Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zimmer Service
Ein Hotelzimmer wie eine MiniBerghütte: mit gekachelter Ofenbank, einem Bauernbett, einer schweren Porzellankanne, aus der sich Trinkwasser schenken lässt. Das Licht geht mit einem schwarzen Drehschalter an, die schmale Türklinke ins Bad ist schmiedeeisern und vom Waschbecken aus kann man ein Holzfenster zum Wohnzimmer öffnen. Jedes Zimmer hat dazu ein antikes Möbelstück. Einen alten Bauernschrank etwa. Zum Bauernbett gibt es eine nette Geschichte. Und mit dazu ein Wort, das nur Allgäuer verstehen: Müsbollablaache. Mausbollenablage, so wird hier im Hotel der hölzerne Betthimmel genannt. Eine Idee, auf die Hotelchef Sebastian Reisigl beim Besuch des Heimatmuseums in Oberstdorf gekommen ist. Der Baldachin soll an die Laken erinnern, die einst in alten Allgäuer Bauernhäusern über das Bett gespannt wurden, um die Schlafenden vor herabfallendem Mäusedreck zu schützen.
Die Müsbolla-Zeiten im
Allgäu sind längst vorbei.
Und natürlich gibt es auch im
Hotel Oberstdorf WLAN und Fernseher auf den 108
Zimmern. Der unkomplizierte Loungebereich um den Kamin ist groß und offen. An der Bar werden hausgemachte Kräuter-Limonaden angeboten. Und im Speisesaal wurden zwar dicke, schwere Deckenbalken verbaut, doch am Buffet gibt es auch Couscous.
Und doch ziehen sich Allgäuer Traditionen, Geschichte und die sogenannte gute alte Zeit thematisch wie ein roter Faden durchs Hotel – sogar im Wellnessbereich. Hier dreht sich nicht nur ein Wasserrad, sondern es gibt auch ein Steinbad, ein Flachsbad und ein Brotbad. Ein Brotbad? Ein mit 45 Grad nur mäßig beheizter Sauna-Raum mit einem großen Backofen darin. Hier sollen die Gäste gesunde Sauerteig-Enzyme einatmen, die beim Brotbacken so nebenbei in die Luft strömen. Und danach? Pause. Und zwar unter der Müsbollablaache.
*