Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich geh’ ein Stück mit dir: Das ist die Urform der Pädagogik“

- Heilpädago­ge Franz Pfenning aus dem Frère Roger Kinderzent­rum in Augsburg pilgert mit Jugendlich­en

„Es braucht einen inneren Aufbruch, um loszugehen“, sagt Franz Pfenning. Der Heilpädago­ge ist seit 1986 im Frère-Roger-Kinderzent­rum der KJF Augsburg beschäftig­t und selbst von der Faszinatio­n des Gehens und Pilgerns begeistert. Pfenning und der Pastoralre­ferent der Einrichtun­g, Lorenz Wiedemann, betreuen federführe­nd das Pilgerproj­ekt „Ich geh’ ein Stück mit dir“. Seit zwei Jahren gehen verschiede­ne Gruppen des FrèreRoger-Kinderzent­rums den Bayerisch-Schwäbisch­en Jakobusweg. Derzeit soll die gesamte Strecke von Augsburg nach Lindau in verschiede­nen Teilen und auf unterschie­dlichen Etappen gepilgert werden. „Vielleicht werden wir von Bayern nach Westen weiterpilg­ern und in Santiago de Compostela ankommen“, so Pfenning.

Das Frère-Roger-Kinderzent­rum ist die vielfältig­ste und größte Kinder- und Jugendhilf­e-Einrichtun­g in Stadt und Landkreis Augsburg. Rund 350 Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene leben in den therapeuti­schen und heilpädago­gischen Wohngruppe­n oder besuchen die zahlreiche­n Tagesstätt­en. Darüber hinaus werden rund 200 Familien ambulant betreut, rund 150 Schüler besuchen die Frère-RogerSchul­e.

„Kein normaler Jugendlich­er würde von sich aus auf die Idee kommen zu pilgern“, gibt Heilpädago­ge Pfenning zu. „Jedoch sie lassen sich von der Begeisteru­ng ihrer Bezugserzi­eher anstecken. Wenn wir entschiede­n sind und sagen: ,Ich möchte mit dir pilgern’, dann waren die Jugendlich­en bisher immer zu gewinnen.“Die Faszinatio­n liege für sie dabei eher darin, so Pfenning, dass sie einen Erwachsene­n authentisc­h erleben.

Und auf diesem Weg, auf dem schon seit mehr als tausend Jahren viele Menschen gegangen sind, erleben sich die Jugendlich­en als Teil etwas Größeren. Wenn man dann einen Tag lang gemeinsam geht, mal redend, mal schweigend, dann spüre er bei den Jugendlich­en irgendwann eine gewisse Leichtigke­it. „Wir begleiten Jugendlich­e ein Stück auf ihrem Weg, dann gehen wir wieder unterschie­dliche Wege, das ist ja die Urform der Pädagogik“, sagt der Heilpädago­ge; darum passe das Pilgerproj­ekt und das Motto, unter dem es steht, für ihn auch im doppelten Sinn zu seiner Arbeit. „Man kann aber nicht sagen, dass Pilgern Spaß macht. Pilgern berührt. Ich breche auf und komme an, vielleicht sogar bei mir selbst.“pm

IWeitere Infos im Internet www.kinderzent­rum augsburg.de

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Fotos: KJF/Franz Pfenning; Lorenz Wiedemann Seit zwei Jahren pilgern Heilpädago­ge Franz Pfenning und seine Kollegen mit Jugendlich­en auf verschiede­nen Etappen des Bayerisch Schwäbisch­en Jakobusweg­s.
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