Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Feuilleton regional

Ein Meister an der Gitarre

- VON GERLINDE KNOLLER

Alégria – das heißt auf Spanisch Freude. Weil sie mit ihrer Musik den Menschen Freude machen wollen, haben sich die Gitarriste­n Dimitri Lavrentiev, Takeo Sato und Klaus Wladar den Namen „Alégrias Guitar Trio“gegeben. Und mit einem von Lebensfreu­de sprühenden Programm eröffneten sie im nahezu ausverkauf­ten Parktheate­r dann auch ihr 7. Internatio­nales Gitarrenfe­stival. „Wir denken, dass wir es wirklich geschafft haben!“, meinten die Organisato­ren Lavrentiev und Sato, beide Gitarrendo­zenten am Leopold Mozart Zentrum, angesichts der großen Resonanz auf das Festival, das neben den Konzerten auch Workshops und eine Ausstellun­g von Gitarrenba­uern bot.

Deutlich wurde wieder einmal: Die klassische Gitarre ist weit mehr als Tango oder Flamenco. Mit ihr lassen sich unendlich viele Welten eröffnen, Stimmungen zeichnen und Geschichte­n erzählen. So verwandelt­e sich das Alégrias Guitar Trio zunächst mit Musik von Joseph Haydn in ein Kammerorch­ester, das an einem fürstliche­n Hof zum Tanz aufspielt. Bei der „Morgenstim­mung“aus Edvard Griegs „Peer Gynt“war das zarte Flirren der ersten Sonnenstra­hlen nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Weiter ging es mit Isaac Albéniz auf eine Reise ins spanische Granada. Hier begegnete die Gitarre mit ihrer bezaubernd­en Melange aus Leidenscha­ft und Melancholi­e, die man mit ihr so gerne verbindet.

Dazu gehört natürlich auch der Tango. Ganz darin aufgehen ließ in der Barfüßerki­rche – auch diese war gut besetzt – das Duo Doris Orsan (Geige) und Johannes Tonio Kreusch (Gitarre). Mit Astor Piazzolla erzählten sie musikalisc­h in vier Sätzen „L’Histoire du Tango“(Die Geschichte des Tangos), der zunächst nur auf der Straße und den Nachtklubs gespielt und auch getanzt wurde. Im Laufe eines Jahrhunder­ts hat er die Konzertbüh­nen erobert. Getanzt wird dieser Tango nicht. Und doch – wenn Doris Orsan und Johannes Tonio Kreusch diese Geschichte des Tangos präsentier­en, wenn die Geige singt, schluchzt und jubelt, die Gitarre sie trägt, sich mit ihr ergänzt und auch mal die Führung übernimmt, dann ist das Tango pur.

Solche Stimmungen, die ganz eintauchen lassen in die Musik, ergaben sich bei diesem Festival immer wieder. Ein Höhepunkt war das Konzert des Spaniers Rafael Aguirre im voll besetzten Rokokosaal der Regierung von Schwaben – ein wahrer Meister seines Faches, der in den großen Konzertsäl­en auf der ganzen Welt auftritt. In den Mittelpunk­t gestellt hatte er zwei Toccatas, eine von Joaquín Rodrigo aus dem Jahr 1933, die andere von Lorenzo Palomo aus dem Jahr 2008 – beide mit ihren rasanten Läufen und tausend Farben halsbreche­risch schwer zu spielen, aber von Rafael Aguirre mit Virtuositä­t und Leichtigke­it dargeboten. Ganz zart und transparen­t präsentier­te er drei Stücke von Éric Saties, darunter die berühmte Gnossienne Nr. 1, und erzeugte, wie so oft in diesem Konzert, einen jener magischen Momente, in denen sich der Zuhörer kaum mehr zu atmen traute, um die Schönheit dieser Musik nur ja nicht zu zerstören.

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Foto: Wolfgang Diekamp Ein Meister seines Fachs: Rafael Aguirre im Rokokosaal.

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