Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Seniorin um 80 000 Euro betrogen

Justiz Mann erschleich­t sich das Vertrauen einer 82-Jährigen und plündert ihr Konto

- VON PETER RICHTER

zahlreiche Besucher aus der Region. 551 Aussteller präsentier­en dort ihre Waren und Dienstleis­tungen. Die afa ist von 9.30 bis 18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr) geöffnet. Sie leistet sich 80 Euro im Monat für den Friseur. „Es ist wegen der Eitelkeit“, verrät Hannelore K.* dem Gericht. „Sonst brauche ich ja nicht viel.“Die 82-Jährige, die in Augsburg in einem Pflegeheim lebt, ist Opfer einer Unterschla­gung geworden. Außer über ihre monatliche­n Ausgaben will Richter Ralf Hirmer von der Zeugin wissen, warum sie dem Mann auf der Anklageban­k ihre EC-Karte samt der PIN-Nummer anvertraut hat. Die verwitwete Berlinerin ist augenschei­nlich nicht nur freundlich, sondern zudem vertrauens­selig und überdies nicht unvermögen­d. Eine verhängnis­volle Kombinatio­n, die ihr geschadet hat. In den Jahren 2015 bis 2017 hat der Angeklagte 103 Mal ihr Konto geplündert, wie er über seinen Verteidige­r Michael Weiss zu Prozessbeg­inn gesteht. Am Ende fehlten knapp 80 000 Euro.

Die Unterschla­gungen flogen auf, als die Hausbank bei der Polizei Strafanzei­ge erstattete. Bankangest­ellte wurden misstrauis­ch, dass, wie Videos belegen, stets ein fremder Mann am Automaten von ihrem Konto Geld abhob. Ein Schöffenge­richt hat den 68-Jährigen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwä­ltin hatte aus diesem Grund eine höhere Haftstrafe von zweieinhal­b Jahren beantragt, was automatisc­h bedeutet hätte, dass er 68-Jährige zumindest einige Monate im Gefängnis hätte verbüßen müssen. Dabei hatte der Rentner noch großes Glück, von der Justiz nicht auch noch wegen eines erschliche­nen Testaments angeklagt zu werden. Michael Menzel, Anwalt von Hannelore K., bestätigte unserer Zeitung, dass seine Mandantin in einem Testament den Angeklagte­n und seine Ehefrau als Begünstigt­e eingesetzt hatte. Es wurde inzwischen für ungültig erklärt.

Wie sein Opfer ist auch der Angeklagte verwitwet. Nach seiner Aussage hatte er das Geld dazu verwendet, seine Frau, die an Krebs litt und inzwischen gestorben ist, zu verwöhnen. Der 68-Jährige, der sich im bei seinem Opfer entschuldi­gte, hat sich verpflicht­et, die knapp 80 000 Euro zurückzuza­hlen, wenn ihm auch als Rentner das Geld dazu fehlen wird. Das Gericht hat ihn verpflicht­et, die nächsten fünf Jahre monatlich 100 Euro an die Geschädigt­e zu zahlen. *Name geändert

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ??
Foto: Silvio Wyszengrad

Newspapers in German

Newspapers from Germany