Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ohne Förderung hat es ein Festival schwer
Als vergangenes Jahr die öffentlichen Klaviere in Augsburgs Innenstadt standen, konnte man Sebastian Knauer ansehen, wie viel Spaß ihm das hier machte. Unerkannt, nicht in großer Abendgarderobe, nicht als Konzertpianist ausgeflaggt spielen. In der CityGalerie schaute er in der CD-Abteilung des Elektrohandels nach, ob es dort sein aktuelles Album gibt. Da war zu sehen, dass ein Vollblutmusiker auch marktwirtschaftlich denken muss. Das Produkt muss unter die Leute.
Jetzt musste Knauer mitteilen, dass sich sein Festival Mozart@Augsburg nicht mehr trägt. Von 2012 an hat er es gemeinsam mit Johannes Boecker organisiert, ein Festival, das sich ohne Förderung und Subventionen nur mit Eintrittsgeldern und über Sponsoren finanzierte. Erstaunlich ist nicht, dass Knauer und Boecker jetzt an eine Grenze stießen, sondern dass es dieses Festival mit den namhaften Interpreten überhaupt über einen solchen Zeitraum hinweg gab. Und ja, es ist ein musikalischer Verlust in der Stadt.
Ein Blick über die Stadtgrenze hinweg nach Friedberg zeigt, was möglicherweise gefehlt hat. Dort organisieren die Bürger für Friedberg in diesem Herbst schon zum 17. Mal den Friedberger Musiksommer – mit hochkarätigen und treu verbundenen Musikern. Das Festival hat nur einen kleinen städtischen Förderanteil. Dauerhaft finanzieren kann es sich nur, weil rund 30 Ehrenamtliche fast alle organisatorischen Dinge selbst in die Hand nehmen. Wenn solch ein starker Rückhalt fehlt, ist es auf Dauer extrem schwierig, ohne Unterstützung auszukommen.
Man sollte jetzt nicht sagen, dass Knauer und Boecker gescheitert sind. Sondern, dass sie sechs Jahre lang das Unwahrscheinliche möglich gemacht haben.
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.