Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Schulschlu­ss“für den Lehrer Chef

Abschied Schulamtsl­eiter Claus Appel geht in den Ruhestand und plant einen Neuanfang

- VON ANDREA BAUMANN

Ein schöneren Ende seines Berufslebe­ns hätte sich Claus Appel nicht wünschen können: Der Leiter des Staatliche­n Schulamts nahm bei einer Referendar­in die Lehrprobe, die praktische Prüfung im Unterricht­en, ab. Das, was der 65-Jährige in einer Klasse der Löweneck-Schule in Oberhausen sah, gefiel ihm sehr. Die junge Kollegin habe ihre Aufgabe fantastisc­h umgesetzt, lobt er.

Dass einen guten Lehrer nicht nur Fachwissen, sondern auch Herzblut ausmacht, betont Appel immer wieder. Er hat sich die Empathie bewahrt. „Die Schule hat sich weiterentw­ickelt, geblieben ist die Liebe zum Beruf und die Wertschätz­ung gegenüber den Kindern.“

Als der gebürtige Münchner nach dem Studium vor 43 Jahren als Pädagoge anfing, konnte er die Schüler mit Migrations­hintergrun­d noch an einer Hand abzählen. Heute stellen sie in vielen Grund- und Mittelschu­len die Mehrzahl.

Appels Laufbahn vom Lehrer über den Konrektor und Schulleite­r bis zum Schulrat in Augsburg (ab 2003) und schließlic­h Schulamtsc­hef brachte für ihn einen Perspektiv­wechsel mit. Zuletzt war er für 14 000 Schüler und 1500 Lehrkräfte an 49 Grund- und Mittelschu­len in der Stadt zuständig, ohne selbst noch zu unterricht­en. Er hat daran Gefallen gefunden. Dass in der Ära von Ministerpr­äsident Stoiber schon einmal die Auflösung der Aufsichtsb­ehörde ein Thema war, lässt Appel noch immer den Kopf schütteln. Schulämter seien ein wichtiges Bindeglied zwischen den Schulen und dem Kultusmini­sterium und der Motor vieler Umwälzunge­n. „Augsburg war und ist in vielen Dingen Vorreiter“, blickt der 65-Jährige auf die Arbeit mit seinem Team in der Gögginger Straße zurück.

Am Donnerstag, seinem allerletzt­en Arbeitstag, verabschie­dete er sich von seinen Kollegen aus Schulamt und -referat. Und dann setzte sich der Pendler in den Zug in seine Heimat Schrobenha­usen – wie immer in seinen 14 Augsburger Jahren. Ganz bewusst entschied sich Appel auch vor Ort für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel. Seine Schulen erreichte er in Bus und Tram. Die vielen Eindrücke, die ihm die Stadt und den sozialen Wandel nähergebra­cht hätten, wolle er nicht missen. Leicht fällt dem leidenscha­ftlichen Kaffeetrin­ker der Eintritt in den Ruhestand nicht, zumal seine Stelle ausgeschri­eben, aber noch nicht besetzt ist. Gleichzeit­ig freut er sich auf den neuen Lebensabsc­hnitt, der aller Voraussich­t nach mit einem örtlichen Neuanfang verbunden ist. Mit seiner Frau möchte er ins Chiemgau umziehen, einer Gegend mit hoher Lebensqual­ität. Den ersten Schritt weg von der Hektik hat er bereits hinter sich. Appel hat seine Armbanduhr abgelegt. „Ihr habt die Uhr und ich habe die Zeit“, sagt er mit einem schelmisch­en Grinsen.

 ?? Foto: Judith Roderfeld ?? In seinem Büro gönnte sich Schulamts chef Claus Appel gerne eine Tasse Kaf fee.
Foto: Judith Roderfeld In seinem Büro gönnte sich Schulamts chef Claus Appel gerne eine Tasse Kaf fee.

Newspapers in German

Newspapers from Germany