Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Werbeauto“macht bald Platz für Maschinen
Entwicklung Was mit Verbundfaserstoffen alles möglich ist, zeigt sich im Technologiezentrum. Der Konzern Faurecia gibt den Startschuss und investiert schon mal einen Millionenbetrag
Der Innovationspark Augsburg ist das große Areal nahe der Universität. Er liegt unmittelbar an der B 17, das Fußballstadion ist nicht weit davon entfernt. Forschungseinrichtungen und Unternehmen haben sich hier angesiedelt. Herzstück des Projekts ist das Technologiezentrum (TZA). Hier sollen Unternehmen mit wissenschaftlicher Unterstützung Produkte entwickeln, von denen die Firmen am Markt profitieren. Knapp 28 Millionen Euro hat das Technologiezentrum gekostet. 10,5 Millionen kamen vom Freistaat. Eröffnet wurde es im April 2016. Gegenwärtig beträgt die Auslastungsquote etwas knapp 60 Prozent. Insgesamt sind aktuell 315 Mitarbeiter in 37 Unternehmen und Einrichtungen tätig.
Die Büroflächen seien nahezu komplett vermietet, sagt Wolfgang Hehl. Er ist Geschäftsführer der Augsburg Innovationspark GmbH. Wenn mit man ihm über die Entwicklung des TZA spricht, ist der Mann, der stets Fliege trägt, kaum zu bremsen. Vieles läuft super, sagt er. Erst vor Kurzem habe der Standort Augsburg mal wieder erfahren, dass er mit seinen Kompetenzen „zu den fünf Topstandorten“auf der Welt gehöre. In der Vergangenheit gab es im TZA allerdings eine doch etwas größere Baustelle, die auch der Geschäftsführer nicht unbedingt „schönreden“konnte. Die Auslastung einer 45 mal 65 mal großen lichtdurchfluteten Halle ließe zu wünschen übrig. Eine Zeitlang stand lediglich eine große Maschine im Raum. Jetzt haben sich auch noch ein paar Ausstellungsstücke dazugesellt, die verdeutlichen, was mit Kohlenfaserstoff technisch alles möglich ist. Ein „Showauto“, das mit Carbonfasern geschaffen wurde, zieht den Blick des Besuchers schnell auf sich.
Geht es nach Hehl, wird wohl ab Sommer dieses Jahres etwas ganz anderes den Besucher staunen lassen. Dann nämlich soll die Halle mit richtig Leben erfüllt werden. Möglich macht dies der französische Konzern, der sich im TZA bereits mit einem Ingenieurbüro angesiedelt hat. Im zweiten Schritt werden nun in der großen Halle Flächen gemietet, um hier an Maschinen Produkte vorab zu testen, die künftig in Serienfertigung produziert werden sollen. Mehrere Millionen Euro werden nach Firmenangaben in Augsburg investiert.
Faurecia setze gezielt auf den Verbundstoff Carbon, der in der Region Augsburg fest verankert ist, heißt es. Man wollen die Carbonfaser bis Anfang der 2020er Jahre für die Massenproduktion von Fahrzeugen sinnvoll nutzbar machen. Carbonfasern würden dazu beitragen, dass Fahrzeuge künftig leichter werden. Durch Einsatz von Carbonfaser-Verbundwerkstoffen werden Gewichtseinsparungen von bis zu 50 Prozent gegenüber vergleichbaren Bauteilen aus Stahl erzielt, heißt es. Zehn Kilogramm weniger Gewicht reduzierten die KohlendioxidEmissionen um ein Gramm pro Kilometer. Faurecia verspricht sich durch die Weiterentwicklung den Ausbau des eigenen Geschäfts mit den Automobilherstellern, heißt es von Firmenseite.
Das Faurecia-Projekt hat anfangs ein Investitionsvolumen von 10,5 Millionen Euro, wobei hier auch staatliche Fördermittel fließen. Kontakte hat hier der Verein Carbon Composites geknüpft. Es ist das Kompetenznetzwerk zur Förderung der Anwendung von Faserverbundwerkstoffen. „Im Innovationspark liegen wir gerade im Bereich der angewandten Forschung ganz vorne“, sagt Alexander Gundling, der Geschäftsführer des Vereins.
Damit Faurecia die Möglichkeiten der Halle ausnutzen kann, wird im Sommer eine etwa 30 Tonnen schwere Presse installiert. Es ist eine Testanlage für die Faserstoffe. Das Verfahren dazu wird im TZA entwickelt. Eine spätere Produktion der Unternehmen findet dann in deren eigenen riesigen Produktionsstätten statt. Das TZA gilt als Entwicklungsstätte.
Anfangs ist es die Automobilbranche, die von den Entwicklungen profitieren soll. Hehl sagt, dass nun bereits eine zweite Branche großes Interesse an der tonnenschweren Presse und deren Möglichkeiten habe. Man stehe in intensiven Verhandlungen mit Unternehmen. Noch sei aber nichts spruchreif.