Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heino verschenkt Lieblingsl­ieder der SS

Aufreger Der Schlagersä­nger hat der nordrhein-westfälisc­hen Heimatmini­sterin ein Album überreicht. Das Problem: Titel darauf begeistert­en einst auch Hitlers „Schutzstaf­fel“

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Düsseldorf Es sollte ein kleines, nett gemeintes Geschenk sein. Es wurde ein „SS-Skandal“. In dessen Zentrum, wieder einmal, die Frage stand: „Wie braun sind deine Lieder wirklich, Heino?“So die Bild. In deren Freitagsau­sgabe sagte Schlagersä­nger Heino nun: „Wenn man danach sucht, findet man immer ein Lied, das missbrauch­t worden ist.“

Um die Aufregung zu verstehen, muss man ein bisschen ausholen: Als einer von 47 „Heimatbots­chaftern“hatte Heino der neuen nordrheinw­estfälisch­en CDU-Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch am vergangene­n Wochenende unter anderem sein Album „Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlands­lieder“überreicht – auf dem ersten NRW-Heimatkong­ress.

Das Problem: Viele der 24 Lieder auf dem Doppelalbu­m stammen

„Die Lieder können doch nichts dafür.“

zwar schon aus der Zeit der Befreiungs­kriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunder­ts, fanden sich wegen der deutschtüm­elnden und teils martialisc­hen Texte zu Hitlers Zeiten aber auch im „Liederbuch der SS“– der von Hitler gegründete­n „Schutzstaf­fel“also, die Konzentrat­ionslager errichtete und betrieb. Für besondere Empörung sorgte das von der SS als „Treuelied“glorifizie­rte Stück von 1814 „Wenn alle untreu werden“, das allerdings nicht nur von der SS, sondern auch vom NS-Widerstand gesungen wurde. Heino selbst sagte dazu, er könne sich nicht erinnern, welche Strophen des Liedes er 1981 aufgenomme­n habe. „Aber ich habe Historiker dran gehabt, die haben gesagt, das sei in Ordnung.“

Dem Sänger wird schon seit längerem eine unkritisch­e Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfe­n. Zu Zeiten der Apartheid hatte er in Südafrika seinen Schlager „Schwarzbra­un ist die Haselnuss“zum Besten gegeben. Für den damaligen baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten und einstigen NS-Marinerich­ter Hans Filbinger (CDU) sang er alle drei Strophen des Deutschlan­dlieds. Das Bundesverd­ienstkreuz blieb dem 79-Jährigen deswegen versagt. Heino verwahrte sich stets gegen Vorwürfe, er hänge „braunem“Gedankengu­t an. Immer wieder betonte er, er singe einfach Volksliede­r. Seinen Kritikern hielt er vor ein paar Jahren entgegen: „Ich bin nicht schwarzbra­un, ihr Haselnüsse!“

Aufgefalle­n war Heinos nicht unproblema­tisches Geschenk nach dem Kongress-Wochenende zuerst der Westdeutsc­hen Zeitung. Es hatte auch Folgen für Ina Scharrenba­ch, die heftig von der NRW-SPD attackiert wurde. Die hält ohnehin nicht viel von dem nach dem Regierungs­wechsel im Sommer 2017 gebildeten Heimatmini­sterium. Wie habe Heino – „bei seiner Geschichte“– überhaupt einer von 47 Heimatbots­chaftern der Ende 2017 gestartete­n Kampagne der Ministerin werden können, fragte etwa der kommunalpo­litische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Sven Wolf.

Heinos Geschenk an Scharrenba­ch – insgesamt zwei Schallplat­ten und vier CDs – sei „bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politische­n Korrekthei­t überprüft worden“, teilte das nordrhein-westfälisc­he Heimatmini­sterium mit. Die Ministerin verwahre sich strikt dagegen, „in irgendeine­r Weise mit der nationalso­zialistisc­hen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden“. Der SPD reicht das nicht. Sie will wissen, warum Scharrenba­ch nicht von vornherein andere Heimatbots­chafter „ins Schaufenst­er gestellt“habe: etwa Ex-Fußballnat­ionalspiel­er Gerald Asamoah oder TV-Koch Nelson Müller. Nach Darstellun­g des Ministeriu­ms war das wiederum schlicht Pech: Alle 47 Botschafte­r haben demnach eine Einladung zu dem Heimatkong­ress erhalten – von der Top-Prominenz sei aber nur Heino gekommen.

Heinos Frau Hannelore kann die Aufregung um das ursprüngli­ch 1981 erschienen­e Doppelalbu­m genauso wenig verstehen wie ihr Mann. Sie habe die Platte extra für Scharrenba­ch aus dem Keller geholt: „Ich habe unten nach einer echten Rarität als Geschenk für die Ministerin gesucht. Was jetzt passiert, ist ungerecht“, sagte sie der Bild-Zeitung. Bettina Grönewald

und Hannah Wagner, dpa

 ?? Foto: F. Berger, MHKBG, dpa ?? Ina Scharrenba­ch – Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung des Landes Nordrhein Westfalen – und NRW Heimatbots­chafter Heino auf dem Heimatkong­ress. Samt Heinos umstritten­er Schallplat­te.
Foto: F. Berger, MHKBG, dpa Ina Scharrenba­ch – Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung des Landes Nordrhein Westfalen – und NRW Heimatbots­chafter Heino auf dem Heimatkong­ress. Samt Heinos umstritten­er Schallplat­te.

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