Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie liefern mehr als Hilfsgüter nach Kenia
Initiative Klaus Schwenk und seine Mitstreiter von Prokapsogo wollen in der sehr armen Provinz Baringo eine Infrastruktur schaffen, die den Menschen Arbeit bringt. Warum sie froh über eine Reise der Gersthofer Politiker sind
Gersthofen Die Stadt Gersthofen kann bei der Unterstützung von Menschen in Kenia eine bundesweite Vorbildfunktion einnehmen. Davon ist Klaus Schwenk, der Wirt der Augsburger Zoogaststätte und Gründer der privaten Hilfsinitiative Prokapsogo überzeugt. Deswegen kann er die Kritik an der letzten Hilfsaktion nicht verstehen.
Denn Hilfe für die Provinz Baringo County in Kenia – das hat sich Klaus Schwenk, der Gründer der Initiative Prokapsogo mit seinen Mitstreitern auf die Fahnen geschrieben. Mit seiner Vermittlung reisten kürzlich Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle mit einigen Fraktionsvertretern auf Einladung des dortigen Gouverneurs nach Kenia. Dort sollten unter anderem 400 Bänke, 800 Stühle, zahlreiche Werkbänke sowie 32 Lehrerpulte und Tafeln aus der alten Gersthofer Mittelschule an sechs Schulen sowie drei Berufsschulen übergeben werden. Die städtische Spende hatte der Gersthofer Heinz Rehberger vermittelt. Auch ein Rettungswagen wurde nach Afrika gebracht.
Dabei wurde der Stadt und Prokapsogo Geldverschwendung vorgeworfen. „Der gesamte Transport der Möbel – außerdem waren noch Rollstühle dabei – kostete 26 000 Euro. Eine Entsorgung der Möbel hätte bestimmt mehr gekostet“, so Schwenk. Er hat mit Prokapsogo bereits eine Schule gebaut und ist nun an der zweiten: „Bisher haben wir nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe dafür gesorgt, dass alle Bänke vor Ort in Kenia selbst herge- stellt wurden – aber dieses Angebot der Stadt Gersthofen konnten wir nicht ablehnen.“
In den zehn Jahren ihres Bestehens habe die Initiative Prokapsogo nicht nur Hilfsgüter geliefert. „Dank meiner Freundschaft zum kenianischen Politiker Joshua Kandie, der seit 2017 auch im dortigen Parlament sitzt, haben wir jetzt ein Netzwerk auch in höhere Politikerkreise und werden dort wahr- und ernstgenommen“, erklärt Schwenk. Diese Freundschaft war entstanden, als Kandie vor Jahren in Augsburg studierte. Deswegen sei es umso wichtiger, dass die Delegation der Stadt Gersthofen in Baringo County mit dem Gouverneur und sieben Ministern gesprochen habe: „Wir sind jetzt so weit, dass wir nicht nur Hilfsgüter hinunterschicken, sondern dazu beitragen können, eine Infrastruktur aufzubauen“, sagt Schwenk. Er will ein duales Ausbildungssystem mit Theorie in der Berufsschule und Praxis in den Betrieben einrichten.
Die Ausbildung der Kinder sei dank der Schulpflicht zwar auch in der sehr armen Region Baringo sehr gut. „Doch die Buben und Mädchen kommen aus der Schule und finden dann keine Arbeit oder Lehrstelle.“Deswegen habe es beim jüngsten Aufenthalt Gespräche mit einem Investoren gegeben: Ziel ist es, als ersten Schritt eine Fabrik zu installieren, in der Fruchtsaftkonzentrat aus Mangos und Zitrusfrüchten hergestellt werden kann. „Damit könnten wir Arbeitsplätze vor Ort schaffen.“
Sehr wichtig sei auch, dass die Gersthofer Politiker vermitteln wollen: „So könnten Handwerker aus Kenia bei deutschen Betrieben lernen, wie wir das machen.“Bürgermeister Michael Wörle hatte dies auch im Gespräch mit unserer Zeitung zugesichert.
Schwenks Mitstreiter Max Lenz fügt hinzu: „Es ist besser, ältere Maschinen hinunterzuschicken, welche die Menschen dort noch selbst reparieren können als modernste Maschinen, die aber in Kenia nicht laufen, weil es an vielen Stellen keine Stromversorgung gibt.“
Keinesfalls wolle Prokapsogo eine Konkurrenz zu anderen Hilfsinitiativen aufbauen, betonen beide.