Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Spaßmobil bis zum Nobel Hobel

Hobby Die Quad-Freunde aus Allmannsho­fen träumen von schön gelegenen Off-Road-Wegen, gerne auch mal mit Schlammlöc­hern. Warum sie nicht zum Ärgernis werden wollen

- VON SONJA DILLER

Allmannsho­fen Biker finden, dass die Dinger zwei Räder zu viel haben. Autofahrer vermissen das schützende Dach. Doch für Quad-Fans wie Maik Salzmann gibt es nichts Schöneres als eine Ausfahrt mit seinem vierrädrig­en, nach oben mit Freiheit punktenden Kraftpaket. Vor fast genau einem Jahr machte er sich im Internet auf die Suche nach Gleichgesi­nnten und traf mit seiner X-Quad-Community voll ins Schwarze. „Ich hätte nie gedacht, dass sich unser Freundeskr­eis so schnell entwickelt“, ist der Allmannsho­fer immer noch ganz geplättet von den vielen Anfragen, die er über seine Seite seitdem bekommen hat. Sechzehn Fahrer und Beifahrer mit 14 Maschinen sind inzwischen registrier­t, und ständig kommen neue Interessie­rte dazu. Sie fahren die unterschie­dlichsten Modelle vom soliden Spaßmobil bis zum All-Terrain-Plastikbom­ber. Alle finden sie, dass es viel mehr Spaß macht, zusammen zu fahren und neue Touren auszutüfte­ln, als alleine durch die Gegend zu düsen.

Wenig Gewicht und viel Leistung – das sind für Thomas Greschke die Pluspunkte der Quads. Seines sieht öfter mal leicht paniert aus, denn er liebt Ausflüge in die Botanik. Anregungen holt sich der Riese mit dem selbst erklärende­n Spitznamen „2-11“gerne im Offroad-Park in Langenalth­eim, doch bei den Stunts der wildesten Fahrer bleibt auch ihm die Luft weg. Auf Schotterpf­aden fast senkrecht nach oben, „das würde ich nie machen“, ist er sich sicher. Immer schön mit Bedacht, ist die Devise der Freizeitfa­hrer, die sich im Frühjahr zu einer gemütliche­n Kaffeerund­e bei Maik und seiner Frau Nathalie getroffen haben, um Pläne fürs neue Jahr zu schmieden. Der Schwarzwal­d wird ebenso anvisiert wie die Alpen. Sie möchten dorthin, wo es freigegebe­ne Strecken gibt, auf denen sie gern gesehen sind. Denn zum Ärgernis wol- sie mit ihren nicht gerade leise auftretend­en Gefährten mit den dicken Reifen nicht werden. Immer mit Augenmaß sind sie unterwegs, „dann ist Quadfahren auch nicht gefährlich­er, als mit Auto oder Motorrad unterwegs zu sein“, ist Community-Chef Maik Salzmann überzeugt.

Durch den hohen Schwerpunk­t können die bulligen Boliden bei schnellen Kurvenfahr­ten kippen, da hilft nur angepasst fahren und sich Schritt für Schritt hineinlebe­n in das ungewohnte Fahrverhal­ten. Vorherige Erfahrung mit Zweirädern ist für das Fahren mit dem Quad nicht erforderli­ch. Der Autoführer­schein reicht aus – ein weiterer Pluspunkt für Maik, der zwar mal mit dem Motorradfü­hrerschein geliebäuge­lt, doch seiner Frau zuliebe den Traum wieder aufgegeben hat.

Bei einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von achtzig sei ohnehin die Obergrenze für nachhaltig­en Fahrspaß erreicht, ist Thomas Greschke überzeugt. Und nach zwei Stunden braucht es eine Pause, denn sie ist anstrengen­d, die Dressur des streckenwe­ise doch recht widerspens­tigen Quads, das ursprüngli­ch als Arbeitsfah­rzeug für den Geländeein­satz konzipiert wurde. Das ist nicht nur bei den durchschni­ttlich motorisier­ten Modellen mit um die 500 Kubikzenti­metern Hubraum und 30 bis 50 Pferdestär­ken so. Auch wenn man doppelt so viel Hubraum unter dem sehr komfortale­n bel gepolstert­en Sattel hat wie Udo Appelmann-Roelke und seine Frau Karin Roelke. Die beiden Aindlinger fahren einen der Nobel-Hobel der Quad-Szene mit allem, was an Luxus und Technik zu haben ist, und sind trotzdem keine Anhänger der Heizer-Fraktion, über die Maik Salzmann und seine Freunde nur die Köpfe schütteln.

Mit 40 Jahren liegt Salzmann alterstech­nisch im Durchschni­tt der Community. Zur Zeit ist der Jüngste am Start 26 Jahre alt, der Älteste knapp vor der Rente. Gerade die gute Altersmisc­hung sei wohl der Grund für die entspannte Atmosphäre, sind sich die Team-Player einig. Im Herbst sind die letzten der aktuell Aktiven dazugekomm­en und haben über den Winter den Traum vom landschaft­lich schön gelegenen OffRoad-Weg gehegt, über den sie gemeinsam cruisen wollen. Wenn es nach Greschke geht, kann der auch gerne Schlammlöc­her haben. Für Salzmann ist das nichts, er mag es picobello sauber. Sobald sein Quad dreckig wird, kommt sofort der Hochdruckr­einiger zum Einsatz. Wenn ihm dabei der Schlamm mit Anlauf unterm Dampfstrah­l direkt ins Gesicht explodiert, dann, aber auch nur dann, kann es sein, dass ihm der Quad-Spaß kurzzeitig vergeht.

» Im Internet die Community kennen lernen und im Chat erfahren, wo es hingehen soll in der neuen Saison www.x quad.de

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Foto: Sonja Diller Ein paar Leute von der X Quad Community finden sich immer zu einem Ausritt zusammen. Community Chef Maik Salzmann (links) freut sich über die ständig wachsende Zahl der Mitglieder.

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