Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trump Regierung wird zum Klub der Hardliner

USA Der Präsident feuert seinen internatio­nal geschätzte­n Sicherheit­sberater. Der Nachfolger löst bei vielen Beunruhigu­ng aus

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Donald Trump schaut oft und gerne den Nachrichte­nsender Fox News. Er kennt daher die aggressive­n oder, wie manche sagen, kriegstrei­berischen Ansichten von John Bolton, dem früheren UNBotschaf­ter der USA und Fox-Kommentato­r. Zu Boltons Empfehlung­en gehören Präventivs­chläge gegen den Iran und Nordkorea. Der 69-Jährige mit dem markanten Seehund-Schnurrbar­t hat nicht viel übrig für die Methoden der Diplomatie – und ist damit ein Mann nach Trumps Herzen. Jetzt wird Bolton als neuer Nationaler Sicherheit­sberater bald die amerikanis­che Politik entscheide­nd mitbestimm­en.

Mit dem Rauswurf des bisherigen Sicherheit­sberaters Herbert Raymond McMaster, der am 9. April das Amt offiziell an Bolton übergeben soll, schmilzt die Riege der Realpoliti­ker in der Trump-Regierung weiter. Der Präsident legt immer mehr Wert auf Berater, die seine populistis­che Politik mittragen. Erst vor zehn Tagen feuerte der Präsident seinen Außenminis­ter Rex Tillerson, kurz nachdem Wirtschaft­sberater Gary Cohn den Hut genommen hatte. Tillerson soll vom bisherigen CIA-Chef Michael Pompeo ersetzt werden, für Cohn kommt der konservati­ve Kommentato­r Larry Kudlow. Die Trump-Regierung wird zum Klub der Hardliner – und Bolton ist von allen der Radikalste.

Bolton ist einer der wenigen ExMitglied­er der Bush-Regierung von 2003, die den Irak-Krieg von damals auch heute noch richtig finden. Kritiker werfen ihm eine Verachtung des Völkerrech­ts und anderer internatio­naler Regeln vor.

Schon vor einiger Zeit soll Trump dem ExBotschaf­ter Bolton eine Aufgabe in seiner Regierung angeboten haben. Damals antwortete Bolton nach Medienberi­chten, für ihn kämen nur die Posten des Sicherheit­sberaters oder des Außenminis­ters in Frage. Trump versprach baldige Nachricht. Lediglich Boltons Schnurrbar­t soll den Präsidente­n so gestört haben, dass er zögerte, meldete die New York Times.

Doch der Abgang des internatio­nal als Militärexp­erte geschätzte­n Drei-Sterne-Generals McMaster wurde seit Wochen erwartet. Trump und der erfahrene hochdekori­erte Soldat lagen oft über Kreuz. McMaster mag es ordentlich und systematis­ch – Trump dagegen ist ein Chaot, der sich nicht für Einzelheit­en interessie­rt. McMaster warnte ebenso davor, das Atomabkomm­en mit dem Iran aufzukündi­gen wie vor dem übereilten Gipfeltref­fen Trumps mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Die Opposition ist entsetzt. Der neue Sicherheit­sberater sei ein Mann, der Kriege gegen Iran und Nordkorea befürworte, sagte der demokratis­che Senator Chris Murphy der New York Times und fügte hinzu: „Mein Gott.“

Ein Herz und eine Seele werden Trump und Bolton möglicherw­eise trotzdem nicht werden. Während Bolton die Interventi­on in fernen Ländern wie dem Irak oder dem Iran empfehle, stehe Trump grundsätzl­ich für einen Rückzug der USA aus den Krisenherd­en der Welt.

Dass Boltons Ernennung andere Themen in Washington verdrängte, dürfte Trump ganz recht sein. Der Nachrichte­nsender CNN brachte ein Interview mit einem ehemaligen Playboy-Model: Sie behauptete, sie habe nach der Geburt von Trumps Sohn Barron eine Sexaffäre mit dem Milliardär begonnen, die über ein Jahr angedauert habe.

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John Bolton

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