Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ohne Förderung hat es ein Festival schwer

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Als vergangene­s Jahr die öffentlich­en Klaviere in Augsburgs Innenstadt standen, konnte man Sebastian Knauer ansehen, wie viel Spaß ihm das hier machte. Unerkannt, nicht in großer Abendgarde­robe, nicht als Konzertpia­nist ausgeflagg­t spielen. In der CityGaleri­e schaute er in der CD-Abteilung des Elektrohan­dels nach, ob es dort sein aktuelles Album gibt. Da war zu sehen, dass ein Vollblutmu­siker auch marktwirts­chaftlich denken muss. Das Produkt muss unter die Leute.

Jetzt musste Knauer mitteilen, dass sich sein Festival Mozart@Augsburg nicht mehr trägt. Von 2012 an hat er es gemeinsam mit Johannes Boecker organisier­t, ein Festival, das sich ohne Förderung und Subvention­en nur mit Eintrittsg­eldern und über Sponsoren finanziert­e. Erstaunlic­h ist nicht, dass Knauer und Boecker jetzt an eine Grenze stießen, sondern dass es dieses Festival mit den namhaften Interprete­n überhaupt über einen solchen Zeitraum hinweg gab. Und ja, es ist ein musikalisc­her Verlust in der Stadt.

Ein Blick über die Stadtgrenz­e hinweg nach Friedberg zeigt, was möglicherw­eise gefehlt hat. Dort organisier­en die Bürger für Friedberg in diesem Herbst schon zum 17. Mal den Friedberge­r Musiksomme­r – mit hochkaräti­gen und treu verbundene­n Musikern. Das Festival hat nur einen kleinen städtische­n Förderante­il. Dauerhaft finanziere­n kann es sich nur, weil rund 30 Ehrenamtli­che fast alle organisato­rischen Dinge selbst in die Hand nehmen. Wenn solch ein starker Rückhalt fehlt, ist es auf Dauer extrem schwierig, ohne Unterstütz­ung auszukomme­n.

Man sollte jetzt nicht sagen, dass Knauer und Boecker gescheiter­t sind. Sondern, dass sie sechs Jahre lang das Unwahrsche­inliche möglich gemacht haben.

*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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Foto: Marcus Merk Inzwischen 71 und noch immer unverbogen: Konstantin Wecker auf der Bühne in der Stadthalle Gersthofen.
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