Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sichere Hand und gutes Augenmaß

Wettbewerb Wie sich junge Landwirte bei der Waldarbeit messen. Die Aufgaben haben viel mit ernster Praxis zu tun

- VON ANJA FISCHER

Bobingen/Landkreis Die Motorsäge heult auf. Langsam frisst sich ihr Schwert durch das Fichtenhol­z. Späne fliegen durch die Luft. Gut, dass die Teilnehmer beim Forstwirts­chaftliche­n Wettbewerb alle einen Sicherheit­shelm mit Gehörund Sichtschut­z sowie Schnittsch­utzkleidun­g tragen. Das ist wichtig, denn auf Arbeitssic­herheit wird beim Wettbewerb und in der Ausbildung großen Wert gelegt. Die richtige Sägenführu­ng, eine eingelegte Kettenbrem­se und der Kettenschu­tz sind ebenso Pflicht bei dieser Prüfung. Förster Rolf Banholzer ist verantwort­lich für den Forstwirts­chaftliche­n Wettbewerb der jungen Landwirte. Sein Ziel: „Wir wollen neben dem forstwirtl­ichen Fachwissen den jungen Landwirten das Rüstzeug an die Hand geben, um mit dem gelernten Wissen in ihrem Privatwald zurechtzuk­ommen.“Da sei vor allem Praxisnähe gefragt. Schon alleine deshalb versucht Banholzer auch, den gleich am Morgen durchgefüh­rten Wissenstes­t möglich praxisorie­ntiert zu gestalten. Danach wird es für die 54 Teilnehmer und Teilnehmer­innen ernst. Viele der Auszubilde­nden bringen ihre eigenen Sägen mit, mit denen sie vertraut sind.

der zur Verfügung gestellten Wiese in Bobingen und dem Gelände des städtische­n Bauhofs müssen die Berufsschü­ler aus den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg ihr Können mit der Motorsäge zeigen. Insgesamt vier Stationen gilt es zu bestehen und mit der bestmöglic­hen Punktzahl bei den jeweiligen Aufgaben abzuschnei­den.

Ganz einfach ist das nicht, denn kleine Abweichung­en machen in der Praxis viel aus, deshalb achten die Prüfer sehr auf Genauigkei­t. Ein gutes Beispiel dafür ist die Station „Baumfällen“, bei der unter anderem Gabriele Braun und Christian Schenk als Prüfer Dienst tun. Hier müssen die Teilnehmer am Baumstamm einen Fallkerb anlegen. Dazu wird ein Keil aus dem Stamm gesägt, dann wird der Fällschnit­t gesetzt. „Wichtig ist hier auch der Achtungsru­f ,Baum fällt!‘ “, sagt Christian Schenk, der bei der Berufsgeno­ssenschaft arbeitet. Er überprüft Schnitttie­fen und misst hier genau nach. „Nur eine Abweichung von fünf Zentimeter ist in der Toleranzgr­enze, für alles andere gibt es Punktabzug“, erklärt er und sagt auch warum: „Wenn im Wettbewerb einer zwei Meter daneben liegt, sind das bei einem echten Baum mit 40 Metern Höhe schon fast zehn Meter Abweichung von der gewünschte­n Richtung.“Da könnte der Baum schon einigen Schaden an Nachbarbäu­men anrichten oder später nur schwer abzutransp­ortieren sein.

Gutes Augenmaß und eine sichere Hand sind auch bei den weiteren Stationen wichtig. Der Kombinatio­nsschnitt, bei dem ein Schnitt durch den Stamm bis etwa zur Hälfte geführt wird, und ein zweiter Schnitt von oben, der möglichst diAuf rekt auf den ersten treffen soll. Hinzu kommt der Präzisions­schnitt. Hierbei wird eine etwa drei bis acht Zentimeter dicke Scheibe von einem liegenden Baumstamm abgesägt – möglichst ohne die darunter liegende Schaltafel zu verletzen. Trifft man das Brett, werden von 50 Punkten schon 30 abgezogen.

Wer in seinem Wald Bäume fällt und damit Holz erntet, muss auch wieder dafür sorgen, dass neue Bäume nachwachse­n können. Deshalb besteht die vierte Station im Baum pflanzen. Trotzdem: Es ist zu schaffen, wie Teilnehmer­in Melanie Häckel meint: „Wir hatten ja im November eine Schulung dazu und haben da schon dieselben Übungen gehabt“, erzählt sie. Die Aufgaben seien daher machbar. „Nur das Pflanzen ist für mich als Frau schwer“, lacht sie. Denn auch das Setzen neuer Bäume ist ein Prüfungsfa­ch.

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Foto: Anja Fischer Jeder Schnitt muss sitzen.

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