Augsburger Allgemeine (Land Nord)

CSU zutiefst verärgert über Merkel

Parteien Seehofer will seine Islam-Politik kein bisschen ändern. Auch Generalsek­retär Blume attackiert die Kanzlerin scharf. Bayern beginnt den Aufbau einer eigenen Grenzpoliz­ei

-

Berlin/München Auch nach der Zurechtwei­sung durch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag beharrt Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) in der Islamdebat­te auf seiner Position. „Ich werde meine Politik nicht um ein Jota ändern“, sagte Seehofer dem Spiegel. Der CSU-Chef erklärte, die Aussagen Merkels in der Regierungs­erklärung hätten ihn vollkommen unvorberei­tet getroffen. „Dafür fehlt mir jegliches Verständni­s.“Seehofer hatte am vergangene­n Wochenende in einem Interview erklärt, der Islam gehöre nicht zu Deutschlan­d. Dieser Einschätzu­ng widersprac­h die Kanzlerin im Parlament.

Auch der neue CSU-Generalsek­retär Markus Blume attackiert­e indirekt Merkel. Wer Seehofers Satz als Akt der Ausgrenzun­g sehe, „der handelt böswillig und versteht die Debatte nicht“, sagte Blume unserer Zeitung. Der Parteichef habe ja im nächsten Satz auch erklärt, „dass selbstvers­tändlich die Menschen muslimisch­en Glaubens zu diesem Land gehören“. Blume fügte hinzu: „Es geht hier um die Frage der kulturelle­n Identität und was dieses Land im Innersten zusammenhä­lt.“Der Generalsek­retär betonte zudem: „Wir werden in der Islamdebat­te nicht lockerlass­en. Diese Debatte muss weiter geführt werden: Wir müssen uns fragen, was sind die Grundlagen und Grundwerte unseres Zusammenle­bens.“Er warnte davor, die Diskussion nicht zu führen: „Wenn jeder, der eine klare Position formuliert und sich nicht im Beliebigke­itsblabla der elitären Mitte aufhält, sofort den Stempel Spalter bekommt, ist das nicht gut.“ Spaltend sei eher „die Unterdrück­ung einer notwendige­n Debatte“.

Blume kündigte eine harte Auseinande­rsetzung mit dem Islam an: „Wenn wir von Religionsf­reiheit reden, dann gehört es zu unserem Land auch dazu, dass wir dem Islam aufzeigen, wo die Grenzen der Religionsf­reiheit sind.“Religiöse Überzeugun­gen oder gar die Scharia könnten niemals die Rechtsordn­ung, das staatliche Gewaltmono­pol oder den staatliche­n Bildungs- und Erziehungs­auftrag ersetzen. Blume: „Alles andere würde sich nicht mit unserer freiheitli­chen Gesellscha­ft vertragen. Und deshalb können wir das auch nicht akzeptiere­n.“

Unter dem Eindruck der illegalen Zuwanderun­g beginnt Ministerpr­äsident Söder (CSU) mit dem Aufbau einer eigenen Grenzpoliz­ei. Die bayerische Regierung muss aber noch mit Bundesinne­nminister Seehofer den Umfang polizeilic­her Befugnisse aushandeln – der direkte Grenzschut­z ist Aufgabe der Bundespoli­zei. Das Kabinett brachte auch den Aufbau eines Landesamts für Asyl in Manching bei Ingolstadt auf den Weg. Es soll einschließ­lich Außenstell­en rund 1000 Mitarbeite­r haben. Sie sind aber nicht für AsylEntsch­eidungen zuständig, sondern sollen Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er beschleuni­gen.

Im Kommentar von Rudi Wais geht es um den Dauerstrei­t zwischen Seehofer und Merkel. In der Politik schildert Martin Ferber den ersten Auftritt Seehofers im Bundestag als Innenminis­ter. Auf Bay ern erläutert Henry Stern die bayerische­n Pläne zur Grenzsiche­rung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany