Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Angst vor dem Verkehrsinfarkt
Planung Stadtbergen möchte bei der geplanten Linie 5 mitreden statt nur informiert zu werden
Stadtbergen Ob Baustelle oder Unfall: Wie schnell die beiden Verkehrsadern B 17 und B 300 verstopft sind, bekommen Autofahrer fast jeden Tag zu spüren. Aber was ist, wenn einmal der Campus der neuen Uniklinik steht und Tausende neue Jobs entstehen? Und was passiert, wenn die neue Straßenbahnlinie 5 über die Bürgermeister-Ackermann-Straße in Richtung Klinikum rollt? Die geplante Neubaustrecke bringt zusätzliche Sorgen und Probleme für Stadtbergen, befürchtet der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat, Josef Kleindienst. Bei der jüngsten Sitzung zum Haushaltsplan 2018 sagte er: „Sie ist Fluch und Segen zugleich.“Es drohe ein großes Verkehrschaos, wenn die Trasse im Bereich der neuralgischen Stellen – das sind der Knoten der Auf- und Abfahrt B17 und die Kreuzung B 300 und Hagenmähderstraße – nicht von der Bundesstraße entkoppelt werde. Für eine umgeplante Variante in dem Bereich werde derzeit die Leistungsfähigkeit durchgerechnet, ließ StadtwerkeChef Walter Casazza diese Woche im Augsburger Stadtrat durchblicken.
Vor Jahren hatte Casazzas VorVorgänger Wenninger noch eine Unterführungsidee in der Schublade. Kleindienst forderte, dass die Stadtberger Bedenken bei der Regierung von Schwaben und beim Tiefbauamt der Stadt Augsburg als zuständigem Baulastträger deutlich gemacht werden müssen. An den Kosten dürfe es nicht scheitern – es gehe schließlich um eine Vision, die weit in die nächsten Jahrzehnte reiche. Der CSU-Fraktionschef regte ein Bündnis der westlichen Kommunen mit Neusäß und Diedorf unter Stadtberger Federführung an.
Auch die SPD im Stadtrat vermisst eine interkommunale Arbeitsgruppe. Die Fraktionsmitglieder, die hinter der neuen Linie stehen, fühlen sich nicht ausreichend informiert. „Es kann nicht sein, dass mögliche Planungen hinter verschlossenen Türen stattfinden und Stadtbergen die Entwicklung am Ende abnicken soll“, sagte Roland Mair. So sieht es auch Josef Kleindienst: „Es kann nicht sein, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt und nur informiert werden.“Stadtwerke-Chef Casazza hatte mitgeteilt, dass die neue Simulation des Verkehrsflusses auch in Stadtbergen vorgestellt werden kann. Im jüngsten Verkehrsgutachten wurden an der Kreuzung von B300 und B17 innerhalb von 24 Stunden 52 500 Fahrzeuge gezählt, davon waren etwa 2500 Schwerlastverkehr – Tendenz steigend.
Mehr Verkehr droht auch durch die Uniklinik, so die Befürchtung der CSU. Die Kreuzungsbereiche um das Klinikum – Kobelweg, Stenglinstraße – seien jetzt schon nicht mehr aufnahmefähig. Zwangläufig würden sich Autofahrer Ausweichstrecken suchen. Und die würden in letzter Konsequenz in Stadtbergen und Neusäß den Verkehr schwer belasten. Kleindienst forderte deshalb erneut genügend Parkraum und Tiefgaragen. Auf die Gefahr von Staus und zusätzlichen Emissionen von Stickoxiden hatte bereits die SPD hingewiesen. Im aktuellen Verkehrsgutachten seien die Auswirkungen aber nicht berücksichtigt. Dass die Luftverschmutzung ein großes Thema ist, versuchte Paul Reisbacher (Grüne) klarzumachen: In Deutschland würden Schätzungen zufolge pro Jahr 35 000 Menschen an den Folgen von Feinstaubbelastungen sterben – mehr als durch Verkehrsunfälle.