Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schimpfwor­te, Gerangel und ein Stich mit der Gabel

Justiz Ein 45-Jähriger geht auf den Freund seiner Mitbewohne­rin los. Er hat 1,8 Promille Alkohol im Blut

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth/Nördlingen Seit rund 25 Jahren kennen sich eine 41-jährige Wahl-Donauwörth­erin und ihr 45 Jahre alter platonisch­er Freund. Von 2016 bis März 2018 lebten sie in Donauwörth unter einem Dach – dann krachte es gründlich zwischen ihnen. Unflätige Verbalatta­cken, heftiges Gerangel und ein Stich mit einer Gabel – so lauten zusammenge­fasst die Ereignisse des 15. Oktober 2017.

Jetzt trafen sich die beiden im Amtsgerich­t Nördlingen wieder. Er saß auf der Anklageban­k, sie durfte auf dem Zeugenstuh­l Platz nehmen. Vorsitzend­e Richterin Andrea Eisenbarth verurteilt­e den Mann am Ende zu einer Bewährungs­strafe von neun Monaten wegen gefährlich­er Körperverl­etzung.

Der 45-jährige Elektriker hatte seine Bekannte vor gut eineinhalb Jahren bei sich als Untermiete­rin einziehen lassen, um sie ein wenig zu unterstütz­en, wie er im Prozess schilderte. Anfangs habe sie Miete bezahlt, seit September nicht mehr. Zudem habe er ihr seinen Zweitwagen zur Verfügung gestellt, den letztlich aber wohl der Freund der Frau gefahren hat. Deshalb kam es wohl immer wieder zu Spannungen, auch Alkohol sei wiederholt im Spiel gewesen.

Wie die 41-Jährige dem Gericht schilderte, sei sie zusammen mit ihrem Partner, einem 21-jährigen Zimmerer, an jenem 15. Oktober aus der Schweiz zurück nach Donauwörth gekommen. In der Wohnung habe sich ihr Vermieter gerade ein Steak gebraten und bei ihrer Ankunft sofort zu schimpfen und zu schlagen begonnen. Der Freund der Frau stellte sich, wie er sagt, dazwischen. Daraufhin kam es zum Gerangel zwischen den Männern, die sich gegenseiti­g am Hals packten. Der 45-Jährige muss dann die Gabel, die er vom Kochen noch in der Hand hielt, dem Jüngeren leicht an den Hals gestochen haben, sodass eine Kratzwunde entstand.

Die Frau und ihr Freund flüchteten sich ins Schlafzimm­er. „Er wollte weiter Stress und wollte erneut auf meine Freundin losgehen“, schilderte der 21-Jährige. „Da bin ich dazwischen gegangen und hab ihn an der Wand kurz k.o. gedrückt.“Der Zimmerer beherrscht den Selbstvert­eidigungs-Sport Krav Maga. „Nach ein paar Sekunden ist er wieder zu sich gekommen und wollte weiter machen. Da hab ich ihn aus dem Schlafzimm­er gedrängt und die Polizei gerufen.“

Die Beamten kamen, entzerrten die Situation, nahmen die Ermittlung­en auf und stellten dazu noch erhebliche Alkoholwer­te fest. Während der 21-Jährige lediglich 0,2 Promille im Blut hatte, brachte es der 45-jährige Angreifer auf 1,8. Seine Untermiete­rin hatte sogar 2,7 Promille intus. Davon wolle sie jedoch nicht beeinträch­tigt gewesen sein, wie sie auf Nachfrage von Richterin Eisenbarth erklärte: „Ich hab mich ganz normal gefühlt, ich hab kein Alkoholpro­blem.“

Für die Vorsitzend­e Andrea Eisenbarth war unzweifelh­aft, dass sich der Angeklagte der gefährlich­en Körperverl­etzung schuldig gemacht hatte. An eine Notwehrsit­uation glaubte sie nicht: „Wer vorher angreift, darf sich nicht beschweren.“

Neben der Bewährungs­strafe bekam der 45-jährige Mann auch eine Geldauflag­e: Er muss 4000 Euro an die Deutsche Arthrosehi­lfe bezahlen.

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