Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Endlich packt jemand an
nicht mehr für einen Hotelbau entwidmet werden.
Auch Meinel-Gauf von der Isaria räumt ein, es sei ein schwieriges Gelände für eine städtebauliche Entwicklung, vor allem wegen der unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben für den Bahnbetrieb. Auf dem Areal gibt es noch Gleise. Die meisten seien jedoch so alt, dass sie nicht mehr befahrbar seien. Mit Blick auf die Zukunft sagt der Projektentwickler: „Wir sind guter Dinge.“
Das Augsburger Vorhaben ist eines der größeren Projekte des Münchner Immobilienunternehmens. Warum Isaria auf den Standort setzt, dafür nennt Vorstandsmitsein glied Stratz Gründe: „Augsburg ist eine aufstrebende Stadt und ein interessanter Markt.“Die Nähe zu München spiele eine wichtige Rolle. Die Kaufpreise für Immobilien seien noch deutlich niedriger als in der Landeshauptstadt. Augsburg gilt auch als Stadt mit einer angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. Der Markt für hunderte neue Wohnungen sei da, so die Isaria. Bislang sei die Industriebrache ein „Schandfleck“, als Wohngebiet sei die Lage zwischen Stadtzentrum und Messe perfekt, mit einer guten Verkehrs- anbindung – auch nach München. Die Stadt will sich in den nächsten Tagen zu den Plänen äußern.
Es ist noch nicht lange her, da hat sich die Stadt von einem Grundsatz verabschiedet. Danach galt, dass neue Wohngebiete innerhalb des bebauten Raumes in Augsburg entstehen sollen, vor allem auf großen Industrie- und Militärbrachen. Doch weil Augsburg schnell wächst, gingen die Flächen früher aus als erwartet. Deshalb soll nun auf der grünen Wiese das Baugebiet Haunstetten Südwest entstehen – in Zeiten, in denen über den Flächenfraß diskutiert wird.
Dabei gibt es eine Industriebrache in Augsburg, die städtebaulich eine herausragende Bedeutung hat: das alte Bahngelände im Hochfeld. Es hat eine zentrumsnahe Lage und wäre für ein neues Wohngebiet sehr interessant. Auch die heutigen Anwohner im Hochfeld hätten statt eines Niemandslandes endlich ein ansprechendes Umfeld, das ihr Viertel aufwerten würde.
Weil aber auf den alten DB-Arealen auch Gewerbetreibende und Eisenbahnunternehmen einen Standort haben, traute sich lange kein Investor an das Gebiet. Eisenbahnrecht hat Vorrang vor privater Bebauung, eine Befreiung zu erreichen, gilt als langwierig, kompliziert und ist mit mehr Aufwand und finanziellen Risiken verbunden als ein Vorhaben auf der grünen Wiese. Vorhandenes Gewerbe und neues Wohnen zusammenzubringen, ist auch nicht einfach.
Immer wieder wurde die Stadt von Experten ermahnt, eine aktivere Rolle zu spielen, um eine Zukunft für dieses Areal zu finden. Der Baureferent hat bislang keine rühmliche Rolle gespielt, Visionen zu entwickeln. Nun will ein Münchner Konzern einsteigen, um endlich eine städtebauliche Entwicklung in Gang zu bringen. Dafür sollte er die Unterstützung der Stadt bekommen. Neue Wohnungen werden dringend gebraucht. Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte 2017, als es um die Rettung des Bahnparks und die Schwierigkeiten auf dem alten Bahngelände ging: „Ich will nicht Totengräber einer künftigen Entwicklung sein.“Das kann die Stadt nun beweisen.