Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Endlich packt jemand an

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

nicht mehr für einen Hotelbau entwidmet werden.

Auch Meinel-Gauf von der Isaria räumt ein, es sei ein schwierige­s Gelände für eine städtebaul­iche Entwicklun­g, vor allem wegen der unterschie­dlichen rechtliche­n Vorgaben für den Bahnbetrie­b. Auf dem Areal gibt es noch Gleise. Die meisten seien jedoch so alt, dass sie nicht mehr befahrbar seien. Mit Blick auf die Zukunft sagt der Projektent­wickler: „Wir sind guter Dinge.“

Das Augsburger Vorhaben ist eines der größeren Projekte des Münchner Immobilien­unternehme­ns. Warum Isaria auf den Standort setzt, dafür nennt Vorstandsm­itsein glied Stratz Gründe: „Augsburg ist eine aufstreben­de Stadt und ein interessan­ter Markt.“Die Nähe zu München spiele eine wichtige Rolle. Die Kaufpreise für Immobilien seien noch deutlich niedriger als in der Landeshaup­tstadt. Augsburg gilt auch als Stadt mit einer angespannt­en Lage auf dem Wohnungsma­rkt. Der Markt für hunderte neue Wohnungen sei da, so die Isaria. Bislang sei die Industrieb­rache ein „Schandflec­k“, als Wohngebiet sei die Lage zwischen Stadtzentr­um und Messe perfekt, mit einer guten Verkehrs- anbindung – auch nach München. Die Stadt will sich in den nächsten Tagen zu den Plänen äußern.

Es ist noch nicht lange her, da hat sich die Stadt von einem Grundsatz verabschie­det. Danach galt, dass neue Wohngebiet­e innerhalb des bebauten Raumes in Augsburg entstehen sollen, vor allem auf großen Industrie- und Militärbra­chen. Doch weil Augsburg schnell wächst, gingen die Flächen früher aus als erwartet. Deshalb soll nun auf der grünen Wiese das Baugebiet Haunstette­n Südwest entstehen – in Zeiten, in denen über den Flächenfra­ß diskutiert wird.

Dabei gibt es eine Industrieb­rache in Augsburg, die städtebaul­ich eine herausrage­nde Bedeutung hat: das alte Bahngeländ­e im Hochfeld. Es hat eine zentrumsna­he Lage und wäre für ein neues Wohngebiet sehr interessan­t. Auch die heutigen Anwohner im Hochfeld hätten statt eines Niemandsla­ndes endlich ein ansprechen­des Umfeld, das ihr Viertel aufwerten würde.

Weil aber auf den alten DB-Arealen auch Gewerbetre­ibende und Eisenbahnu­nternehmen einen Standort haben, traute sich lange kein Investor an das Gebiet. Eisenbahnr­echt hat Vorrang vor privater Bebauung, eine Befreiung zu erreichen, gilt als langwierig, komplizier­t und ist mit mehr Aufwand und finanziell­en Risiken verbunden als ein Vorhaben auf der grünen Wiese. Vorhandene­s Gewerbe und neues Wohnen zusammenzu­bringen, ist auch nicht einfach.

Immer wieder wurde die Stadt von Experten ermahnt, eine aktivere Rolle zu spielen, um eine Zukunft für dieses Areal zu finden. Der Baureferen­t hat bislang keine rühmliche Rolle gespielt, Visionen zu entwickeln. Nun will ein Münchner Konzern einsteigen, um endlich eine städtebaul­iche Entwicklun­g in Gang zu bringen. Dafür sollte er die Unterstütz­ung der Stadt bekommen. Neue Wohnungen werden dringend gebraucht. Oberbürger­meister Kurt Gribl sagte 2017, als es um die Rettung des Bahnparks und die Schwierigk­eiten auf dem alten Bahngeländ­e ging: „Ich will nicht Totengräbe­r einer künftigen Entwicklun­g sein.“Das kann die Stadt nun beweisen.

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Foto: Ulrich Wagner Die Isaria hat eine große Fläche im Südosten des alten Bahnareals gekauft. Es beginnt am unteren Bildrand an der Firnhabers­tra ße und zieht sich dann an dieser entlang nach Norden.
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