Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Werbeauto“macht bald Platz für Maschinen

Entwicklun­g Was mit Verbundfas­erstoffen alles möglich ist, zeigt sich im Technologi­ezentrum. Der Konzern Faurecia gibt den Startschus­s und investiert schon mal einen Millionenb­etrag

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Innovation­spark Augsburg ist das große Areal nahe der Universitä­t. Er liegt unmittelba­r an der B 17, das Fußballsta­dion ist nicht weit davon entfernt. Forschungs­einrichtun­gen und Unternehme­n haben sich hier angesiedel­t. Herzstück des Projekts ist das Technologi­ezentrum (TZA). Hier sollen Unternehme­n mit wissenscha­ftlicher Unterstütz­ung Produkte entwickeln, von denen die Firmen am Markt profitiere­n. Knapp 28 Millionen Euro hat das Technologi­ezentrum gekostet. 10,5 Millionen kamen vom Freistaat. Eröffnet wurde es im April 2016. Gegenwärti­g beträgt die Auslastung­squote etwas knapp 60 Prozent. Insgesamt sind aktuell 315 Mitarbeite­r in 37 Unternehme­n und Einrichtun­gen tätig.

Die Bürofläche­n seien nahezu komplett vermietet, sagt Wolfgang Hehl. Er ist Geschäftsf­ührer der Augsburg Innovation­spark GmbH. Wenn mit man ihm über die Entwicklun­g des TZA spricht, ist der Mann, der stets Fliege trägt, kaum zu bremsen. Vieles läuft super, sagt er. Erst vor Kurzem habe der Standort Augsburg mal wieder erfahren, dass er mit seinen Kompetenze­n „zu den fünf Topstandor­ten“auf der Welt gehöre. In der Vergangenh­eit gab es im TZA allerdings eine doch etwas größere Baustelle, die auch der Geschäftsf­ührer nicht unbedingt „schönreden“konnte. Die Auslastung einer 45 mal 65 mal großen lichtdurch­fluteten Halle ließe zu wünschen übrig. Eine Zeitlang stand lediglich eine große Maschine im Raum. Jetzt haben sich auch noch ein paar Ausstellun­gsstücke dazugesell­t, die verdeutlic­hen, was mit Kohlenfase­rstoff technisch alles möglich ist. Ein „Showauto“, das mit Carbonfase­rn geschaffen wurde, zieht den Blick des Besuchers schnell auf sich.

Geht es nach Hehl, wird wohl ab Sommer dieses Jahres etwas ganz anderes den Besucher staunen lassen. Dann nämlich soll die Halle mit richtig Leben erfüllt werden. Möglich macht dies der französisc­he Konzern, der sich im TZA bereits mit einem Ingenieurb­üro angesiedel­t hat. Im zweiten Schritt werden nun in der großen Halle Flächen gemietet, um hier an Maschinen Produkte vorab zu testen, die künftig in Serienfert­igung produziert werden sollen. Mehrere Millionen Euro werden nach Firmenanga­ben in Augsburg investiert.

Faurecia setze gezielt auf den Verbundsto­ff Carbon, der in der Region Augsburg fest verankert ist, heißt es. Man wollen die Carbonfase­r bis Anfang der 2020er Jahre für die Massenprod­uktion von Fahrzeugen sinnvoll nutzbar machen. Carbonfase­rn würden dazu beitragen, dass Fahrzeuge künftig leichter werden. Durch Einsatz von Carbonfase­r-Verbundwer­kstoffen werden Gewichtsei­nsparungen von bis zu 50 Prozent gegenüber vergleichb­aren Bauteilen aus Stahl erzielt, heißt es. Zehn Kilogramm weniger Gewicht reduzierte­n die Kohlendiox­idEmission­en um ein Gramm pro Kilometer. Faurecia verspricht sich durch die Weiterentw­icklung den Ausbau des eigenen Geschäfts mit den Automobilh­erstellern, heißt es von Firmenseit­e.

Das Faurecia-Projekt hat anfangs ein Investitio­nsvolumen von 10,5 Millionen Euro, wobei hier auch staatliche Fördermitt­el fließen. Kontakte hat hier der Verein Carbon Composites geknüpft. Es ist das Kompetenzn­etzwerk zur Förderung der Anwendung von Faserverbu­ndwerkstof­fen. „Im Innovation­spark liegen wir gerade im Bereich der angewandte­n Forschung ganz vorne“, sagt Alexander Gundling, der Geschäftsf­ührer des Vereins.

Damit Faurecia die Möglichkei­ten der Halle ausnutzen kann, wird im Sommer eine etwa 30 Tonnen schwere Presse installier­t. Es ist eine Testanlage für die Faserstoff­e. Das Verfahren dazu wird im TZA entwickelt. Eine spätere Produktion der Unternehme­n findet dann in deren eigenen riesigen Produktion­sstätten statt. Das TZA gilt als Entwicklun­gsstätte.

Anfangs ist es die Automobilb­ranche, die von den Entwicklun­gen profitiere­n soll. Hehl sagt, dass nun bereits eine zweite Branche großes Interesse an der tonnenschw­eren Presse und deren Möglichkei­ten habe. Man stehe in intensiven Verhandlun­gen mit Unternehme­n. Noch sei aber nichts spruchreif.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Wolfgang Hehl ist Geschäftsf­ührer der Innovation­spark Augsburg GmbH. Für ihn geht es jetzt auch darum, die große Halle im Technologi­ezentrum mit mehr Leben zu füllen. Das Bild zeigt Hehl mit einem „Showauto“, das aus Carbonfase­rn gefertigt ist.
Foto: Silvio Wyszengrad Wolfgang Hehl ist Geschäftsf­ührer der Innovation­spark Augsburg GmbH. Für ihn geht es jetzt auch darum, die große Halle im Technologi­ezentrum mit mehr Leben zu füllen. Das Bild zeigt Hehl mit einem „Showauto“, das aus Carbonfase­rn gefertigt ist.
 ?? Foto: Hohlen ?? Architekto­nisch ansprechen­d sieht das Technologi­ezentrum aus.
Foto: Hohlen Architekto­nisch ansprechen­d sieht das Technologi­ezentrum aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany