Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bußgelder so hoch wie Parkgebühren
Verkehr Bei Heimspielen des FCA stellen Fans ihre Autos auch im nahe gelegenen Gögginger Neubaugebiet ab. Zwar ist die Situation besser geworden, die Anwohner wünschen sich dennoch härtere Sanktionen
Der Mann am Steuer des dunklen Mercedes hat es eilig. Er dreht den Wagen so schnell, dass die Reifen auf dem Asphalt quietschen. Dann parkt er das Auto am Rand der schmalen Straße. Zwei Räder stehen auf dem Grünstreifen. Er legt sich noch schnell einen Fanschal des FC Augsburg um, dann ist er weg. Das Spiel im Stadion beginnt. Kurz darauf sind schon die städtischen Parküberwacher da. Unterm Scheibenwischer klemmt ein Strafzettel. Zehn Euro kostet der Parkverstoß.
Es ist Samstagnachmittag, gegen 14.30 Uhr. Im Neubaugebiet südlich der Friedrich-Ebert-Straße ist jetzt mehr Verkehr als sonst. Wie immer vor den Heimspielen des FC Augsburg kurven Autos durch die Spielstraßen und suchen einen Stellplatz. Von hier aus sind es nur rund 900 Meter Fußweg bis zur FußballArena. Es sind auch zahlreiche Autos mit Kennzeichen von auswärts unter den Suchenden – aus dem Ostallgäu, aus München oder dem Landkreis Aichach-Friedberg. Sie hoffen auf einen günstigen, nahe dem Stadion gelegenen Parkplatz.
Für die Anwohner gehört der Suchverkehr an den Heimspiel-Wochenenden längst zum Alltag. Olga Ratke wohnt seit dem Jahr 2006 hier. Eigentlich eine tolle Wohnlage, meint sie. Ihre beiden Kinder können draußen auf der Straße spielen. Es gibt Spielplätze und große Wiesen. Über die Fußball-Fans, die das Wohngebiet als Parkplatz missbrauchen, ärgert sie sich aber bis heute. Die Autos stehen nicht nur überall auf den Grünstreifen. Auch ihre Garageneinfahrt war schon zugeparkt. Und sie ist empört über das Tempo, mit dem die Autos immer wieder durch die Spielstraße rasen. „Ich lasse meine Kinder zu diesen Zeiten nicht allein auf die Straße“, sagt sie. „Das ist mir zu gefährlich.“
Ein Nachbar von ihr ist gerade selbst auf dem Weg zum Spiel des FCA gegen den FC Bayern München. Er sagt: „An den Nachmittagen mit einem Heimspiel kann man eigentlich keinen Besuch empfangen, der mit dem Auto kommt. Es gibt dann keinen freien Parkplatz mehr.“Auch er ärgert sich vor allem über jene Autofahrer, die auch noch zu schnell fahren. Vor einem halben Jahr habe man ihm bei der Stadt ge- sagt, es würden größere Schilder aufgestellt, die auf spielende Kinder hinweisen. Bis jetzt seien die Schilder noch nicht da, sagt er. Aber er hoffe darauf, dass sie noch kommen.
Neu ist das Thema nicht. Seit Jahren gibt es immer wieder Anwohner-Protest gegen die Situation bei den Heimspielen. Die Stadt hat darauf reagiert und ist jetzt immer mit Mitarbeitern des Ordnungsdienstes und der Verkehrsüberwachung vor Ort. Zumindest teilweise scheint das zu wirken. Ein Anwohnerin, die das schöne Frühlingswetter für Gartenarbeiten nutzt, sagt: „Ich habe das Gefühl, es ist besser geworden.“Zum einen werde tatsächlich mehr kontrolliert. Zum anderen werde das Gebiet immer mehr dadurch habe sich die Zahl der freien Flächen stark verringert. Dadurch sei das Gebiet nicht mehr so attraktiv für die Stadionbesucher. Viele private Flächen sind auch mit Ketten und Pollern abgesperrt.
Dass die Situation sich verbessert habe, diese Einschätzung hat man auch bei der Stadt. Die Zahl der Beschwerden sei deutlich zurückgegangen, heißt es. Dennoch bleibe man präsent. Eine Zeitlang standen städtische Mitarbeiter und Ordner des FCA auch an den Einfahrten in das Wohngebiet. Sie sprachen die Autofahrer an und wiesen sie auf alternative Parkmöglichkeiten hin.
Das geschieht am Samstag nicht. Der städtische Ordnungsdienst hat sich aber an einer schmalen Straße platziert, die in den Park und zu den Schrebergärten neben dem Neubaugebiet führt. Sie gilt als Geheimtipp. Tatsächlich darf man in dieser Straße parken. Die Reifen dürfen nur nicht auf dem Grün stehen. Allerdings ist das Sträßchen stets schnell voll. „Heute hatten wir einen neuen Rekord“, sagt ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes.
Um 13.30 Uhr, schon zwei Stunden vor Spielbeginn, war alles zugeparkt. Seine Kollegin zeigt einem Autofahrer die rote Kelle, als er noch in die Straße abbiegen will. Sie sorgt dafür, dass keiner mehr hier rein fährt. Nicht alle Autofahrer sehen das ein. „Immer wieder müssen wir uns deshalb Vorwürfe anhören“, erzählt der Mann vom Ordbebaut, nungsdienst. Vielleicht ist es auch die Höhe der Bußgelder, die nicht gerade dafür sorgt, dass der Respekt vor den Ordnungshütern allzu groß ist. Zehn Euro Verwarnungsgeld verhängen sie in der Regel für das Wildparken in den Spielstraßen. Parken ist hier nur auf gekennzeichneten Flächen erlaubt. Bei Vorsatz sind auch 20 Euro möglich – doch das muss man erst mal nachweisen. Zehn Euro: Das ist dieselbe Summe, die auch auf den regulären Parkplätzen in der Nähe des Stadions als Gebühr kassiert wird. „Wie soll das jemanden abschrecken?“, fragt sich ein Anwohner. „Eigentlich ist es hier sogar besser: Man zahlt gleich viel und hat am Ende beim Wegfahren keinen Stau.“»Kommentar