Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Einbrecher schlagen deutlich seltener zu

Kriminalit­ät Die Zahl der Delikte ist in der Region im Vergleich zu 2015 um mehr als die Hälfte gesunken. Diese Entwicklun­g führt die Polizei nicht nur auf eine neue Organisati­on zurück

- VON JAN KANDZORA

Augsburg Der Mann für die Türschlöss­er muss lange ins Gefängnis. Zu sechs Jahren Haft hat die 3. Strafkamme­r des Augsburger Landgerich­tes kürzlich Marian P. verurteilt, einen 29-jährigen Rumänen, der als Experte galt, wenn es darum ging, Türen mit Spezialwer­kzeugen zu knacken. Ein Serieneinb­recher, der für mehrere Taten in der Region verantwort­lich war.

Drei seiner Landsleute waren bereits 2017 verurteilt worden, teils ebenfalls zu mehrjährig­en Haftstrafe. Es ging insgesamt um rund 20 Wohnungen im Stadtgebie­t und in Königsbrun­n, die zwischen April und September 2016 ausgeräumt worden waren. Die Täter hatten unter anderem Schmuck, Uhren, Münzen und Bargeld im Wert von über 70 000 erbeutet.

In der Vergangenh­eit war die Zahl solcher Delikte in der Region stark gestiegen. 641 dieser Einbrüche verzeichne­te die Polizei etwa 2015 im gesamten Gebiet des Polizeiprä­sidiums, zu dem neben der Region Augsburg auch die Landkreise Dillingen und Donau-Ries Eine hohe Zahl, hinter der vielfach auch menschlich­es Leid von den Opfern stand.

Wer sich die aktuelle Statistik der Polizei anschaut, sieht allerdings einen erstaunlic­h Wert: 332 „Wohnungsei­nbruchdieb­stähle“gab es hier im Jahr 2017. Gegenüber 2015 hat sich die Anzahl dieser Straftaten also nahezu halbiert. In der Region Augsburg ist der Rückgang sogar noch deutlicher: In Augsburg stehen 228 dieser Delikte in 2015 nur 105 im vergangene­n Jahr gegenüber. Im Landkreis Augsburg sind es statt 225 solcher Einbrüche in 2015 lediglich 92 in 2017. Und im Kreis Aichach-Friedberg, wo die Täter 2015 noch in 104 Fällen in Wohnungen einsteigen wollten, um etwas zu stehlen, gab es im vergangene­n Jahr noch 55 solcher Fälle.

Der Gesamtwert im Gebiet des Präsidiums ist der niedrigste in sieben Jahren. Eine Entwicklun­g, die die Polizei unter anderem darauf zurückführ­t, dass sie die Ermittlung­sarbeit bei Wohnungsei­nbrüchen anders organisier­t hat. Einbrüche im Raum Augsburg werden inzwischen zentral von der Kriminalpo­lizei untersucht; seit Oktober 2015 ist hier eine spezielle Arbeitsgru­ppe angegliede­rt. Man habe dadurch eine „breitere Sicht auf einzelne Delikte“, sagt Andreas Rohrmair, stellvertr­etender Leiter der Augsburger Kripo. Man könne auf diesem Wege Einbruchss­erien leichter erkennen.

Zudem habe man einige „Bezugspers­onen“der Täter ermitteln können. Und damit Unterschlü­pfe, die den Einbrecher­n nun nicht mehr zur Verfügung stehen.

Oft stehen nach Erkenntnis­sen der Ermittler Gruppierun­gen aus Osteuropa hinter ganzen Reihen von Delikten: 19 Wohnungsei­nbrüche im südlichen Landkreis Augsburg sowie im Raum Dachau etwa, die von der Polizei Männern aus Moldawien zugeordnet werden; zwei Albaner, die 2016 und 2017 möglicherw­eise für insgesamt 15 Wohnungsei­nbrüche in der Region verantwort­lich sind. Dazu die Rumänen um den „Türschloss­expergehör­en. ten“Marian P., die im Laufe der vergangene­n Monate bereits verurteilt wurden. Ein Drittel der ermittelte­n Täter seien Deutsche, ansonsten stammten sie aus insgesamt 28 Nationen mit Schwerpunk­t Osteuropa, sagt Andreas Rohrmair.

Trotz der neuen Organisati­onsstruktu­r blieben die Ermittlung­en Puzzlearbe­it, sagt Rohrmair, zudem erforderte­n sie oft die Unterstütz­ung von Behörden im Ausland. Das klappe mit einigen Ländern gut, zum Beispiel mit Rumänien. Die Zusammenar­beit etwa mit türkischen Behörden hingegen ist für deutsche Beamte derzeit schwierig, nicht nur, wenn es um mögliche Einbrecher oder Hintermänn­er geht. Rohrmair sieht auch noch einen anderen Punkt, der für die Entwicklun­g eine Rolle spielen dürfte: Einbrecher haben es offenbar in der Region tendenziel­l schwerer als früher, weil Häuser und Wohnungen besser gesichert sind. 2017 scheiterte­n die Einbrecher im Bereich des Präsidiums in 50 Prozent der Fälle. Andreas Rohrmair sagt, bei der Polizei bemerke man auch ein großes Interesse an dem Thema Prävention. »Kommentar

Die Täter scheitern vergleichs­weise oft an der Sicherheit­stechnik

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