Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Plärrer Start nach Maß? Es wird!
Freizeit Das anfangs triste Wetter trübt die Stimmung auf Schwabens größtem Volksfest, mit der Sonne kommen aber die Besucher. Der neue Festwirt Helmut Wiedemann verhandelt noch mit der Stadt über seinen Einstieg
Ein Volksfest ist eine Freiluftveranstaltung, daran gibt es nichts zu deuteln. Bester Beweis ist der Augsburger Osterplärrer, der am Ostersonntag eröffnet wurde. Zum 140. Mal findet er statt. Es gab viele wechselhafte Volksfeste. Teils blieben die Besucher aus, teils strömten sie in Massen. Das Auftakt-Wochenende war ein Symbol dieses Auf und Ab. Der Sonntag war teils verregnet, die Stimmung bei Schaustellern und Besuchern daher anfangs leicht getrübt. Mit der Sonne am Montag zog die richtige Volksfeststimmung ein. Bis einschließlich Sonntag, 15. April, dauert der Osterplärrer.
● Attraktionen Gleich drei Fahrgeschäfte auf dem Platz sind von Weitem zu sehen. Mit bis zu 65 Metern Flughöhe geht es im Looping-Karussell „Infinity“am höchsten hinaus. Die große Schaukel, deren Sitze sich noch zusätzlich drehen können, ist schnell: Sie erreicht bis zu 120 Stundenkilometer. Auf den Körper wirken dabei bis zu fünf G ein – das Fünffache der Erdbeschleunigung. Ähnliche Kräfte erleben auch Formel-1-Rennfahrer in Kurven. Eine zweite Schaukel nennt sich „The King“(der König). Sie schlägt bis auf 26 Meter Höhe aus. Wer es ruhiger mag, kann mit dem Riesenrad „Roue Parisienne“fahren und den Blick über den Festplatz und die Stadt schweifen lassen. ● Auftakt Mit drei Schlägen eröffnete Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) am Sonntag den Osterplärrer. Er war Vertreter von Oberbürgermeister Kurt Gribl, der sich in den Osterurlaub verabschiedet hat. Wurm zapfte um kurz nach 11 Uhr in einem fast leeren Bierzelt an. Nur geschätzte 200 Besucher saßen zu diesem frühen Zeitpunkt im Binswanger-Zelt. Für Wurm gibt es allerdings keine Möglichkeit, an dieser Konstellation etwas zu ändern: „Eine Eröffnung des Plärrers am Nachmittag ist sicherlich zu spät.“
Im Übrigen sei der obligatorische Anstich „wohl eher ein symbolischer Akt“. Zum einen beginne das Volksfest am Ostersonntag ohnehin bereits um 10.30 Uhr und in den Zelten dürfe auch vor dem Anstich bereits Bier ausgeschenkt werden. Das sei anders geregelt als zum Beispiel auf der Wiesn, wo der Anstich geradezu zelebriert werde. „Wir haben in Augsburg beim Plärrer da doch eher eine freundliche Eröffnung“, sagt Wurm. Bei einem anderen Thema, das in Schaustellerkreisen und bei Besuchern immer wieder diskutiert wird, blockt der Ordnungsreferent eher ab. Es geht um Jeweils freitags gegen den Wunsch, den Plärrer bereits am Karsamstag zu starten. Hier legen allerdings, so ist bekannt, die Kirchen ihr Veto ein. Der Karsamstag sei ein Tag mit stillem und besinnlichem Charakter, heißt es.
● Drittes Bierzelt Auf dem Osterplärrer gibt es zwei große Zelte, das Binswanger-Zelt und das Schallerzelt. Die Sterndl-Alm als kleineres Zelt hat sich nach dem Herbstplärrer 2017 verabschiedet. An ihrem Platz steht nun ein Fahrgeschäft. Zum Herbstplärrer 2018 soll es wieder ein drittes Zelt geben. Der Stadtrat hat in nicht öffentlicher Sitzung dem Betreiber Helmut Wiedemann den Zuschlag erteilt. Er war am Ende der einzig verbliebene Bewerber. Seine Berufung ist in Stadtratskreisen nicht unumstritten.
Zum Start des Osterplärrers saß Wiedemann im Binswanger-Zelt: „Es wird jetzt ein Treffen mit Ordnungsreferent Wurm geben“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Wiedemann will sich danach entscheiden, ob er ins Risiko geht und als Festwirt einsteigt. Nach offizieller Lesart hat ihm der Stadtrat den Zuschlag für die Volksfeste im Herbst 2018 und im Frühjahr 2019 erteilt, danach wolle man weitersehen.
Wiedemann will Klarheit, was diese Sprachregelung tatsächlich beinhaltet. Er selbst sei bestrebt, das Festzelt zu betreiben. Ein Termin mit Brauerei-Chef Sebastian Priller stehe bereits an. Das Brauhaus Riegele hatte die Sterndl-Alm beliefert, Wiedemann würde gerne mit Riegele weitermachen. Referent Wurm, der bei der Stadtratsentscheidung entschuldigt gefehlt hatte – er war zu diesem Zeitpunkt in Tokio – bestätigt das Treffen mit Wiedemann. Dass die Wahl auf den einzigen übrig gebliebenen Bewerber fiel, ist für Wurm keine Frage, die politisch zu entscheiden ist: „Es ist eine juristische Angelegenheit. Wiedemann hat als Bewerber die Ausschreibungskriterien weitestgehend erfüllt.“Damit stehe außer Zweifel, dass er den Zuschlag erhalten müsse. Die Sprachregelung, nach einem Jahr zu schauen, wie es im dritten Zelt läuft, ist für den Referenten diskussionswürdig: „Ich kann nur hoffen, dass es Festwirt Helmut Wiedemann in dessen eigenem Interesse und im Interesse des Plärrers so gut macht, wie er es eben kann.“Wurm verweist auf das „Winterland“, das von Wiedemann in der Vorweihnachtszeit vor der City-Galerie veranstaltet wird. »Kommentar, Seite 39
» Im Internet
Fotos von der Plärrereröffnung unter augsburger allgemeine.de/augsburg