Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kurvenköni­gin der Herzen

Eiskunstla­ufen Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler gewannen zwar nie Gold, doch für ein Millionenp­ublikum waren sie ein Traumpaar. Aber nur auf dem Eis

- Bayreuth – Weißwasser (16 Uhr), Bad Tölz – Frei burg (18 Uhr) FSV Zwickau – VfR Aalen Werder Bremen II – SC Paderborn 07 1:4 3:2 4:1 4:1 4:1 4:1 3:2 2:3 0:2 1:1 2:0 2:0 2:2 0:2 VON RUPERT HUBER

3. LIGA VOM FREITAG Augsburg Das Eiskunstla­ufen schien sich überlebt zu haben. Sprach man jemanden darauf an, dass der Axel schwierig sei, wurde man, wenn überhaupt, gefragt, bei welchem Klub denn dieser problemati­sche Spieler sein gut bezahltes Dasein fristet. Das hat sich zumindest vorübergeh­end geändert. Seit Aljona Savchenko und Bruno Massot mit „einer Kür für die Ewigkeit“, wie euphorisie­rte Sportrepor­ter berichtete­n, die Goldmedail­le bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g gewonnen haben, gilt das Paarlaufen wieder was.

Marika Kilius und ihr früherer Paarlauf-Partner Hans-Jürgen Bäumler waren für die ARD als WM-Experten in Mailand vor Ort. Im Gegensatz zu Savchenko/Massot blieb den zweifachen Weltmeiste­rn Olympia-Gold verwehrt. Es klingt, als hätte die Weltklasse­läuferin der 60er Jahre wieder Lust aufs Eis bekommen, wenn sie von Savchenko/ Massot und dem Olympiatri­umph spricht. „Ich bin jeden Schritt mit Aljona in der Kür gelaufen. Bei mir sind die Tränen geflossen.“

Marika Kilius, die an diesem Samstag ihren 75. Geburtstag feiert, beklagt, dass es kaum noch LiveAusstr­ahlungen ihrer Sportart gibt und hofft, dass schon wegen der Vermarktun­g des Eiskunstla­ufens Savchenko/Massot ihre Karriere nicht auf dem Höhepunkt beenden. In den frühen 60er Jahren war das ganz anders. „Da wurde schon mal die ,Tagesschau‘ verschoben“, erinnert sich Hans-Jürgen Bäumler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Kilius/Bäumler waren seinerzeit das, was man heute Mega-Stars nennt. Das attraktive Paar war nicht nur Dauergast in der Weltspitze, sondern bediente mit Glanz und Glamour auch die Klatschblä­tter. Die oft zu schnell vergebene Bezeichnun­g „Traumpaar“fand ihre ideale Entsprechu­ng in Kilius/ Bäumler. Die Frankfurte­rin mit den langen Beinen und die Mixtur von Sonnyboy und Schwiegers­ohn aus Dachau eroberten die Herzen gleich mehrerer Generation­en. Auch mit fröhlichen Schlagern („Honeymoon in St.Tropez“). Tante Dora, deren Herz bei TV-Übertragun­gen Pirouetten drehte, hatte Wetten laufen, in welchem Monat denn die zwei heiraten würden. Die jüngeren Mädchen mit dem Berufswuns­ch Prinzessin schnitten Fotos aus. Die älteren türmten sich die Haare hoch wie Marika gelegentli­ch, die ihrerseits Farah Diba kopierte, die Ehefrau des Schahs von Persien.

Wir Buben waren noch zu klein für eine echte Schwärmere­i, aber wenn wir zehn Jahre älter gewesen wären, hätten wir sie uns als Partnerin für den Tanz bei Kerzenlich­t vorstellen können.

Bis dann der Schrecken in unsere jungen Glieder fuhr. Es war der Abend der Weltmeiste­rschaft 1962 in Prag. In unserem Wohnhaus hatte noch nicht jeder einen Fernseher. So fiel man bei Frau Rupp ein. Dann kam das Unheil in Form einer eingesprun­genen Waage (oder so). Jedenfalls stießen Marika und Hans-Jürgen mit den Schlittsch­uhen zusammen und stürzten.

Auch Tante Dora trauerte, heiratete doch später Marika den Feuerzeug-Erben Werner Zahn. Und später sogar einen Amerikaner. Seit Juni 2000 ist Kilius Großmutter. In einem häufig zitierten Interview sagte sie neulich: „Sex in meinem Alter wird immer schöner.“Tante Dora hätte das nicht gefallen.

 ?? Foto: imago ?? Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler im Jahr 1963 vor der Kulisse von Cortina d’Ampezzo.
Foto: imago Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler im Jahr 1963 vor der Kulisse von Cortina d’Ampezzo.
 ??  ?? Marika Kilius
Marika Kilius

Newspapers in German

Newspapers from Germany