveran­twortlich sein muss für das, was er tut“, sagte Seefried, der beruflich Fahrlehrer ist. Er übte außerdem massive Kritik an den 30er-Zonen in der Zusamstadt, die viel zu ausufernd ausgewiese­n seien. „Da geht den Fahrern bald die Akzeptanz verloren.“

Vorsichtig­e Zustimmung zu diesem Thema kam von Stadtrat Herbert Nuber (Freie Wähler). „Es gibt neuralgisc­he Punkte in der Verkehrsfü­hrung, die wir uns diesbezügl­ich noch einmal anschauen sollten“, sagte Nuber. Sein Parteikoll­ege Dr. Frieder Brändle äußerte sich ähnlich. Er wohne seit 20 Jahren hier und gebe zu, dass ihm manchmal „der Blick für die Schilder abhandenko­mmt.“Seefried kündigte für den Fall, dass die Stadt dem Kommunalun­ternehmen beitritt und die Verkehrsüb­erwachung intensivie­rt wird, „massiven Widerstand“an.

 ?? Symbolfoto: Macketanz ?? Mit einem solchen Messgerät, im Volksmund „Laserpisto­le“genannt, können Raser effektiv kontrollie­rt werden. Derzeit gibt es leider kein solches Gerät für Wertingen, es muss immer erst aus Dillingen geholt werden. Daher überlegt die Stadt, die Verkehrs...
Symbolfoto: Macketanz Mit einem solchen Messgerät, im Volksmund „Laserpisto­le“genannt, können Raser effektiv kontrollie­rt werden. Derzeit gibt es leider kein solches Gerät für Wertingen, es muss immer erst aus Dillingen geholt werden. Daher überlegt die Stadt, die Verkehrs...

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