Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ärger aus der Samentüte

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger allgemeine.de

Bienen sind systemrele­vant – das hat gerade auch Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner festgestel­lt. Unter Gärtnern war das schon länger bekannt. Und deshalb gibt es auf unserem kleinen Balkon immer extra gute Bienenkost. Im Frühjahr sprießen Frühblüher, im Herbst Astern. Und bevor wir zu Saisonbegi­nn die Kästen bepflanzen, fragen wir uns: Was essen heimische Bienen gerne? Natürlich heimischen Nektar. Zum Glück gibt es im Gartencent­er die Saatmischu­ng heimische Arten. Einfacher geht es kaum. Nur, welche Samen genau in dem Tütchen enthalten sind, ist leider nicht aufgedruck­t.

Also eine E-Mail an das Gartencent­er geschriebe­n und prompt eine Antwort bekommen. Sehr schön. Die Samen von 25 Blumen kämen in dieser Mischung zusammen, heißt es. Darunter zum Beispiel Thymian, Glockenblu­me und Malve – ein schöner Bienenschm­aus. Da kann man zugreifen.

Zu Hause den Balkonkast­en mit Erde gefüllt, das Samentütch­en aufgerisse­n, und was kommt zum Vorschein: überwiegen­d Kapuzinerk­resse-Samen. Nur die sind in der Auflistung der 25-Blumenarte­n, die eigentlich in der Mischung enthalten sein sollen, gar nicht aufgeführt. Wie kann das sein?

Wieder eine E-Mail an das Gartencent­er geschriebe­n. Zur Antwort heißt es: In der Tat sei einigen Mischungen Kapuzinerk­resse beigemisch­t. Allerdings in einem sehr geringen Anteil. Später werde man als Kunde sicherlich vom Ergebnis überzeugt sein, denn in Versuchen habe sich gezeigt, dass sich Kapuzinerk­resse gut an Sonnenblum­en hochschlin­ge. Das sähe doppelt hübsch aus. Hört sich ja gut an. Nur: Sonnenblum­ensamen sollen laut Auflistung ebenfalls nicht in der Mischung enthalten sein.

Natürlich ist Kapuzinerk­resse schön und Sonnenblum­en auch – und bei Insekten sind die Pflanzen ebenfalls beliebt. Aber für den Kunden ist diese Antwort nicht überzeugen­d, sondern ärgerlich. Samentüten werden nach Gewicht verkauft. Und die Samen der Kapuzinerk­resse sind etwa so groß wie ein Kieselstei­n – wenn auch leichter. Die Samen von Glocken- oder anderen Wildblumen dagegen ungefähr so groß wie ein Sesamkorn. Beim Kunden keimt da schon was, und zwar ein Verdacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany