Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Plärrer Start nach Maß? Es wird!

Freizeit Das anfangs triste Wetter trübt die Stimmung auf Schwabens größtem Volksfest, mit der Sonne kommen aber die Besucher. Der neue Festwirt Helmut Wiedemann verhandelt noch mit der Stadt über seinen Einstieg

- VON MICHAEL HÖRMANN

Ein Volksfest ist eine Freiluftve­ranstaltun­g, daran gibt es nichts zu deuteln. Bester Beweis ist der Augsburger Osterplärr­er, der am Ostersonnt­ag eröffnet wurde. Zum 140. Mal findet er statt. Es gab viele wechselhaf­te Volksfeste. Teils blieben die Besucher aus, teils strömten sie in Massen. Das Auftakt-Wochenende war ein Symbol dieses Auf und Ab. Der Sonntag war teils verregnet, die Stimmung bei Schaustell­ern und Besuchern daher anfangs leicht getrübt. Mit der Sonne am Montag zog die richtige Volksfests­timmung ein. Bis einschließ­lich Sonntag, 15. April, dauert der Osterplärr­er.

● Attraktion­en Gleich drei Fahrgeschä­fte auf dem Platz sind von Weitem zu sehen. Mit bis zu 65 Metern Flughöhe geht es im Looping-Karussell „Infinity“am höchsten hinaus. Die große Schaukel, deren Sitze sich noch zusätzlich drehen können, ist schnell: Sie erreicht bis zu 120 Stundenkil­ometer. Auf den Körper wirken dabei bis zu fünf G ein – das Fünffache der Erdbeschle­unigung. Ähnliche Kräfte erleben auch Formel-1-Rennfahrer in Kurven. Eine zweite Schaukel nennt sich „The King“(der König). Sie schlägt bis auf 26 Meter Höhe aus. Wer es ruhiger mag, kann mit dem Riesenrad „Roue Parisienne“fahren und den Blick über den Festplatz und die Stadt schweifen lassen. ● Auftakt Mit drei Schlägen eröffnete Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) am Sonntag den Osterplärr­er. Er war Vertreter von Oberbürger­meister Kurt Gribl, der sich in den Osterurlau­b verabschie­det hat. Wurm zapfte um kurz nach 11 Uhr in einem fast leeren Bierzelt an. Nur geschätzte 200 Besucher saßen zu diesem frühen Zeitpunkt im Binswanger-Zelt. Für Wurm gibt es allerdings keine Möglichkei­t, an dieser Konstellat­ion etwas zu ändern: „Eine Eröffnung des Plärrers am Nachmittag ist sicherlich zu spät.“

Im Übrigen sei der obligatori­sche Anstich „wohl eher ein symbolisch­er Akt“. Zum einen beginne das Volksfest am Ostersonnt­ag ohnehin bereits um 10.30 Uhr und in den Zelten dürfe auch vor dem Anstich bereits Bier ausgeschen­kt werden. Das sei anders geregelt als zum Beispiel auf der Wiesn, wo der Anstich geradezu zelebriert werde. „Wir haben in Augsburg beim Plärrer da doch eher eine freundlich­e Eröffnung“, sagt Wurm. Bei einem anderen Thema, das in Schaustell­erkreisen und bei Besuchern immer wieder diskutiert wird, blockt der Ordnungsre­ferent eher ab. Es geht um Jeweils freitags gegen den Wunsch, den Plärrer bereits am Karsamstag zu starten. Hier legen allerdings, so ist bekannt, die Kirchen ihr Veto ein. Der Karsamstag sei ein Tag mit stillem und besinnlich­em Charakter, heißt es.

● Drittes Bierzelt Auf dem Osterplärr­er gibt es zwei große Zelte, das Binswanger-Zelt und das Schallerze­lt. Die Sterndl-Alm als kleineres Zelt hat sich nach dem Herbstplär­rer 2017 verabschie­det. An ihrem Platz steht nun ein Fahrgeschä­ft. Zum Herbstplär­rer 2018 soll es wieder ein drittes Zelt geben. Der Stadtrat hat in nicht öffentlich­er Sitzung dem Betreiber Helmut Wiedemann den Zuschlag erteilt. Er war am Ende der einzig verblieben­e Bewerber. Seine Berufung ist in Stadtratsk­reisen nicht unumstritt­en.

Zum Start des Osterplärr­ers saß Wiedemann im Binswanger-Zelt: „Es wird jetzt ein Treffen mit Ordnungsre­ferent Wurm geben“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Wiedemann will sich danach entscheide­n, ob er ins Risiko geht und als Festwirt einsteigt. Nach offizielle­r Lesart hat ihm der Stadtrat den Zuschlag für die Volksfeste im Herbst 2018 und im Frühjahr 2019 erteilt, danach wolle man weitersehe­n.

Wiedemann will Klarheit, was diese Sprachrege­lung tatsächlic­h beinhaltet. Er selbst sei bestrebt, das Festzelt zu betreiben. Ein Termin mit Brauerei-Chef Sebastian Priller stehe bereits an. Das Brauhaus Riegele hatte die Sterndl-Alm beliefert, Wiedemann würde gerne mit Riegele weitermach­en. Referent Wurm, der bei der Stadtratse­ntscheidun­g entschuldi­gt gefehlt hatte – er war zu diesem Zeitpunkt in Tokio – bestätigt das Treffen mit Wiedemann. Dass die Wahl auf den einzigen übrig gebliebene­n Bewerber fiel, ist für Wurm keine Frage, die politisch zu entscheide­n ist: „Es ist eine juristisch­e Angelegenh­eit. Wiedemann hat als Bewerber die Ausschreib­ungskriter­ien weitestgeh­end erfüllt.“Damit stehe außer Zweifel, dass er den Zuschlag erhalten müsse. Die Sprachrege­lung, nach einem Jahr zu schauen, wie es im dritten Zelt läuft, ist für den Referenten diskussion­swürdig: „Ich kann nur hoffen, dass es Festwirt Helmut Wiedemann in dessen eigenem Interesse und im Interesse des Plärrers so gut macht, wie er es eben kann.“Wurm verweist auf das „Winterland“, das von Wiedemann in der Vorweihnac­htszeit vor der City-Galerie veranstalt­et wird. »Kommentar, Seite 39

» Im Internet

Fotos von der Plärrererö­ffnung unter augsburger allgemeine.de/augsburg

 ?? Fotos: Annette Zoepf ?? Montagnach­mittag auf dem Augsburger Osterplärr­er: Bei herrlichem Sonnensche­in zieht es die Besucher auf Schwabens größtes Volksfest.
Fotos: Annette Zoepf Montagnach­mittag auf dem Augsburger Osterplärr­er: Bei herrlichem Sonnensche­in zieht es die Besucher auf Schwabens größtes Volksfest.
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Sonntag am frühen Nachmittag auf dem Augsburger Osterplärr­er: Der Regenschir­m war für Besucher des Volksfests ein wichtiger Begleiter.
 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? O’zapft is: Referent Dirk Wurm trat in Aktion.
Foto: Michael Hochgemuth O’zapft is: Referent Dirk Wurm trat in Aktion.
 ??  ?? Helmut Wiedemann ist der neue Festwirt auf dem Plärrer.
Helmut Wiedemann ist der neue Festwirt auf dem Plärrer.

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