Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dynamisches Orchester voller Feuer
Konzert Die Bläserphilharmonie Ehgatten demonstriert, auf welch hohem Niveau ein Laienorchester spielen kann
Welden Ehgatten/Diedorf Bei zwei Konzerten in Diedorf und Bad Wörishofen hat die Bläserphilharmonie Ehgatten kürzlich demonstriert, auf welch hohem Niveau ein Laienorchester musizieren kann. Dirigent Robert Sibich hatte das 2016 gegründete Orchester, das sich aus studierten Profimusikern und begabten Laienmusikern zusammensetzt, am Wochenende vorher in intensiver Probenarbeit geformt, sodass nicht nur herausragende Solisten glänzen konnten, sondern das Orchester mit einem ausgewogenen und stimmigen Gesamtklang überzeugte.
Eröffnet wurden die Konzerte mit der Raymond Overture von Ambroise Thomas, der Overture zur gleichnamigen Oper, die den Untertitel „Das Geheimnis der Königin“trägt. Schon nach diesem ersten Ohrenschmaus war das Publikum begeistert von der Virtuosität und Akkuratesse dieses Klangkörpers. Julia Nieberle, eigentlich selbst Mitglied des Orchesters, bereicherte die kurzen Pausen zwischen den Stücken charmant mit Hintergrundinformationen zum Programm sowie zum Orchester und dessen Dachverein, den Bavarian Symphonic Winds.
So erfuhr das Publikum beispielsweise mehr über den krankheitsgeplagten Paganini, dessen Komposition „Caprice 24“den US-amerikanischen Komponisten James Barnes zu seinen „Fantasy Variations“inspirierte, welche die Bläserphilharmonie Ehgatten in der Folge darbot. Das von der Oboe vorgestellte Hauptthema durchläuft darin in 20 Variationen sämtliche Register und erklingt dabei einmal luftig und fröhlich vom hohen Holz, dann wiederum behäbig und tief grummelnd vom Tubaregister. Auch die Schlagzeuger dürfen an diversen Percussioninstrumenten ihre Version des berühmten Themas zum Besten geben. Einem jeden Instrumentensatz wurde von Barnes eine Variation „auf den Leib“geschnitten.
Und wem die Melodie nach den – absichtlich – näselnden Fagotten noch nicht im Kopf steckte, der hatte spätestens nach der hoffnungslos romantischen Interpretation durch die vier Musiker des Saxofonregisters einen Ohrwurm, vor dem die reizende Moderatorin zuvor noch gewarnt hatte. Weniger melodiebetont, dafür aber sehr anrührend und ergreifend war das folgende Werk. David Maslanka hat mit „On this bright morning“die Ambivalenz des Lebens vertont.
Mit dem Finalsatz der 9. Symphonie von Antonín Dvorˇák entließen der Dirigent Robert „Bob“Sibich und sein Orchester die Zuhörer in die Pause, nach welcher die Musiker mit drei weiteren Werken der Extraklasse aufwarteten. Mit Jan van der Roosts „Dynamica“, dem den Konzerten ihren Namen gebenden Stück „Ceremonial“von Ferrer Ferran sowie Auszügen aus der Filmmusik zu den „Star Wars Trilogien“war auch die zweite Konzerthälfte äußerst kurzweilig.
Die Freude am Musizieren, das Feuer des dynamischen Orchesters und seines temperamentvollen Dirigenten war deutlich zu spüren und sowohl das Publikum im vollen Foyer des Schmuttertal-Gymnasiums Diedorf als auch im Kurhaus Bad Wörishofen war restlos begeistert und zollte Beifall mit Standing Ovations.