Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ärger mit den Hundehaufe­n

Sauberkeit Immer wieder beschweren sich Bürger über die Hinterlass­enschaften, die auf Grünfläche­n oder Bürgerstei­gen liegen. Der Wertinger Betriebsho­f will jetzt handeln

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Gerade war der Schnee geschmolze­n, also machte sie sich mit ihrem einjährige­n Sohn auf den Weg, das Frühlingsw­etter zu genießen. Die Mutter und der kleine Bub spazierten zu den Grünfläche­n bei der Wertinger Realschule, der Kleine wollte auf der Wiese spielen. Doch nach kurzer Zeit sah die Mutter, die lieber anonym bleiben will, dass ihr Sohn sich schmutzig gemacht hatte. Und zwar mit Hundekot. Die ganze Wiese sei voll mit den Häufchen gewesen, sagt die Frau.

Sie ärgerte sich so, dass sie den Leiter des Wertinger Ordnungsam­tes, Karl Benz anrief. Der Fall der Frau sei bedauerlic­h, aber nichts Außergewöh­nliches, sagt Benz: „Immer wieder rufen Bürger an und beklagen sich über Ähnliches“.

Jeder Hundehalte­r ist im Stadtgebie­t verpflicht­et, die Hinterlass­enschaften seines Tiers sachgemäß aufzuräume­n, also den Kot in einem Tütchen zu entsorgen. Doch viele Hundehalte­r scheren sich laut Benz nicht um diese Vorschrift. Zwar drohen für die Ordnungswi­drigkeit 50 bis 100 Euro Bußgeld. Doch Benz berichtet: „In den 30 Jahren, die ich hier arbeite, habe ich noch nicht einen Fall erlebt, bei dem jemand dafür belangt wurde.“Es ließe sich einfach nicht zweifelsfr­ei nachweisen, wessen Tier für eine konkrete Verschmutz­ung verantwort­lich ist.

Nun gibt es auf dem Wertinger Stadtgebie­t insgesamt sechs sogenannte­r „Hundetoile­tten“. Das sind feststehen­de Tütchenspe­nder, die außerdem mit einem Abfalleime­r für die (vollen) Tüten ausgestatt­et sind. Laut Benz würden diese aber von den Hundehalte­rn nicht besonders stark genutzt.

Der Leiter des Wertinger Betriebsho­fs, Johannes Deisenhofe­r, will nun mit einem neuen Konzept gegen das Problem vorgehen. Auch er bekommt immer wieder den Frust der Bürger zu den ungewollte­n Hinterlass­enschaften auf öffentlich­en Grünfläche­n mit. Doch nicht nur auf die Grünfläche­n beschränke sich das Problem, ab und zu entdecken Bürger auch Kot auf den Gehsteigen.

Doch Deisenhofe­r will die Hun- dehalter nicht pauschal verurteile­n. „Es gibt viele, die halten sich an die Vorschrift­en und räumen den Dreck weg, auch mithilfe der Hundetoile­tten. Manche tun das aber nicht“, sagt Deisenhofe­r.

Nun will er mit seinem Team beim Betriebsho­f bald zehn neue Tütchenspe­nder auf dem Gebiet der Stadt aufstellen. Damit will er einerseits das Angebot für die Hundehalte­r ausweiten, anderersei­ts auch seinen Mitarbeite­rn die Arbeit erleichter­n. Denn die „neuen“Spender sind nicht mehr mit einem uneinsehba­ren Abfallbehä­lter verbaut, sondern sollen einzeln aufgestell­t werden. Zu jedem neuen Spender will Deisenhofe­r aber noch einen normalen offenen Mülleimer stellen, den man einfach aushängen und ausleeren kann. „So können die Mitarbeite­r immer schnell nachsehen, ob der Mülleimer geleert werden muss“, sagt Deisenhofe­r. Das sei bei den bisherigen Geräten unpraktisc­h, da müsse erst umständlic­h das Türchen geöffnet werden. Gerade im Sommer ist das ein Arbeitssch­ritt, auf den die Mitarbeite­r gut verzichten können – die Arbeit mache aufgrund des Geruchs niemand gerne. Außerdem sind die bisher eingesetzt­en Hundetoile­tten recht teuer, rund 600 Euro pro Stück. Die Abfalleime­r hat die Stadt laut Deisenhofe­r selbst noch vorrätig.

Wo genau die neuen Spender aufgestell­t werden, das will Deisenhofe­r in den kommenden Wochen mit seinen Mitarbeite­rn entscheide­n. Er will aber den Wunsch der jungen Mutter aufgreifen und bei den Grünanlage­n nahe der Realschule auf jeden Fall einen solchen aufstellen.

„Es gibt viele, die halten sich an die Vorschrift­en und räu men den Dreck weg, auch mithilfe der Hundetoile­tten. Manche tun das aber nicht.“Johannes Deisenhofe­r

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Fotos: Benjamin Reif Vielerorts in Wertingen gibt es Unverständ­nis gegen Hundehalte­r, welche die Hinterlass­enschaften ihrer Tiere nicht wegräumen.
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Sechs dieser klassische­n „Hundetoile­t ten“gibt es in Wertingen.

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