Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stammen die Ausweise vom Spind Knacker?
Verbrechen Freizeitsportler finden am Rothsee in Zusmarshausen über ein Dutzend Dokumente. Die Polizei ermittelt jetzt, ob sie einem inhaftierten Dieb zugeordnet werden können
Zusmarshausen Normalerweise geht am Rothsee ein dicker Fisch an den Haken. Jüngst war es ein ganz anderer Fang, den Freizeitsportler beim Geocaching – ein Suchspiel mit Navigationsgeräten – machten. Sie entdeckten Handtaschen, Geldbeutel, Ausweise und Versicherungskarten am Ufer. Sie waren bereits verwittert und teilweise nicht mehr lesbar. Die Polizei hat eine Spur, woher die Dokumente stammen könnten.
Derzeit wird ermittelt, ob die entdeckten 15 Ausweise, Führerscheine und Versicherungskarten sowie Handtaschen und Geldbeutel einem Mann zugeordnet werden können, der für eine Reihe von Straftaten verantwortlich ist. Er sitzt derzeit eine Gefängnisstrafe ab. Der Mann war auf jede Art von Spindaufbrüchen spezialisiert – sei es in Bädern wie der Aquarena in Heidenheim und der Therme in Bad Wörishofen, Fitnessstudios oder auch Sportstätten. Wo der Mann zwischen 2014 und 2016 auftauchte, blieben die Spinde nicht unberührt. Je nach Möglichkeit brach er gleich mehrere Schränke auf und durchsuchte sie dann nach Wertgegenständen. In der Regel arbeitete er mit einem Schraubenzieher.
In der Umkleide des TSV Neusäß soll der 41-Jährige beispielsweise Mobiltelefone und Geldbörsen gestohlen haben. Seine Beute: rund 800 Euro. In Stettenhofen kamen beim Sportverein 30 Euro zusammen. Insgesamt zwölf Mal hatte der Mann zugeschlagen, wobei jeweils Schäden bis im unteren vierstelligen Bereich entstanden.
Mehrfach schnappte er sich in den aufgebrochenen Spinden auch Autoschlüssel. Mit denen ging er dann auf Parkplätzen ans Werk. In Stadtbergen öffnete er zum Beispiel einen Skoda und fand darin Bargeld. 400 Euro betrug die Beute, etwas höher war der Schaden. In einem weiteren Fahrzeug, dessen Schlüssel er im Schließfach eines Fitnessstudios gefunden hatte, gab es nichts zu holen. Über Videoaufnahmen kam ihm die Polizei schließlich auf die Schliche. Als er von einer Diebestour aus Oberbayern zurückkehrte, klickten die Handschellen.
Die Quittung für seine kriminellen Auftritte bekam der bereits neunmal vorbestrafte Mann im vergangenen Jahr vom Augsburger Amtsgericht, wo zwölf Beutezüge zugrunde gelegt wurden: Er wurde zu einer dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Die jetzt am Einlass des Rothsees gefundenen Dokumente stammen offenbar von Diebstählen aus dem Jahr 2016 in den Bereichen Ulm, Schongau und München. Warum er ausgerechnet den Rothsee ausgesucht hatte, um die belastende Beute abzulegen, könnte mit dem früheren Wohnort zusammenhängen: Der Mann soll im Nachbarlandkreis Günzburg zu Hause gewesen sein.