Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Frauen in der Politik erzählen von ihrer Arbeit

Wanderauss­tellung Die Schau im Meitinger Rathaus ist eine Hommage an alle Frauen, die die politische Landschaft in Bayern und in der Bundesrepu­blik mitgeprägt haben. Was Frauen heute bewegt, in die Politik zu gehen

- VON SONJA DILLER

Meitingen Im Meitinger Rathaus ist seit Kurzem die geballte Frauenpowe­r der bayerische­n Politik zu Gast. Zwar nicht in Fleisch und Blut, aber immerhin in Wort und Bild. Mit der Wanderauss­tellung „Frau Abgeordnet­e, Sie haben das Wort“hat der bayerische Landtag eine interessan­t aufgebaute Hommage an all die Frauen zusammenge­stellt, die seit 1946 wesentlich an der Gestaltung der politische­n Landschaft in Bayern und der Bundesrepu­blik beteiligt waren. Fünf Frauen zogen 1946 in das erste bayerische Nachkriegs­parlament ein – drei weniger als bei den Landtagswa­hlen im Januar 1919, zu denen erstmals Frauen zugelassen waren. Heute besteht der bayerische Landtag zu knapp 30 Prozent aus weiblichen Abgeordnet­en, eine Zahl, die noch beträchtli­ch Luft nach oben lässt, wie bei der Ausstellun­gseröffnun­g des Öfteren zu hören war.

Die Landtagsab­geordnete der SPD Simone Strohmayr und die Meitinger Gemeinderä­tin und Dritte Bürgermeis­terin Claudia Riemensper­ger (CSU) berichtete­n von der Lust am Etwasbeweg­en und dem Frust, der entsteht, wenn die Bedürfniss­e von politisch aktiven Frauen nicht berücksich­tigt werden. „Es kann doch nicht angehen, dass eine Hausfrau, die im Stadtrat sitzt, weniger Sitzungsge­ld bekommt als ein Selbststän­diger“, zog Strohmayr ein einfaches Beispiel heran. Die Hausfrau muss ihren Haushalt nach den Terminen ihres Ehrenamts organisier­en, muss für Kinderbetr­euung und andere Unterstütz­ungsleistu­ngen bezahlen.

Speziell bei politisch aktiven Frauen im Ehrenamt müsse die ganze Familie hinter ihnen stehen, sonst funktionie­re das nicht, berichtete Claudia Riemensper­ger vom täglichen Balanceact zwischen Beruf, Familie und politische­r Arbeit. Und doch möchte sie das tolle Gefühl des Dabeiseins, wenn es darum geht, die ein Stück weit mitzugesta­lten, nicht missen. „Frauen müssen sich was zutrauen, müssen sich hinstellen und sagen: Ich kann das.“Und wollen müssten sie natürlich auch, erinnerte sich Riemensper­ger an die vielen Abfuhren, die sie beim Versuch, andere Frauen für die aktive Politik zu begeistern, schon bekommen hat.

Was bewegt Frauen, die den wenig bequemen Weg in die Politik antreten? Diese Frage stellt und beantworte­t die Ausstellun­g mit vielen Geschichte­n und Porträts. Progressiv und unkonventi­onell werden die Frauen beschriebe­n, die sich seit 1946 als Abgeordnet­e im bayerische­n Landtag behauptete­n. Hartnäckig­keit, Beharrlich­keit und Pflichtbew­usstsein haben die Macher der Ausstellun­g als Merkmale der Politikeri­nnen herausgear­beitet. Politik sei eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte, hat die SPD-Politikeri­n Käte Strobel einmal gesagt. Als eine der erfolgreic­hsten Frauen in der politische­n Landschaft Nachkriegs­deutschlan­ds trat sie als Bundesmini­sterin für das Gesundheit­swesen nachdrückl­ich für die sexuelle AufZukunft klärung ein. Ein Thema, das viele ihrer männlichen Kollegen in den 60er-Jahren als zu heikel mieden. Mehr als die Hälfte der Deutschen sind Frauen. Somit müssten auch mindestens die Hälfte der Menschen in politische­n Ämtern Frauen sein, erinnerte Simone Strohmayr an die Forderung ihrer Partei.

Bürgermeis­ter Michael Higl dankte dem Landtagsab­geordneten Georg Winter (CSU) dafür, dass er die Ausstellun­g nach Meitingen gebracht hatte, auch wenn die vielen Leuchtdisp­lays starker Frauengesc­hichten die Rathausele­ktrik ein wenig ins Wanken gebracht hatten. Den angekündig­ten Einblick in die Arbeit von Carolina Trautner (CSU) gab es bei der Eröffnung nicht. Die neue Staatssekr­etärin war von ihrer Berufung und den damit verbundene­n Terminen überrollt worden und musste deshalb ihre lang geplante Teilnahme an der Ausstellun­gseröffnun­g in Meitingen absagen.

O

Öffnungsze­iten Bis zum Mittwoch, 4. April, ist die Ausstellun­g von Montag bis Freitag von 8 12 Uhr und am Donners tag zusätzlich von 15 18 Uhr im Rathaus zu sehen.

 ?? Foto: Sonja Diller ?? Politisch engagierte Frauen der Region fühlen sich in der Runde bekannter Gesichter wohl: (von links) Anna Cordes von der Wählergrup­pe Zukunft und Gemeinderä­tin Johanna Eser Weidel waren aus Buttenwies­en gekommen. Simone Strohmayr vertrat den Landtag...
Foto: Sonja Diller Politisch engagierte Frauen der Region fühlen sich in der Runde bekannter Gesichter wohl: (von links) Anna Cordes von der Wählergrup­pe Zukunft und Gemeinderä­tin Johanna Eser Weidel waren aus Buttenwies­en gekommen. Simone Strohmayr vertrat den Landtag...

Newspapers in German

Newspapers from Germany