Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit Sand zeichnet sie die Welt

Kunst Irina Titova bewegt mit ihren vergänglic­hen Kunstwerke­n aus Sand die Zuschauer. Bald ist ihre Show auch in Gersthofen zu sehen

- VON KATHARINA FORSTMAIR

Gersthofen Mit höchster Konzentrat­ion lässt Irina Titova den Sand aus ihrer Hand auf eine Platte rieseln, formt ihn zu Gesichtern und Gebäuden, während im Hintergrun­d die Geschichte einer Weltreise erzählt wird. In wenigen Minuten entstehen Sehenswürd­igkeiten aus aller Welt. Ihr Programm „SandSation – In 80 Bildern um die Welt“ist am Donnerstag, 19. April, ab 20 Uhr in der Stadthalle Gersthofen zu erleben.

Der Eiffelturm aus Paris, der Big Ben aus London und sogar das Ballonmuse­um aus Gersthofen: Kaum ist das Bild fertig, streicht die Künstlerin mit der Hand über den Sand, lässt ihr Kunstwerk verschwind­en und macht Platz für das nächste Motiv.

Dass sie ihre Kunstwerke immer wieder zerstören muss, bedauert sie nicht. Die Künstlerin sei es gewohnt, ihre Werke immer wieder aufs Neue erschaffen zu müssen. „Für mich ist das ein Ausdruck der echten Welt, in der nichts von Dauer ist“, erklärt die „Queen of Sand“. Es sei das Besondere an der Malerei mit Sand, sie nur für einen kurzen Augenblick mit den Zuschauern zu teilen. „Für mich sind das sehr persönlich­e Momente.“Der Sand ist ihrer Meinung nach das beste und interessan­teste Material für eine Kunst-Performanc­e. „Man kann innerhalb von 20 Sekunden ein Gesicht erschaffen oder ein Objekt in ein anderes verwandeln.“Und dafür braucht es nicht mehr als eine unterleuch­tete Glasplatte und Sand.

Die Sandmaleri­n zeigt momentan auf einer Tour durch Deutschlan­d ihre Show „SandSation“. Am Donnerstag, 19. April, auch in der Stadthalle Gersthofen. Ihre Performanc­e wird von einem Erzähler und der passenden Musik begleitet. „Es geht nicht nur um die Bilder. Das Wichtigste ist die Geschichte dahinter“, erklärt Irina Titova. „In 80 Bildern um die Welt“heißt diese, eine eigene Sicht auf den Roman des Autors Jules Verne, der von einer Weltreise handelt. „Wir haben uns immer die besonderen Merkmale einer Stadt oder eines Landes herausgesu­cht, die ich dann in meinen Bildern zeigen werde.“Auch die Musik wird passend zu den Orten ausgewählt und soll den Zuschauer in eine andere Welt eintauchen lassen. Die Künstlerin will bei den Zuschauern Emotionen auslösen, sie zum Weinen oder zum Lachen bringen. „Es macht mich immer glücklich, die Leute lachen zu hören“, sagt sie.

Angefangen habe ihre Leidenscha­ft schon vor neun Jahren, als sie an der Universitä­t in Russland Pädagogik mit dem Schwerpunk­t Kunst studierte. Sie fing damals an, ehrenamtli­ch mit autistisch­en und stummen Kindern zu arbeiten. In einer Kunstthera­pie malte sie gemeinsam mit den Kindern Bilder aus Sand. „Wenn man Papier und Stifte zum Malen verwendet, gibt es immer eine gewisse Distanz zwischen dem Künstler und seinem Werk. Verwendet man Sand, kann man direkt mit den Händen malen.“

Wichtig sei dabei, dass die Kinder direkt fühlen können. „Sie verwenden ihre Hände, anstatt zu sprechen, und haben eine besondere Art zu denken.“Genau das hat Irina Titova so fasziniert. Es sei ein besonderes Erlebnis gewesen und habe sie sehr inspiriert. Obwohl sie zusätzlich als Designerin, Cartoon-Malerin und Bühnenbild­nerin aktiv war, ist sie immer der Sandmalere­i treu geblieben. Vor sieben Jahren fing sie an, mit ihren Shows Geld zu verdienen. Zuerst in Moskau, später dann in Deutschlan­d. Sie erzählt, das sei am Anfang nicht einfach gewesen. „Man muss sich an den Rhythmus gewöhnen und Unterhaltu­ng für sich selbst finden.“

Deshalb habe sie die Gewohnheit entwickelt, jede Stadt, die sie besucht, ein paar Stunden lang zu Fuß zu erkunden und etwas über sie zu lernen. „Das ist eine tolle Möglichkei­t um viele neue Orte kennenzule­rnen und miteinande­r zu vergleiche­n“, sagt sie. Außerdem geht sie gerne in den Bergen wandern, was sie in den Süden Deutschlan­ds und nach Österreich zog. Vor drei Jahren hat sie sich entschiede­n, hierzublei­ben. Sie zog von Moskau nach Hamburg, dann nach Berlin und schließlic­h nach Wien. „Meine Sprache ist der Sand auf dem Tisch. Deshalb kann ich überall leben“, erklärt die profession­elle Künstlerin. Auch nach Augsburg kommt die 27-Jährige gern. Vor einem Jahr zeigte sie hier schon einmal ihre Performanc­e. „Ich weiß alles über die Stadt und freue mich, nach einem Jahr zurückzuko­mmen.“

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Karten gibt’s an der Theaterkas­se der Stadthalle Gersthofen im Ballonmu seum, Bahnhofstr­aße 12, sowie bei unse ren Servicepar­tnern Der Buchladen (Gersthofen) und Modellbau Koch (Stadt bergen).

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Foto: Marcus Merk Die Künstlerin Irina Titova gestaltet in der Stadthalle Gersthofen live Bilder aus Sand.

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