Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Rotarier müssen das Drei Mohren verlassen
Gesellschaft Weil das Standesamt in das Hotel zieht, bleibt für die Service-Clubs kein Platz. Das sorgt für Unmut
Generell sind es Mitglieder von Rotary-, Lions-Clubs und Co. gewohnt, ihre Treffen im ersten Haus am Platz einer Stadt abzuhalten. In Augsburg kamen die Service-Clubs seit vielen Jahren regelmäßig im Hotel Drei Mohren zusammen. Doch Hotel-Chef Theodor Gandenheimer hat bald keinen Platz mehr für sie. Der „Rauswurf“sorgt für manch Unmut bei den Betroffenen.
„Es gibt viele, die sind stinksauer“, berichtet Karlheinz Uhl, Präsident des Lions Clubs Augsburg-Elias Holl. Er könne die Aufregung verstehen, sein Club nehme das aber gelassen, meint er. Die Lions-Mitglieder wechseln in das Anna Café und Restaurant im Annahof ein paar Straßen weiter. Auch die acht weiteren Service-Clubs, darunter Rotary, Lions, Inner Wheel und Soroptimisten, müssen sich eine neue Bleibe suchen. Weil das Standesamt mindestens ein Jahr lang saniert wird, wird ein Trausaal in das Vier-Sterne-Hotel vis-à-vis ausgelagert. Ab dem 1. September können sich Paare im umfunktionierten Agnes-Bernauer-Raum das Ja-Wort geben. Dort also, wo die Clubs beheimatet waren. Hotel-Chef Theodor Gandenheimer weiß, dass seine Entscheidung bei manchen Clubs nicht gerade für Begeisterung sorgt.
„Ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen“, meint er. Aber als die Stadt Augsburg mit der Anfrage kam, habe er sich sehr gefreut. „Es ist doch eine tolle Sache, dass das Standesamt zu uns kommt. “Gandenheimer will nicht verhehlen, dass auch der wirtschaftliche Aspekt für ihn eine Rolle spielte. Schließlich zahlt die Stadt künftig Pacht. Die Service-Clubs seien für ihn jahrelange gute Gäste, betont er. Und natürlich habe er vereinzelt Kritik hinnehmen müssen. „Aber man kann sich mit Entscheidungen nun einmal nicht immer beliebt machen.“
Dirk Hermann Voß, derzeit Präsident des Rotary-Clubs Augsburg Fuggerstadt will die wirtschaftliche Entscheidung der Hotelleitung nicht kommentieren. „Das muss man zur Kenntnis nehmen. Herr Gandenheimer wird es sich wohl überlegt haben, wem er Tagungsräume vermietet.“Eine vonseiten des Hotels angebotene Alternative hätte er erfreulich gefunden. Doch laut Gandenheimer sind alle anderen Räume für Präsentationen, Konferenzen und Veranstaltungen belegt. „Wir haben bislang fast jeden Tag einen Club bei uns im Haus.“Logistisch wäre das ab September eben nicht mehr möglich. Während der Rotary-Club Augsburg Fuggerstadt noch nach einem neuen Quartier sucht, ist der Rotary-Club Augsburg Renaissancestadt schon fündig geworden.
Man hat sich für das Restaurant Fischerstuben am Wertachufer entschieden, berichtet der aktuelle Präsident Klaus-Peter Dietmayer. Ganz glücklich finde auch er die Entscheidung der Hotelleitung nicht. „Service-Clubs sind keine Hasenzüchtervereine, ohne diesen zu nahe treten zu wollen.“Trotzdem sehe man diese Änderung entspannt. Dietmayer schließt auch nicht aus, dass der Club in den Fischerstuben bleibt, auch wenn die Standesamt-Sanierung abgeschlossen ist. „Das ist für uns ergebnisoffen. Wenn es dort passt, bleiben wir vielleicht.“Der Manager des Drei Mohren indes hofft schon, dass die Service-Clubs nach dem Umbau des Standesamtes wieder in sein Haus zurückkehren. Allerdings, fügt er hinzu, könne man noch nicht absehen, wie lange die Sanierung gegenüber im Amt dauert.