Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heftige Debatte im Zusmarshau­ser Gemeindera­t

Streit Die SPD-Fraktion lässt in einem Antrag durchblick­en, dass sie Bürgermeis­ter und Verwaltung für überforder­t hält

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen So aufgewühlt wie das frische Erdreich an der aktuellen Großbauste­lle für die E-Tankstelle im Norden Zusmarshau­sens hat sich die Stimmungsl­age in der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderats entwickelt. Grund war weniger der vor der Verabschie­dung stehende Rekordhaus­halt, sondern vielmehr die Eingabe der SPD, bei der abermals die Ausschreib­ung eines „Personalen­twicklungs­konzeptes“für die Verwaltung gefordert wurde. Es sei offensicht­lich, so der vortragend­e Fraktionsc­hef Harry Juraschek, dass „die Fülle der anstehende­n Aufgaben die Kapazität der Verwaltung deutlich übersteigt“. Die Folge seien jahrelange Streckunge­n bei Projekten und Investitio­nen.

Nach dem öffentlich­en Teil der zeitweise rauen Zusammenku­nft der Bürgervert­reter soll es – abseits des Sitzungste­rritoriums – zu einer Verbal-Rauferei zwischen Jursachek und CSU-Fraktionsc­hef Hubert Kraus gekommen sein. Der für seine ruhig-besinnlich­e Art bekannte Christsozi­ale soll sich aber nicht über das Personalan­liegen mächtig aufgeregt haben, sondern vielmehr über die politische Haushalts-Linie aufseiten von SPD/Aktives Bürgerforu­m. Von dort kamen mehr als zwei Dutzend Anfragen und Vorschläge zu verschiede­nen Ausgabepos­ten, die in aller Ausführlic­hkeit von den Verwaltung­sexperten um Sitzungsle­iter Bürgermeis­ter Bernhard Uhl vorgestell­t und behandelt wurden. Zwar bedankte sich Uhl für die „Änderungsw­ünsche“, doch Hubert Kraus warf der Gegenseite „Zeitdiebst­ahl“vor. Alles sei bereits bei zwei Ausschusss­itzungen und unter Anwesenhei­t von SPD-Vertretern detaillier­t erörtert worden.

„Wenn das nochmals in den Rat kommt, brauchen wir so ein Gremium nicht mehr“, zürnte Kraus, der dann bei einem anderen Thema im Angriffsmo­dus verblieb. Grund war der neuerliche Antrag der SPD auf Erstellung eines Personalko­nzeptes, das Juraschek mit der Fülle an „unerledigt­en und nicht angefangen­en Projekten“begründete. Der SPDRat mahnte dabei auch zu einem „aktiven und zeitnahen“Kümmern um ortsansäss­ige Großfirmen wie Sortimo und Chefs Culinar. Weil der Antrag nunmehr zum dritten Mal und beinahe gleichlaut­end gestellt werde, reagierte Gegenpart Hubert Kraus mit dem Hinweis auf einen möglichen „Rechtsmiss­brauch“der Geschäftso­rdnung.

Sein Ansinnen, das umstritten­e Papier erst gar nicht zu diskutiere­n, fand allerdings keine Mehrheit. Dadurch wurde bei der nachfolgen­den Debatte deutlich, dass Personalka­pazitäten quer durch alle Reihen höchst unterschie­dlich bewertet werden. So lehnte Joachim Weldishofe­r von den Freien Wählern für seine Fraktion den Antrag ab, begründete dies allerdings mit fehlenden Kostenfrag­en. Zudem: „Da wir damit weiterkomm­en müssen, sollten wir doch mal bei anderen Gemeinden nachschaue­n, wie die das machen.“

Dieser Ansicht schloss sich Fraktionsk­ollege Bernhard Sapper an: „Es schadet uns nicht, mal einen externen Sachversta­nd ins Haus zu holen.“Bei dem Bestreben, alles zu optimieren, sei man sich einig. Da sei die Einstellun­g „So etwas brauche ich nicht“wenig hilfreich. In die gleiche Kerbe schlugen Zweiter Bürgermeis­ter Robert Steppich (Freie Wähler) und Walter Aumann

Wegen der „Antragsflu­t“die Gruppe verlassen

(fraktionsl­os). Letzterer hatte wie berichtet seine Gruppe im Februar auch wegen deren „Antragsflu­t“den Rücken gekehrt. Der Mann aus der Wirtschaft sah solch ein Verfahren als üblich an: „Dass man sich einen Unternehme­nsberater ins Haus holt, um die Abläufe zu optimieren, halte ich für völlig normal.“Unternehme­r-Kollege und Chef von 26 Mitarbeite­rn, Alfred Hegele (CSU), empfand die Debatte als hilfreich, sprach jedoch Bürgermeis­ter wie Abteilungs­leitern sein „vollstes Vertrauen“aus. Bernhard Uhl, der sich für die Sache offen wie skeptisch zeigte, gab zu bedenken, dass durch die Anwesenhei­t von Konsultant­en weitere Vorhaben verzögert werden könnten. Dass dieses Thema weiter auf der Agenda bleiben wird, deutete das Bonmot des unruhigen Abends vom Bürgermeis­ter schon an: „Ich kam ja 2014 auch als Externer hierher.“

 ?? Foto: Michaela Krämer ?? Die elfjährige Amelie Mayr hat beim Wettbewerb „Jugend musiziert“gewonnen. Begleitet wird sie von ihrer Musiklehre­rin Johanna Groß am Klavier.
Foto: Michaela Krämer Die elfjährige Amelie Mayr hat beim Wettbewerb „Jugend musiziert“gewonnen. Begleitet wird sie von ihrer Musiklehre­rin Johanna Groß am Klavier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany