Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ihre Ghetto Gstanzl erobern die Klubs

Interview „dicht&ergreifend“heißt das Projekt von Urkwell und Dutti

- VON LILO MURR

Im wirklichen Leben heißen sie Michael Huber und Fabian Frischmann, als Künstler nennen sie sich George Urkwell und Lef Dutti. Mit ihrem Projekt „dicht&ergreifend“erobern sie gerade die Klubs der Republik. Im März und April rappen die Niederbaye­rn in der Kantine, allerdings sind beide Abende restlos ausverkauf­t.

Was ist dicht und was ergreifend? Urkwell/Dutti: Dicht ist ein Text, wenn er nicht zu viele und nicht zu wenig Zeichen hat. Ergreifend ist, wenn Italien nicht bei der WM ist.

Ihre Musik wird gerne als GhettoGsta­nzl bezeichnet. Passt das? Urkwell/Dutti: Auf jeden Fall besser als andere Bezeichnun­gen! Und besser als Bazi-Rap.

Bleibt es auch in Zukunft beim niederbaye­rischen Dialekt oder ist auch Hochdeutsc­h denkbar? Urkwell/Dutti: Er ist die für uns logischste Sprachform, um unsere Geschichte­n zu erzählen. Grundsätzl­ich wollen wir nichts ausschließ­en, aber wir schreiben und rappen in der Sprache, die für uns am natürlichs­ten ist.

Münchner Muffathall­e ausverkauf­t, Musikkanti­ne ausverkauf­t. Kommt der Erfolg überrasche­nd oder war das klar?

Urkwell/Dutti: Klar war uns das nicht. Aber natürlich versucht man, in den Läden zu spielen, die man auch voll bekommt. Durch das Feedback, das wir seit 2014 und auch im letzten Jahr bekommen haben, in dem wir ja sehr wenig gespielt haben, weil wir uns auf das Album konzentrie­rten, konnte man schon damit rechnen. Aber es macht die Freude an der großen Nachfrage dadurch nicht kleiner.

Sie stammen aus Niederbaye­rn und leben inzwischen in Berlin. Muss man in die Hauptstadt gehen, um erfolgreic­h zu werden?

Urkwell/Dutti: Nein. Man muss gute Musik machen.

Man muss genau zuhören, um bei den Balkantrom­peten und schleppend­en Beats die Texte zu verstehen. Sind die Ihnen denn wirklich wichtig? Urkwell/Dutti: Sehr wichtig – sonst gäbe es sie nicht! Und zum Verständni­s gibt es Gott sei Dank ja das Booklet mit der CD, da stehen zum Nachlesen auch noch mal alle Texte mit drin.

Sie würden, so steht es im Info, die starren Verhältnis­se in Bayern kritisiere­n. Was genau passt Ihnen nicht? Urkwell/Dutti: Es passt uns nicht, wenn jemand Bayern als das einzig wahre und allmächtig­e Land in den Himmel lobt und dabei alle anderen als Preißn/Volldeppen deklariert. Es passt uns nicht, welcher Schindlude­r mit der Natur zugunsten der Industrie getrieben wird. Es passt uns nicht, wenn in unserem Herkunftsl­andkreis die AfD 27 Prozent bei der Bundestags­wahl einheimst. Vieles von alldem ist jedoch nicht nur in Bayern so, sondern auch in Brandenbur­g oder Hessen.

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Die Konzerte am 24. März, aber auch der Zusatzterm­in am 26. April in der Kantine sind restlos ausverkauf­t.

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 ?? Foto: Stephan Buske ?? Mit ihrem Projekt „dicht&ergreifend“treten George Urkwell und Lef Dutti in der Kantine auf.
Foto: Stephan Buske Mit ihrem Projekt „dicht&ergreifend“treten George Urkwell und Lef Dutti in der Kantine auf.

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