Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Richard mit dem Löwenherz
Geschichte Dieser englische König mit dem besonderen Spitznamen galt als sehr mutig. Deshalb ist er noch heute weltberühmt, obwohl er schon vor etwa 800 Jahren lebte
Hast du einen coolen Spitznamen? Viele Menschen tragen einen. Aber auch Länder, Städte oder Sportmannschaften haben manchmal Spitznamen. Die englische Fußballnationalmannschaft zum Beispiel nennt man „Three Lions“, also drei Löwen. Der Spitzname hat etwas mit den Trikots zu tun. Denn dort ist links auf der Brust ein Wappen abgebildet. Es ist das Wappen von England und zeigt drei Löwen.
Er war aber kein perfekter Herrscher
Das Wappen hängt mit einem berühmten König zusammen, der auch einen ziemlich coolen Spitznamen hat: Richard Löwenherz. Eigentlich hieß er Richard I. (gesprochen: der Erste). Er war König von England und lebte vor mehr als 800 Jahren. Der Herrscher ist noch heute für seinen Mut berühmt.
Den Beinamen Löwenherz bekam er wohl nach einer Schlacht, in der er wie ein Löwe gekämpft haben soll. Damals belagerte Richard mit seinem Heer die Stadt Akkon. Sie liegt heute im Land Israel. Richard und andere christliche Herrscher waren damals auf dem dritten Kreuzzug unterwegs. Das bedeutet, sie zogen mit einem riesigen Heer Richtung Osten, ins sogenannte Heilige Land. Dort kämpften sie gegen Menschen und Herrscher, die der Religion Islam angehörten, also Muslime waren. Diese hatten im Heiligen Land nichts verloren, davon waren die Kreuzzügler überzeugt. Richard Löwenherz und seine Mitstreiter wollten Städte wie Jerusalem und eben Akkon von den Muslimen zurückerobern. Und der König kämpfte dabei mutig an vorderster Front!
„Lange Zeit war er das Sinnbild für den guten und perfekten Ritter“, sagt die Fachfrau Catherine Biasini. Er war mutig, edel und konnte super kämpfen. „Aber er war kein perfekter Herrscher. Um sein Königreich kümmerte er sich nur wenig“, erklärt die Expertin.
Und er war auch gar nicht so ritterlich
Außerdem konnte er unbarmherzig und grausam sein. Also so gar nicht ritterlich! Nachdem Richard Akkon erobert hatte, ließ er etwa mehrere tausend unschuldige Menschen hinrichten. Auch bei seinen Mitkämpfern machte sich Richard Löwenherz unbeliebt. So soll er die Flagge eines anderen Herrschers in einen Burggraben geworfen haben. Das war eine üble Beleidigung! Deshalb rächte sich der andere Herrscher und nahm Richard bei der Heimreise aus dem Heiligen Land gefangen.
Zwei Jahre dauerte die Gefangenschaft. Um wieder frei zu kommen, musste Richard Löwenherz ein irre hohes Lösegeld aufbringen. Das bezahlte er aber nicht selbst. Das Geld wurde von seinen Untertanen eingetrieben.